Frenz, Bernd – Bannkrieger

_Rorn ist auf_ Fasanenjagd. Der junge Schmied will seiner Liebsten ein paar Schwanzfedern für einen Fächer verehren. Doch seine Jagd wird von zwei Reitertrupps gestört. Und so gerät der junge Mann unversehens mitten hinein in eine Auseinandersetzung von lebensbedrohlichen Ausmaßen …

_Rorn ist im_ Grunde ein gutmütiger Kerl, trotzdem sollte man es sich gut überlegen, ehe man ihn oder jemanden, der ihm teuer ist, bedroht. Ruppel ist ein eingebildeter Dummkopf, Nispe ein Waschlappen und Mea ein verwöhntes, hochnäsiges Balg. Und Alvin und Bornus sind zwar mit Zerbe verbündet, aber im Gegensatz zum Hormuk nicht auf den Kopf gefallen.

Mehr gibt es zu den Charakteren eigentlich nicht zu sagen. Zerbe ist keine Person, deshalb hat er keinen Charakter, und alle übrigen, sind zwar nachvollziehbar geschildert und teilweise auch durchaus sympathisch, aber mehr als das ist nicht geboten. Einzig die Frage, wer hier eigentlich die Guten und wer die Bösen sind, macht die Figurenkonstellation kurzzeitig interessant. Leider ist die Antwort nur zu bald absehbar.

Auch dem Entwurf seiner Welt hat der Autor bisher nicht allzu viel Mühe angedeihen lassen. Die Vergangenheit wird nur kurz gestreift, die erwähnten Fabelwesen sind alle ausgestorben. Das Einzige, was den Handlungsort noch von einem beliebigen, ländlichen Gebiet in Mitteleuropa unterscheidet, sind die nicht menschliche Leibwächterin Meas und die Magie.

Über das Volk der Phaa erfährt der Leser so gut wie nichts, diese Rasse bleibt völlig auf den Charakter der Leibwächterin beschränkt. Die Magie manifestiert sich in dreierlei Formen. Die Magie der Greifen wird lediglich gestreift. Die Magie der Lederhäuter basiert auf Insekten. Eine interessante Idee, wenn auch aufgrund der Masse gelegentlich leicht unappetitlich. Und dann gibt es da noch die Jadepriester. Ihre Macht ist die einzige, deren Funktionsweise näher erläutert wird. Im Zentrum ihrer Magie steht ein Edelstein namens Schattenjade, den die Jadepriester als Speicher für ihre magischen Kräfte benutzen. Diese gebündelte Macht kann lediglich von der Jadeträgerin eingesetzt werden. Denn nur sie ist unschuldig …

So weit die Theorie. Die Praxis der Handlung sorgt allerdings schon bald für Widersprüche. Nachdem nämlich erst einmal klar war, welche Art von Unschuld für das Wirken der Banne erforderlich ist, fragte ich mich, warum eigentlich alle Mea so wichtig nehmen. Jedes beliebige naive und unwissende Ding könnte sie ersetzen. Zumindest wird nirgendwo ein Grund dafür genannt, warum das nicht möglich sein sollte. Vielleicht war es angesichts dessen besser, dass Bernd Frenz kein Wort darüber verlauten lässt, wie die anderen Formen der Magie funktionierten. Noch besser hätte es mir allerdings gefallen, wenn der Autor diesen grundlegenden Teil seiner Geschichte genauer und sorgfältiger ausgestaltet hätte.

Und nicht nur diesen Teil. Auch sonst lässt die Handlung einige Fragen unbeantwortet. Zum Beispiel, wie der Anführer der Lederhäuter, die Rorns Dorf angegriffen haben, an einen Umhang der ALTEN gekommen ist. Oder wieso die Ruinen der alten Greifenfestungen sich auf einmal von selbst wieder aufbauen. Und wie kommt es, dass in einem Land, das über Berufssoldaten verfügt, ein einfacher Schmied seinen Sohn im Schwertkampf unterrichtet hat? Und dass dieser Sohn später ein besserer Kämpfer ist als nahezu alle Soldaten, denen er über den Weg läuft, und zwar völlig unabhängig von der Tatsache, dass er ein Bannkrieger ist?

