Fröhlich, Susanne – Moppel-Ich

Die Deutschen werden dicker und dicker. Laut einer aktuellen Studie soll inzwischen bereits jeder zweite an Übergewicht leiden – was könnte da also passender sein als ein Diät-Buch? Doch Susanne Fröhlichs „Moppel-Ich“ ist kein typisches Diät-Buch, hier gibt es keine Rezepte zu lesen und auch keine Diät vorgesetzt, nein, hier geht es um das Zwiegespräch mit dem Moppel-Ich, das Susanne Fröhlich während ihrer eigenen (offensichtlich vergangenen) Diät oftmals gehalten hat. Das Moppel-Ich – wer kennt es nicht? – das ist der innere Schweinehund, der einem nach der halben Pizza „gut“ zuredet, dass es nun ja nicht mehr drauf ankomme und man ruhig auch noch die andere Hälfte und das Dessert essen dürfe. Eine Diät könne man immerhin auch morgen anfangen, der heutige Tag sei schließlich mit der ersten Hälfte Pizza bereits ruiniert. Tja, und naiv wie man nun mal ist, möchte man nur allzu gern auf dieses besagte Moppel-Ich hören, das einen immer wieder an einer erfolgreichen Diät hindert.

Wie Susanne Fröhlich richtig erkannt hat – ich kann das aus eigenen leidvollen Erfahrungen bestätigen – ist es tatsächlich das Moppel-Ich, an dem die anvisierte Kleidergröße zwangsläufig scheitern muss. Doch damit soll nun Schluss sein, Fröhlich will den Kampf gegen das eigene Moppel-Ich aufnehmen und schildert in ihrem Diät-Tagebuch von ihren eigenen Abnehmversuchen, die schlussendlich zum Verlust von rund 25 kg geführt haben. Ganz nebenbei erzählt Fröhlich von ihren eigenen unangenehmen Erfahrungen mit dem (Über-)Gewicht, wenn beispielsweise die anprobierte Hose in der Umkleidekabine partout nicht über den Po gehen will und schlussendlich einige Nähte den Anziehversuchen nachgeben müssen oder wenn zickige Schlanke mit ihren spitzen Fragen das Selbstbewusstsein der abnehmenden Dicken erschüttern möchten. Doch Fröhlich will sich von all dem nicht verunsichern oder gar demotivieren lassen, denn sie hat längst erkannt, dass Schlanke ihr den Abnehmerfolg bloß nicht gönnen, weil sie dann zur schlanken Konkurrenz werden könnte. Denn jeder dicke Mensch hat seinen besonderen Status in der Gesellschaft, im Freundeskreis ist es derjenige der dicken und gutmütigen Freundin, die im Bikini garantiert schlechter aussehen wird als man selbst, und auch in der Öffentlichkeit ist es die Rolle der Dicken, gegen die jede andere Frau dann umso schlanker aussehen kann.

In zahlreichen Episoden schildert Susanne Fröhlich uns ihre erfolgreiche Diät, aber sie lässt auch nicht die Rückschläge aus, wenn dann doch die kulinarischen Verlockungen und das Moppel-Ich stärker sind. Aber sie macht Hoffnung darauf, dass ein Rückschlag noch lange nicht das Ende einer Diät sein muss, solange man sich davon nicht so weit deprimieren lässt, dass man instantan die begonnene Diät wieder abbricht. Auch die Analyse des Diät-begleitenden Partners findet Eingang in dieses Buch oder aber die kritische Auseinandersetzung mit heutigen Konfektionsgrößen, die bei gleichem Stoffumfang einen immer erniedrigenderen Namen tragen, denn schon mit Kleidergröße 38 wird man nur schwerlich in die Größe XL in manch einem Geschäft passen, wenn man Fröhlich glauben mag. So ist „Moppel-Ich“ schließlich ein Diät-Potpourri, das viele Seiten (gute wie schlechte) einer Diät aufzeigt und den Leser an die Hand nehmen und dazu motivieren mag, auch sein eigenes Leben und seine Ernährung umzustellen. Erst ganz am Ende berichtet Fröhlich von der Diät, die sie selbst eingeschlagen hat, und beruft sich dabei größtenteils auf die Glyx-Diät. Andere Diät bekommen dagegen im wahrsten Sinne des Wortes ihr Fett weg.

