Felten, Monika – Schattenweberin, Die (Das Erbe der Runen 3)

[„Die Nebelsängerin“ 635
[„Die Feuerpriesterin“ 2017
[„Der Schrei des Falken“ 2136

_Story_

Nach langer Zeit herrscht in Nymath wieder Frieden. Das Volk hat sich nach der letzten Schlacht mit den kriegerischen Uzoma versöhnt und betreibt mittlerweile sogar Handel mit den einstigen Feinden. Auch Ajana steht kurz davor, ihren persönlichen Frieden zu finden. Die Rückkehr in ihre Heimat steht kurz bevor, doch der Abschied aus Nymath und besonders die Trennung vom Falkner Keelin fällt ihr schwerer als erhofft.

Als die beiden schließlich einen furchtbaren Streit austragen, bereitet die Nebelsängerin jedoch zügig ihre Abreise vor. Geplagt von düsteren Visionen von ihrer zurückgelassenen Familie, will sie in den nächsten Tagen den Ulvar aufsuchen und mittels seiner magischen Kraft wieder in die alte Welt zurückkehren. Doch ihre Pläne werden auf grausame Weise durchkreuzt. Der Ulvar wird vollkommen zerstört und die Heimkehr nur noch durch das ferne Weltentor in Andaurien möglich.

Gemeinsam mit Abbas bricht sie zu einer weitere beschwerlichen Reise auf und wird ein weiteres Mal in tiefste Finsternis gerissen. In der Wüste Andauriens herrscht nämlich die totgeglaubte Feuerpriesterin Vhara, fest entschlossen, die alten Götter eines Tages doch noch nach Nymath zurückzubringen. Nun ist es an Ajana, die letzte Schlacht in der fremden Welt zu schlagen, Vhara endgültig in die Schranken zu weisen und die Rückkehr der alten Götterkräfte mit aller Macht zu verhindern. Andernfalls ist ihre Hoffnung auf eine künftige Heimkehr für immer zunichte.

_Meine Meinung_

Nun, um es gleich vorweg zu sagen: Von den bisherigen drei Romanen unter dem Serientitel |Das Erbe der Runen| (von denen dieser hier vermutlich auch der letzte ist) ist „Die Schattenweberin“ mit Abstand das beste Werk von Monika Felten. Eigentümlicherweise gelingt es ihr aber auch im Schlussepos ihrer Saga um die Nebelsängerin Ajana nicht, auch nur im Ansatz ihrer Kollegin Osanna Vaughn das Wasser zu reichen, deren zwischenzeitlich veröffentliche „Runen“-Romane „Der Schrei des Falken“ und „Im Auge des Falken“ im Vorbeigehen offenbarten, wie viel Potenzial in dieser Fantasy-Welt steckt, wie leichtfertig man es aber auch wieder verschenken kann, wenn man – wie Felten – nicht dauerhaft dazu imstande ist, eine derartige Story auch in einen mitreißendes, sphärisches Setting einzubetten.

Andererseits sind darauf bezogen aber zumindest in „Die Schattenweberin“ einige deutliche Fortschritte zu erkennen, was sicher auch darauf zurückzuführen ist, dass man mit der grundlegenden Thematik und den einschlägigen Protagonisten bereits vertraut ist und man überhaupt schon eine Beziehung zu Ajana, Keelin und Co. aufgebaut hat. Durch die Änderung der Umgebung – „Die Schattenweberin“ spielt hauptsächlich in Andaurien und kaum mehr in Nymath – öffnen sich währenddessen auch einige erfrischende Möglichkeiten, welche die Autorin weitestgehend nutzt, um das breits im zweiten Band angestaubte Szenario neu zu gestalten.

Allerdings besteht hierin leider auch wieder eine elementare Schwierigkeit, weil jeglicher Raum zur ausufernden Ausschmückung willkommen scheint und es nicht selten vorkommt, dass zu viele Nebensächlichkeiten die Handlung bevölkern. Ständig werden unbekannte Charaktere in den Strang aufgenommen, manche davon jedoch ohne besonderen Wert, und weil sich die Umgebung durch die zahlreichen Wendungen der Geschichte ebenfalls stetig verändert, ist es oftmals nicht wirklich leicht, Elementares und Belangloses zu differenzieren. Letztgenanntes tritt zwar vergleichsweise selten auf, doch in manchen Passagen, so stellt sich später heraus, werden Freiräume schon dafür verwendet, ein wenig von der Haupthandlung abzuschweifen. So viel zu den Rahmenbedingungen.

Rein inhaltlich ist „Die Schattenweberin“ indes ein Roman mit anständigem Potenzial und vielen interessanten, gut ausgeprägten Ideen. Zwar bleiben diverse Aspekte vorhersehbar, wie zum Beispiel die Entwicklung der Beziehung zwischen Ajana und Keelin sowie auch das durchaus spannend inszenierte Ende, aber schneller als noch zuvor ertappt man sich dieses Mal dabei, wie man mit den Protagonisten und ihrem individuellen Schicksal mitfiebert.

Die Hauptdarstellerin hat sich derweil zu einer echten Sympathieträgerin gemausert und trägt die erforderlichen Wesenszüge einer Fantasy-Heldin noch prägnanter in sich. Ihr Mut scheint ungebrochen, ihre Verzweiflung artet nie in Hoffnungslosigkeit aus, und durch ihre manchmal trotzige Haltung bewahrt sie sich ein angenehmes Stück Menschlichkeit. Auch die Darstellung des Bösen ist recht gut gelungen. Phrasen und Klischees sind weder in den Dialogen noch im erdachten Erscheinungsbild anzutreffen, was man aber auch direkt auf das gesamte Buch übertragen kann, welches sich diesbezüglich bis auf die eine oder andere berechnende Szene vornehm zurückhält.

Was am Ende bleibt, ist sicherlich Feltens bester Beitrag zu dieser Reihe und nach den eher bescheidenen vorherigen Episoden dennoch ein würdiger Abschluss einer inhaltlich interessanten, leider aber nicht immer bis ins letzte Detail durchdachten Fantasy-Geschichte. Wer der Autorin und ihren Figuren bis hierhin treu geblieben ist, wird also doch noch für manche Ungereimtheit entschädigt.

http://www.daserbederrunen.de/
http://www.piper-verlag.de/fantasy

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