Felten, Monika / Kristina, Anna / Vaughn, Osanna / Laudahn, Gunther / Jung, Alexander – Feuerpriesterin, Die (Das Erbe der Runen 2)

Bereits mit dem [ersten Band 635 des neuen Zyklus von Monika Felten hatte ich so meine Probleme. „Das Erbe der Runen“, so der Name der aktuellen Reihe der Autorin, die mit ihrer „Elfenfeuer“-Saga zum ersten Mal sehr positiv aufgefallen war, bot eine Menge Potenzial, das jedoch in einer zu offensichtlichen bzw. vorhersehbaren Handlung und dem zu schleppend vorangehenden Erzähltempo ertränkt wurde. Dass man das Buch dennoch einigermaßen gut lesen konnte, lag vor allem an Feltens eindringlichem Erzählstil, der einen schließlich doch noch über die Zeit retette, die maßgeblichen Mängel aber nicht übertünchen konnte.

Im Grunde genommen könnte ich diese Kritik auch beim zweiten Band dieser Serie genau so stehen lassen. Auch „Die Feuerpriesterin“ bewegt sich nur behäbig voran und ist im direkten Vergleich zum Vorgängerbuch sogar noch eine Nummer schwächer ausgefallen, was vor allem daran liegt, dass die im Buch auftretenden Charaktere noch durchschaubarer sind und der Handlung einen großen Teil der Spannung nehmen – sofern diese überhaupt mal im erwünschten Maße zum Vorschein kommt …

_Story_

Ajana hat mit Hilfe ihres Runenamuletts das Land Nymath gerettet und die Nebel wiederbelebt, bleibt aber dennoch in Aufruhr, weil Vhara, die Dienerin des Dunklen Gottes, dies nicht ungesühnt lassen möchte. Erfüllt von einem ungeheuren Rachedurst, schwört sie, die Nebelsängerin ein für allemal zu zerstören, und mit ihr gleich auch die von ihr geschiedenen Uzoma, mit denen sie nach der Niederlage nicht mehr zusammenarbeiten kann. Dazu sind ihr alle Mittel recht, und so beginnt sie mit ihrem Feldzug samt ihrer Feuerwesen, die in Windeseile das halbe Land in Flammen aufgehen lassen.

Die neutral erscheinenden Uzoma hingegen sind zunächst gar nicht in der Lage, sich gegen die Feuerpriesterin zu stellen, geschweige denn überhaupt irgendetwas auszurichten. Nach dem Kampf sind sie in den Nebeln gefangen und drohen zu erfrieren und zu verhungern. Dann treten jedoch plötzlich die Vaughn auf und bieten ihnen ihre Hilfe an. Zusammen mit drei Fürsten der Vereinigten Stämme sollen sie an einer Versammlung teilnehmen, die den Frieden für Nymath garantieren und die Auslöschung des Bösen einleiten soll.

Doch die gnadenlose Vhara durchkreuzt diese Pläne, und bevor das geplante Tribunal stattfinden kann, legt sie die gesamte Region in Schutt und Asche. Überall sind ihre Feuerwesen aktiv und verbrennen alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Ajana tritt ihr schließlich entgegen und macht sich auf, um die Feuerpriesterin mit weiteren Abgeordneten der Stämme zu bekämpfen. Doch dies soll nicht das einzige Problem der Nebelsängerin bleiben: Auch der Dunkle Gott ist wieder aktiv und bedroht Nymath in Abwesenheit der übrigen schlafenden Götter …

_Meine Meinung:_

Wenn man den ersten Band von „Das Erbe der Runen“ bereits gelesen hat – was übrigens nicht dringend erforderlich ist, um in die Geschichte hineinzukommen – wird man sich bereits nach diesem kurzen Überblick vorstellen könne, wie die Erzählung zu Ende gehen wird. Das ist nunmal die große Schwäche, von der auch der zweite Roman aus diesem Zyklus nicht verschont bleibt. Hinzu kommt, dass sich Monika Felten bisweilen auch zu oft an irgendwelchen Belanglosigkeiten aufhält. Es geschehen zwischendurch viele Dinge, die den eigentlichen Plot im Grunde genommen gar nicht voranbringen und lediglich zur Kenntnis genommen werden. So sterben in der ersten Hälfte zum Beispiel einige zunächst wichtig erscheinende Charaktere, die dies aber in letzter Konsequenz dann doch nicht sind. Und da hätten wir direkt auch eine weitere Mangelerscheinung: Die Geschichte kommt einfach nicht so richtig voran. Trotz der Vielzahl der Ereignisse stockt der Hauptstrang immer wieder, und als sich dann endlich eine Art Steigerung ausmachen lässt, ist das Buch auch schon wieder zu Ende, was bei mehr als 500 Seiten ja schon fast Bände spricht. Und ausgerechnet die in Band 1 noch gelobte Stärke, der Erzählstil der Autorin, wird ihr hier zum Verhängnis. Sie verschiebt manchmal die Prioritäten recht ungünstig und hält sich zu lange an Beschreibungen von nicht wirklich interessanten Einzelheiten auf und verschenkt so wichtigen Raum, der ihr zum Ende hin dann fehlt. Selbst der Versuch, durch die Erwähnung einiger nebulöser Personen, die dann später eingeführt werden, Spannung zu erzeugen, schlägt letztendlich fehl, weil das beschriebene Mysterium weitaus unspektakulärer ist, als es hier angedeutet wird.

Zumindest unterlaufen Felten in diesem Werk keine logischen Fehler; alles bleibt schön nachvollziehbar – kein Wunder bei den teilweise sehr ausgiebigen Schilderungen – und wenn man an einen Fantasy-Roman keine großen Ansprüche stellt, wird man hier auch relativ schnell zufrieden sein. Doch beim nach wie vor reichhaltigen Angebot an phantastischer Literatur wird es die preisgekrönte Autorin mit diesem Werk, und letztendlich auch mit dem gesamten Zyklus, schwer haben, vor den kritischen Augen der Leser zu bestehen.

Mein Fazit möchte ich dennoch diplomatisch formulieren: Wer den Zyklus „Das Erbe der Runen“ einmal begonnen hat, und wem die Materie bis dahin gefallen hat, sollte auch „Die Feuerpriesterin“ lesen. Neueinsteigern sei hingegen empfohlen, sich anderweitig umzusehen, denn der Markt gibt weitaus spannenderes Material her als diese Serie. Vielleicht kann mich ja der dritte Band „Der Schrei des Falken“ von Osanna Vaughn am Ende doch noch positiv stimmen, aber nach einem gerade mal ordentlichen und einen recht durchschnittlichen Buch mache ich mir da momentan keine großen Hoffnungen – und bei einem Preis von ca. 20 Euro reicht dann auch die schöne (leider aber sehr kurze) Audio-CD mit Liedern der jungen deutschen Sängerin Anna Kristina als Entschädigung nicht mehr aus …

http://www.daserbederrunen.de/

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