Gajic, Vukasin – Experiment Alpha 1: Einweihung

_Story_

2051, United America: Vor laufenden Fernsehkameras findet ein außerordentliches Experiment statt, welches Millionen Zuschauer am heimischen Bildschirm mitverfolgen können. Ein immenser Fortschritt für die gesamte Menschheit soll das Resultat des Forschungsprojekts sein, doch im entscheidenden Moment bleibt jeglicher Effekt aus. Als sich dann herausstellt, dass die 15.000 Menschen, die in das Experiment involviert waren, allesamt unter Drogen gesetzt wurden, eskaliert die Situation. Demonstranten verwüsten das Labor in Massachusetts und starten vor Ort ein blutiges Massaker, das die gesamte Welt in Atem hält.

Währenddessen in Lissabon: Der junge Alex wird von seinen ehemaligen Gefährten einer Geheimorganisation aufgesucht und in eine finstere Intrige hineingezogen. Mit Drogen vollgepumpt, missbrauchen die alten Kumpel den naiven Alex für ihre korrupten Zwecke und erhoffen sich dabei, den Jungbrunnen, der durch das Experiment entdeckt werden sollte, zu entdecken. Inmitten weiterer Gefechte in Portugals Hauptstadt geht er dem fiesen Petro auf den Leim. Doch bevor er klar sehen kann, scheint sein Schicksal schon besiegelt …

_Meine Meinung_

Mit „Experiment Alpha“ startet der |Splitter|-Verlag parallel zu „Universal War One“ die zweite Science-Fiction-Reihe und damit auch ihre bislang wohl härteste und brutalste Serie. Bereits in der Auftaktstory „Einweihung“ geht es mitunter sehr blutig und äußerst schonungslos zur Sache, so dass der Wahlspruch des Verlags – Comics für Erwachsene – zum ersten Mal ohne Einschränkung angebracht ist.

Inhaltlich beginnt „Experiment Alpha“ indes wahrhaft furios. Spektakuläre Szenarien und gewaltige Bilder zieren bereits die ersten Seiten der recht komplexen Handlung und verführen den Leser sofort in eine faszinierende Zukunftsvision, die das Setting zum Comic-Debüt von Vukasin Gajic bildet. Allerdings scheint diese erste Episode nur ein minimales Puzzleteil zu einer umfassenden Serie zu sein, denn bei all den Geheimnissen, Verstrickungen und Hinterlisten, die der Autor alleine in dieser einleitenden Story aufwirft, bleibt am Schluss Potenzial für ein Epos in Dutzendlänge und eventuell sogar darüber hinaus.

Dies macht „Einweihung“ allerdings auch zu einer recht schwierigen Angelegenheit, denn weil man im Grunde genommen nur einen relativ kleinen Einblick in die Gesamtstory bekommt und nur schwerlich entlarven kann, welche Charaktere nun tatsächlich welche Rolle spielen, kann man das riesige Konstrukt, das hinter der Stoty steckt, noch gar nicht in seiner Gesamtheit erfassen, geschweige denn einordnen. Man sympathisiert zwar zum Ende hin mit dem betrogenen und hintergangenen Alex und dessen vermutlicher Ex-Liebe Ana und hat auch raus, dass Petro und seine Gefährten mit allen Mitteln versuchen, die Vorzüge des Alpha-Experiments für ihre Zwecke zu nutzen, doch was genau dahintersteckt, welche Vorgänge im internationalen Untergrund des Jahres 2051 ablaufen und vor allem, welche Zusammenhänge nun exakt zwischen den Vorfällen in Lissabon und Massachusetts bestehen, bleibt bis zu einem gewissen Punkt verborgen und lässt einzig und allein eine Menge Raum für Spekulationen.

Nichtsdestotrotz geht es in „Experiment Alpha 1: Einweihung“ ziemlich rasant und verdammt actionreich vorwärts. Von der ersten Seite an werden das hohe Erzähltempo aufrechterhalten und die Fronten abgeklärt. Der Effekt ist verblüffend: Bevor man überhaupt eine Ahnung hat, worum es in dieser Serie nun geht, befindet man sich schon mittendrin in einem mitreißenden Science-Fiction-Setting bzw. in der Umgebung zahlreicher zwielichtiger Gestalten und einer Welt voller Rivalitäten und übersinnlichen Ereignissen. Teilweise geht es sogar derart flott voran, dass die einzelnen Sprünge zwischen den unterschiedlichen Schauplätzen der aufregenden Showdowns einige Verständnisprobleme mit sich bringen, was auch die einzige, nennenswerte Kritik an der Handlung ist.

Der Anspruch ist gehörig hoch und Schwierigkeiten sind vorprogrammiert, wenn man nicht jedes Detail in Texten und Zeichnungen in sich aufsaugt. Weil Detailverliebtheit und das gewiefte Spiel mit dem Versteckten und Verborgenen aber eine Stärke von Gajics neuer Reihe sind (zumindest gilt dies für Band 1), macht die konzentrierte und in dieser Intensität etwas längere Auseinandersetzung mit dem Comic auch richtig Spaß, nicht zuletzt wegen des immens hohen Spannungslevels, das der Autor hier erzielt. „Experiment Alpha“ ist hart, verzwickt, aber den ersten Eindrücken zufolge wirklich genial und letztendlich ein weiterer brillanter und vielversprechender Vertreter aus dem gut sortierten Katalog des |Splitter|-Verlags.

Schön, dass es in diesem Genre noch Leute gibt, die mit mutigen Ideen neue Wege einschlagen und sich nicht an gerne verwendeten Klischees aufhalten. Stimmungstechnisch, sprich im Hinblick auf die Atmosphäre hat Vukasin Gajic hier etwas sehr Eigenständiges geschaffen, das ich im Anschluss an die hier besungene Lobeshymne ohne jegliche Bedenken empfehlen möchte – wenn auch an ein vielleicht nicht mehr jugendliches Publikum.

http://www.splitter-verlag.de

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