So viel zum Inhalt, an dem man schon erkennen kann, dass sich das vorliegende Buch nur schwer einem Genre zuordnen lässt. Denn es handelt sich dabei weder um einen Roman noch um ein Sachbuch, es gibt keine Romanhandlung, keine fiktiven Figuren, durch deren Leben wir geführt werden, und um sich Sachbuch nennen zu können, fehlen mir persönlich ehrlich gesagt die wissenschaftlich fundierten Fakten. Auf mich macht „Moppel-Ich“ eher den Eindruck eines etwas erweiterten Tagebuchs, das Susanne Fröhlich inzwischen erfolgreich zu viel Geld gemacht hat.

Doch wer soll eigentlich die Zielgruppe für dieses Buch sein? Offensichtlich gehöre ich dazu, denn ich habe den Fehler gemacht, mir das Buch zu kaufen – zugegebenermaßen allerdings unter falschen Voraussetzungen, denn eigentlich hatte ich mir einen lustigen Roman inklusive Romanhandlung darunter vorgestellt. Damit lag ich allerdings weit daneben. Zu „Moppel-Ich“ werden wahrscheinlich all die diätgeplagten Frauen greifen, denen die Hosen vor dem Sommer wieder einmal arg kneifen und bei denen die Bikini-Figur in weiter Ferne liegt. Allerdings wird genau diese Zielgruppe nicht bedient. Denn was hat Frau Fröhlich uns eigentlich zu sagen? Im Grunde genommen nämlich nicht viel und vor allem nichts Neues. Denn dass Sport zu einer Diät dazugehört und dass Frauen größtenteils abnehmen, weil sie in schönere Klamotten passen wollen (die es eben nicht bei Ulla Popken zu kaufen gibt), das ist nun wirklich ein alter Hut. Warum sollte ich also „Moppel-Ich“ lesen? Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Das vorliegende Buch ist weder lustig noch informativ, sodass ich alle diätwilligen Frauen, die ein weiteres Diätbuch lesen wollen, nur vor einem Kauf warnen kann; da sollte man lieber bei Helen Fieldings „Bridget Jones“ bleiben – das ist zwar auch kein wirkliches Diätbuch, aber zumindest eins mit einer sympathischen moppeligen Hauptfigur, die die eigenen Sorgen teilt.

Frau Fröhlich möchte hier wohl ihre eigenen Erfahrungen und einige Episoden aus ihrem bewegten Leben mitteilen. Doch leider versucht sie dies mit ziemlich erzwungenem Humor, der einem beim Lesen das Lächeln im Gesicht gefrieren lässt. Ehrlich gesagt glaube ich, dass selbst Hera Lind humorvoller schreiben kann als Susanne Fröhlich. Fröhlichs Episoden verdienen meistens eher den Stempel „peinlich“ als „lustig“, denn was nutzt mir eine 24-seitige Abhandlung über familiäre Diätbremsen, die mir erklärt, dass Kinder, Ehemann und Mutter dick machen, weil sie jede Diät boykottieren? Immerhin kann man seine Familie schlecht abgeben, wenn man denn eine Diät plant; hinterher mag man dann zwar ein paar Kilo verloren haben, aber auch seine Familie und wahrscheinlich gar die Freunde, wenn man mit der Einstellung an eine Diät herangeht, dass alle von außen die Abnehmversuche ohnehin nicht unterstützen werden.

Unter dem Strich bleibt nur noch einmal festzuhalten, dass man vom „Moppel-Ich“ lieber die Finger lassen sollte. Wer ein gutes Diätbuch sucht, sollte sich direkt ein Buch über die Glyx-Diät kaufen, die im übrigen zum Teil sehr informativ sind, und wer einen lustigen Roman sucht, der findet unzählige bessere und unterhaltsamere Bücher. So war das „Moppel-Ich“ meine erste und mit Sicherheit auch letzte „literarische“ Bekanntschaft, die ich mit Susanne Fröhlich geschlossen habe …

http://www.fischerverlage.de

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