Anika Flock – Die Kristallwandler

_Die Autorin_

Anika Flock wurde 1974 in Worms geboren, wuchs in der Nibelungenstadt am Rhein auf und machte dort 1994 ihr Abitur. In Mannheim studierte sie Diplom-Anglistik mit den Schwerpunkten Amerikanistik und Betriebswirtschaft. Gleich nach dem Studium schrieb sie eine erste, grobe Fassung der „Kristallwandler“, bis sie eine Stelle als Online-Redakteurin antrat. Ende 2002 wechselte sie wieder in eine geringfügige Beschäftigung, um wieder mehr Zeit für das Schreiben zu finden. Im Februar 2005 veröffentlichte Anika Flock ihre eigene Anthologie namens „Das Auge der Elster“, eine Sammlung tierisch-phantastischer Kurzgeschichten.

_Story_

Die Völker der Koldaren und der Aeniren leben beide in der Welt Naru, wissen aber nichts von der Existenz des jeweils anderen Volkes. Zwischen der Heimat der einzelnen Stämme liegt nämlich ein als lebensgefährlich verrufener Streifen Land namens Sturmbann, der die beiden Seiten trennt. Während die Koldaren auf der vulkanischen Tagseite Narus leben, müssen sich die Aeniren mit der eiseskalten, ungemütlichen Nachtseite dieser Welt zufrieden geben.

Eines Tages mischen sich das Wetter und die Götter, gleichermaßen aber auch die Politiker in das Leben der dort lebenden Menschen ein, und beide Völker sehen sich dazu gezwungen, den gefürchteten Landstreifen aufzusuchen und endlich zu erkunden, was sich darin und dahinter verbirgt. Mittendrin in dieser Bewegung: die Koldarin Meruna und der Aenire Elderas, die unfreiwillig miterleben müssen, wie das Weltbild der beiden Völker unwiderruflich erschüttert wird und sich die Geschichte der Welt Naru komplett ändert.

_Meine Meinung_

Eines muss man vorab schon mal sagen: Ganz unabhängig von der eigentlichen Geschichte ist es manchmal eine ziemliche Qual, dieses unförmige, seltsam aufgebaute Buch zu lesen. Nicht nur das ungewöhnliche Format, sondern vor allem die kleine Schrift auf den recht großen Seiten bereiten einem ständig Probleme, was dazu führt, dass man immer wieder in der Zeile verrutscht und zwischendurch auch schon mal Kopfschmeren bekommt, weil das alles die Wirkung einer absoluten Reizüberflutung entwickelt. Warum nicht einfach die Geschichte auf eine größere Seitenzahl erweitern und den Leser schonen? Das wäre weitaus angenehmer gewesen …

Davon mal abgesehen, ist die Geschichte zwar nicht wirklich genial, aber immerhin recht gut gelungen und auf einem stets guten Niveau angesiedelt. Ein Problem besteht lediglich darin, dass sich Anika Flock immer sehr lange daran aufhält, Landschaftsbilder und Personen ausufernd zu charakterisieren, so dass die Handlung manchmal stockt und zu schleppend vorankommt. Das Erzähltempo ist folglich (gerade zu Beginn) auch ziemlich gering, weshalb man öfter mit sich ringen muss, die Lektüre fortzusetzen.

Die Erzählung als solche hingegen kann sich dann aber doch sehen lassen. Die Geschichte um die Koldarin Meruna und den Aeniren Elderas entwickelt sich nach anfänglichem Stocken sehr gut und bekommt nach gut hundert Seiten dann endlich auch ein gesundes Maß an Spannung verpasst, wobei natürlich erst einmal alles auf die Begegnung mit dem mysteriösen Sturmbann bzw. dem Treffen der beiden unabhängigen Völker hinausläuft. Irgendwann kommt der Moment, da findet man sich endlich in der Phantasiewelt Naru zurecht und bekommt einen Zugang zu den beiden Hautfiguren, ohne dass dieser durch exzessiv betriebene Personen- und Lokalbeschreibungen unterbrochen oder gestört wird. Und so wächst das Ganze dann bis hin zu einem irgendwann schon zu erahnenden, aber dennoch sehr gut inszenierten Finale, das weiterhin einige Fragen offen lässt, den Leser aber dann nach dem harten Kampf durch die anstrengenden Seiten entsprechend belohnt.

Es gibt zwar sicher bessere Romane als „Die Kristallwandler“, und der Aufbau des Buches spricht auch nicht gerade dafür, sich einmal mit dem neuen Roman von Anika Flock auseinander zu setzen, aber insgesamt betrachtet, hat sich das Buch dann doch noch gelohnt und die vielen, zwischendurch aufgekommenen Zweifel ob der Rahmenbedingungen für den Leser vergessen lassen. Mit der entsprechenden Konzentration wird man jedoch die hier aufgeworfenen Hürden meistern – aber auch nur dann!