Mit anderen Worten, Bernd Frenz hat die äußeren Umstände seiner Geschichte vernachlässigt und sich statt dessen voll auf die Handlung als solche konzentriert. Und obwohl recht früh deutlich wurde, wer hier der eigentliche Feind war, bot die Entwicklung der Ereignisse durchaus immer wieder die eine oder andere kleine Überraschung. Die ganze Heimtücke des gegnerischen Planes zeigte sich tatsächlich erst gegen Ende des Buches. Das ist gut so. Denn so richtig spannend wurde die Geschichte auch nicht. Dafür ging vieles einfach zu glatt, so zum Beispiel Alvins Befreiung oder Rorns Flucht aus dem Thronsaal von Greifenstein.

Möglicherweise lag es aber auch daran, dass der Autor seine vielen Kampfszenen – für die er offenbar ein Faible hat – mit mehr Details ausgestattet hat als den gesamten Rest des Buches. Nicht, dass der Autor sich in Blut und Innereien wälzt, dankenswerterweise ist er in dieser Hinsicht eher zurückhaltend. Dafür beschreibt er so ziemlich jeden Schritt, jeden Handgriff und jede Waffenbewegung, sodass der Ausgang des Kampfes letzten Endes völlig in den Hintergrund rückt. Bei jedem Duell blieb für mich eine Weile die Zeit stehen, und erst, wenn die Sache entschieden war, ging die Geschichte für mich weiter. Vielleicht muß man ein Fechtfan sein, um einer solch präzisen Kampfbeschreibung etwas abzugewinnen.

_Unterm Strich blieb_ bei mir ein durchwachsener Eindruck zurück. Die Charaktere waren ganz nett, boten aber durch ihre mangelnde Tiefe kaum Identifikationspotential. Die Ausarbeitung der Welt war eher fad; der Entwurf der Magie, der ihr ein wenig mehr Farbe hätte verleihen können, wirkte leicht unausgegoren; und zu viele Fäden endeten in der Luft: So gibt es zum Beispiel keinerlei konkrete Verbindung zwischen dem Zeitpunkt der Handlung und der Vergangenheit der Welt, nur Andeutungen. Die Grundidee des Plots fand ich nicht schlecht, und auch die kleinen unvorhergesehenen Wendungen, die die Handlung bot. Das Augenmerk lag aber so sehr auf Rorn und seinen Duellen, dass die Zuspitzung der Situation zum Ende hin völlig an den Rand gedrängt wurde. Ein Showdown war eigentlich nicht vorhanden, und selbst die letzte Attacke auf Rorn verpuffte wirkungslos, weil der Leser zu dem Zeitpunkt bereits weiß, dass das Ungleichgewicht in der Welt wieder behoben ist.

Sprich: eine Menge netter Ansätze, aber großteils so lieblos umgesetzt, als hätte der Autor nur deshalb überhaupt einen Gedanken daran verschwendet, weil er für seine vielen Kampfszenen einen Rahmen brauchte.

Leute mit Insektenphobie sollten dieses Buch ohnehin nicht lesen. Aber auch alle übrigen Leser werden dieser Geschichte wohl nur dann etwas abgewinnen können, wenn sie sich für Schwertkampf interessiert, oder wenn es ihnen genügt, dass eine Handlung eine Menge Action und Bewegung bietet. Wer allerdings mehr von einem Roman erwartet als ein paar blasse Ideenansätze und eher lose wirkende Handlungsfäden, die den einen oder anderen überraschenden Haken schlagen, der dürfte von diesem Buch eher enttäuscht sein.

_Bernd Frenz ist_ studierter Betriebswirtschaftler. 1987 gewann er einen von Wolfgang Hohlbein ausgeschriebenen Kurzgeschichtenwettbewerb, und war seither ununterbrochen produktiv. Seit 1998 ist er hauptberuflich Schriftsteller. Aus seiner Feder stammen Folgen der Serien |Maddrax| und |Perry Rhodan|, diverse Comic-Texte und Romane zu Computerspielen sowie die Fantasytrilogie |Blutorks|. Derzeit schreibt der Autor an seinem ersten Historienroman.

|Taschenbuch: 509 Seiten
ISBN-13: 978-3442268078|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet
[www.berndfrenz.de]http://www.berndfrenz.de

_Bernd Frenz bei |Buchwurm.info|:_
[„S.T.A.L.K.E.R. – Shadow of Chernobyl, Bd. 1: Todeszone“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3555

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