Feldkirchner, Jennifer – Flunkerclub, Der

Lügen darf man nicht – so bringt man es schon kleinen Kindern bei. Und was bei Menschen gilt, zählt auch im Tierreich so, beispielsweise bei den Ratten. Doch manchmal würde man sich ja gerne mal stärker machen, als man ist, man würde gerne Abenteuer erleben, und sei es nur in einer erfundenen Geschichte, oder man würde gerne einen Riesenkäse verputzen können. So geht es auch den vier Rattenfreunden Rita, Rodney, Rüdiger und Ralf. Eines Tages entsteht aus diesem Wunsch heraus der Flunkerclub, so treffen die vier Freunde sich fortan an einem Abend der Woche, um sich gegenseitig etwas vorzuflunkern.

Nach fünf Treffen ist daraus dieses herrliche Buch entstanden, in dem wir von den Abenteuern der vier Ratten hören. Dabei erfahren wir unter anderem, dass Rita eigentlich eine Prinzessin ist, die eines Tages aus ihrem Palast fliehen konnte, allerdings musste sie sich dafür von einem Stück ihres Schwanzes trennen. In Freiheit hat Rita nun schon einige Abenteuer erlebt, so hat sie Erfahrungen beim Bungee Springen gesammelt oder musste sich vor einer großen Überschwemmung retten. In anderen Geschichten treffen wir auf einen Zauberlehrling, der auf der Suche nach dem richtigen Zaubertrick ist, um seine Zauberprüfung zu bestehen, am Ende schließt er mit einem sensationellen bunten Bonbonregen als bester die Prüfung ab. Wir lernen eine stinkende Ratte kennen, die in der Kanalisation lebt, und auch eine Farbratte, die sich bei dem Friseur ihres Vertrauens ihr Fell in ganz exklusiven Farben gestalten lässt. In einer anderen Geschichte wird ein schlecht gelaunter Igel gerettet, in einer anderen entwickelt Ralf als Laborratte Superkräfte.

_Erstunken und erlogen_

Abenteuer wie diese erzählen sich die vier Ratten bei ihren Treffen, auf die sie sich natürlich immer gut vorbereiten und auch riesig freuen. Die Vorfreude ist so groß, dass jeder zuerst seine Geschichte erzählen möchte und deswegen die Reihenfolge der Erzählenden ausgelost werden muss. Manchmal sind es schier unglaubliche Abenteuer, die die Ratten erleben, manchmal sind es aber auch eher lustige Geschichten bzw. merkwürdige Begegnungen. Die Bandbreite an erzählten Geschichten ist riesig, sodass für jeden etwas dabei ist. Die vier Ratten beweisen eine wahnsinnige Kreativität, denn keine der Geschichten ist langweilig, sondern man freut sich auf jede einzelne Anekdote.

Da es sich bei dem „Flunkerclub“ um ein Kinderbuch handelt, können die Kinder beim Lesen oder Zuhören natürlich auch wieder etwas lernen, und zwar nicht nur, dass man eigentlich nicht lügen darf, sondern Kinder lernen hier z. B., was Freundschaft ist, denn in vielen der Geschichten geht es um Hilfsbereitschaft und darum, dass die Ratten sich gegenseitig oder jemand anderem helfen, so retten sie beispielsweise einen Igel, obwohl dieser sie zuvor noch schrecklich beleidigt hat (was man natürlich nicht tun darf!). Aber sofort bringen die Ratten dem Igel besseres Benehmen bei, sodass er lernt, dass man „bitte“ und „danke“ zu sagen hat. Auch dieses können Kinder in diesem Buch mitnehmen. Aber keine Angst: Auch wenn Kinder ganz nebenbei etwas lernen können, steht doch die Unterhaltung im Vordergrund. Alle Geschichten sind absolut lesenswert, sie sind lustig, spannend, abenteuerlich und auf jeden Fall unterhaltsam.

Besonders gelungen ist die Illustration sämtlicher Geschichten, so hat die Autorin Jennifer Feldkirchner alle Abenteuer in Wort und Bild festgehalten, laut Verlagsinfo finden sich 73 Abbildungen in dem Buch. Zudem beginnt jede einzelne Geschichte mit einem kleinen „Rattenlogo“, sodass man schnell den Beginn einer jeden Geschichte findet. Die Zeichnungen untermalen das Erzählte ganz hervorragend, oftmals sind es Schwarz-Weiß-Zeichnungen, sehr häufig aber auch farbenfroh gestaltete Bilder, die dem Leser sofort ins Auge springen. Mit ihrem unvergleichlichen Zeichenstil hat Jennifer Feldkirchner alle Emotionen und Erlebnisse eingefangen. Jede Ratte zeichnet sich durch eine bestimmte Eigenart aus, sei es der gekürzte Schwanz, die kleine Glatze oder die besonders sorgfältig gekämmten Haare. In ihren Gesichtern spiegeln sich in jedem Bild die Emotionen der putzigen Gefährten wider, sei es Freude, Überraschung oder auch mal Angst und Schrecken. Die Zeichnungen sind auf der einen Seite ausdrucksstark, auf der anderen aber auch kindgerecht einfach gehalten, sodass man auch schon jüngeren Kindern die Geschichten vorlesen und ihnen die Bilder zeigen kann. Gerade weil es sich um recht kurze Geschichten handelt – insgesamt erzählen sich die Ratten an fünf Abenden 20 Geschichten – eignen sie sich gut zum Vorlesen.

_Rattenscharf_

Das Buch überzeugt in Wort und Bild auf ganzer Linie. Die Lügenmärchen der Ratten sind einfach nur süß und unterhaltsam, untermalt werden sie von herrlichen Zeichnungen, die oftmals auch farbig gestaltet sind und entsprechend ins Auge fallen. Auch wenn sich „Der Flunkerclub“ zunächst an Kinder wendet, wird auch der erwachsene Leser großartig unterhalten! Schließlich sollte jeder ein wenig das Kind in sich bewahren und sich an solcherlei Lügenmärchen erfreuen können!

|Taschenbuch: 139 Seiten
ISBN-13: 978-3940951724|
[www.verlagpb.de]http://www.verlagpb.de

_Jennifer Feldkirchner bei |Buchwurm.info|:_
[„Paule das kleine Stinktier“ 4931
[„Neue Abenteuer vom kleinen Stinktier Paule“ 5628

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