_Die Eltern von_ Julia Jacobs sind bereits früh durch ungeklärte Unfälle verstorben, und so wachsen Julia und ihre Schwester Janice bei ihrer Tante Rose Jacobs auf. Als Tante Rose plötzlich verstirbt, erwartet Julia eine unangenehme Überraschung: Nachdem es die ganzen Jahre so ausgesehen hat, als hätte Tante Rose sie ihrer Schwester Janice vorgezogen, erbt nun Janice das ganze Vermögen, doch sie bekommt vom Butler Umbero nur einen Brief und einen Schlüssel für ein Bankschließfach in Siena ausgehändigt.
In dem Brief ihrer Tante Rose liest sie, dass ihre Mutter kurz vor ihrem ungeklärten Tod fast ein altes Familienrätsel gelöst hat und einem großen Schatz auf der Spur war. Ebenfalls erfährt sie, dass ihr wahrer Name Giulietta Tolomei und die Geschichte ihrer Ahnen eng mit der von Shakespeares Romeo und Julia verbunden ist.
Um in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten und auch die letzten Geheimnisse und den sagenumwobenen Schatz zu finden, macht Julia sich auf den Weg nach Siena, um die Forschungen ihrer Mutter wieder aufzunehmen.
In dem Bankschießfach findet Julia bzw. Gulietta eine Schatulle, die mit diversen Schriften und einigen Zeichnungen von Giuliettas Mutter gefüllt ist. In ihrem Zimmer schaut sie sich alles genau an und stellt fest, dass die Urgeschichte um Julia und Romeo in Siena stattgefunden hat. Sie lässt bei ihren Nachforschungen nicht locker und gerät in einen Strudel aus Geheimnissen, Verrat, Liebe und Abenteuer.
_Kritik_
Mir ihrem Debütroman „Julia“ hat Anne Fortier gekonnt verschiedene Genres bedient. Zunächst einmal ist er natürlich ein Familienroman, aber auch das historische Genre, eine wunderschöne Liebesgeschichte, Drama und Krimi sind hier vereint.
Der Sprachstil passt sich der Vergangenheit und der Gegenwart an. Spielt die Geschichte in der Vergangenheit, ist er poetisch blumig, spielt sie in der Gegenwart, wirkt er zeitgemäß. Die Erlebnisse von Julia bzw. Giulietta werden aus ihrer Perspektive erzählt, die der Giulietta aus dem 14. Jahrhundert hingegen aus der Perspektive eines Beobachters, was durch diese unterschiedliche Art der Herangehensweise recht ausgereift wirkt.
Mir ihrem Erzählstil schafft es die Autorin, dass der Leser glaubt, sich direkt in Siena zu befinden. Anne Fortier beschreibt die Umgebung so detailreich, dass man sich die Orte und Gebäude bildlich vorstellen kann und Lust darauf bekommt, diese auch tatsächlich zu besuchen.
Gerade in der Geschichte, die in der heutigen Zeit spielt, baut die Autorin einen gelungenen Spannungsbogen auf, der sich beständig steigert. Bis zum Schluss ist man sich nie zu hundert Prozent sicher, wer auf wessen Seite steht. Man kann das Buch aufgrund des Verwirrspiels und des fließenden Schreibstils der Autorin nur schwer aus der Hand legen.
Auch wenn der Part der Giulietta aus dem 14. Jahrhundert dem Leser vermutlich vertraut ist, wird dieser interessant genug aufgebaut, und Lesern, die Shakespeares „Romeo und Julia“ nicht kennen sollten, wird diese romantische Geschichte nähergebracht.
Die Protagonisten aus Gegenwart und Vergangenheit sind ausnahmslos greifbar, lebendig und detailreich konzipiert. Keinesfalls eindimensional, bietet jeder Darsteller eine Fülle von Stärken und Schwächen, die so lebensnah ausgearbeitet sind, dass man sich mit den Personen durchaus identifizieren kann. Auch die Beziehung zwischen Julia bzw. Giulietta und Alessandro (Romeo oder Paris?) ist hervorragend ausgearbeitet und hält den Leser bis zum Schluss in Atem.
In ihrem Nachwort geht die Autorin noch auf die Ursprünge von Romeo und Julia ein – diese Geschichte hat ihre Anfänge wohl tatsächlich in Siena.
_Die Autorin_
Anne Fortier wuchs in Dänemark auf, wo sie im Fach Ideengeschichte promovierte. Mit ihrem Mann, den sie in Oxford kennenlernte, ging sie nach Amerika. Sie war Co-Produzentin von Dokumentarfilmen und lehrte Philosophie und Europäische Geschichte an verschiedenen Universitäten. Sie fühlt sich auf beiden Seiten des Atlantiks zu Hause. Seit der Kindheit von Shakespeares Heldin fasziniert, forschte sie für ihren Roman in Sienas Archiven und Museen. (Verlagsinfo)
_Fazit_
Anne Fortiers Debütroman „Julia“ ist auf jeden Fall zu empfehlen. Leser der verschiedenen Genres kommen voll auf ihre Kosten, und auch die Männerwelt wird diesen Roman durchaus gerne lesen. Mit ihrem Stil hat die Autorin mich voll überzeugt und ich hoffe darauf, noch viel aus ihrer Feder lesen zu können.
|Gebunden: 637 Seiten
Originaltitel: Juliet
Aus dem Amerikanischen von Birgit Moosmüller
ISBN-13: 978-3810506788|
[www.fischerverlage.de/page/krueger]http://www.fischerverlage.de/page/krueger
_Nadine Warnke_