Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter / Sieper, Marc – Durst! (Offenbarung 23, Folge 15)

_In Berliner Unterwelten: Ausbeuter und Vampire_

Was bisher bloße Verschwörungstheorie war, wird Realität: Die geheimnisvollsten Tragödien, die skrupellosesten Verbrechen werden entschlüsselt. Die Welt wird nicht mehr die gleiche sein, denn auch das letzte Rätselt wird gelöst.

Warum trug der 1998 verstorbene Berliner Hacker Tron ein Schmuckstück in Form eines „Wassermanns“, wo er selbst doch im Sternzeichen der Zwillinge geboren war? Hat das etwas mit seiner einstigen Expedition in die Berliner Unterwelten zu tun – mit den Resten der vergangenen Stadt „Germania“? Was der Student Georg Brand bei seiner Spurensuche dort unten entdeckt, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren. Und macht ihn zum Spielball mächtiger Industrieunternehmen, die das wichtigste Lebensmittel der Welt unter ihre Kontrolle bringen wollen: Wasser …

_Der Autor_

Jan Gaspard ist ein Pseudonym. Der reale Mensch hat immerhin eine Mailadresse – das ist doch schon mal was. Laut Verlag soll der Rechercheur für Unternehmer wie Axel Springer, Ross Perot, Rupert Murdoch und sogar Dick Cheney gearbeitet haben. Wer’s glaubt, sollte ihn engagieren. Er zeichnet für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich.

Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von |LPL records|. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.

1. Staffel von „Offenbarung 23“:
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

2. Staffel:
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

3. Staffel:
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

4. Staffel:
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) [Das Bernsteinzimmer 3887
15) Durst!
16) Krauts und Rüben

Mehr Infos: http://www.offenbarung23.de und http://www.vertraue-niemandem.net

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause |LPL records| kennt. Als da wären:

David Nathan spricht die Hauptfigur Georg Brand alias T-Rex und klingt wie Johnny Depp.
Marie Bierstedt spricht Tatjana Junk alias Nolo, die Freundin von „Tron“, und klingt wie Kirsten Dunst, Kate Beckinsale oder Natalie Portman.
Dagmar Berghoff spricht eine Nachrichtensprecherin und klingt wie Dagmar Berghoff (logo!).
Dietmar Wunder spricht T-Rex‘ besten Kumpel Kim Schmittke und klingt wie Cuba Gooding jr. oder Adam Sandler.
Wille Behm: Klaus-Dieter Klebsch klingt nach Alec Baldwin oder Gabriel Byrne.
Sigi Marggraf: Norman Matt klingt wie Cillian Murphy oder Jonathan Rhys-Meyers.
Detlef Bierstedt spricht den Reporter Kai Sickmann und klingt wie George Clooney.
Benjamin Völz spricht Tron alias Boris F. und klingt wie Keanu Reeves oder James Spader.
Friedrich Schoenfelder spricht die „Stimme der Wahrheit“ und klingt wie David Niven.
Helmut Krauss ist der Erzähler und hört sich verdächtig nach Marlon Brando oder Samuel L. Jackson an.

_Vorgeschichte_

Der Berliner Informatikstudent Georg Brand, in Hackerkreisen als „T-Rex“ bekannt, ist auf eine Verbindung zwischen dem besten deutschen Hacker Boris F. alias „Tron“, und dem Rapper Tupac Shakur gestoßen. Alle möglichen Leute, die Geheimnisse aufdecken oder vertuschen wollen, interessieren sich auf einmal für T-Rex. Während Georg mit Trons ehemaliger Freundin Tatjana Junk alias Nolo anbandelt, meldet sich Tron quasi aus dem Jenseits: Er ist seit 1998 offiziell tot. Ist er das wirklich? Jedenfalls gibt Nolo ihrem Freund Georg eine „Chiffre“ nach der anderen in die Hand. Chiffren sind eine Umschreibung für Hinweise auf die Geheimnisse, die Tron vor seinem Tod aufgedeckt hat – brisanter Stoff sozusagen.

_Handlung_

Der PROLOG versetzt uns in eine allseits bekannte Vampirszenerie. Der Obervampir begrüßt seine „Kinder der Nacht“ und bittet sie, den edlen „roten Trank“ zu genießen, von dem wir bereits ahnen, um was es sich handelt. Der Obermacker begrüßt sodann die Abgesandten des wahren Herrschers der Welt, wer auch immer das sein mag. Schließlich eröffnet er den „danse noir“. Das Fest kann beginnen. Insgeheim jedoch schickt er seinen „Ritter“ Marggraf aus, um das prophezeite „Kind des großen Nichts“ zu schützen …

Die Nachrichtensprecherin Dagmar Berghoff berichtet, dass der Rohstoff Wasser immer wertvoller wird und der Bedarf der Menschheit pro Jahr um 2 bis 3 Prozent steige. Berechnungen hätten ergeben, dass im Jahr 2025 ein Drittel der Menschheit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser mehr hätte.

Georg Brand ist immer noch bei seiner Freundin Nolo und futtert ihre schmackhaften Spaghetti. Er wusste bislang nicht, dass man Basilikum als Aufputschmittel verwenden kann. Als er sich in den Finger schneidet, lutscht sie das Blut genüsslich ab, so dass er auf dumme Gedanken kommt. Ist Nolo eine Kräuterhexe oder gar ein Vampir?

Als er sie nach der Herkunft ihres Bernsteinanhängers fragt, antwortet sie, Tron, ihr Ex, habe ihn vom „Verein Berliner Unterwelten“ bekommen, d. h. er fand ihn auf einer der geführten Exkursionen, die der Verein anbietet, und zwar in einem alten Bunker. Berlin ist übersät mit Bunkern aus dem letzten Weltkrieg. Georg ist fasziniert von der Idee, seinem Vorbild nachzueifern und schlägt eine solche Exkursion vor. Nolo stimmt zu. Sie ist ebenfalls neugierig, was es in der Tiefe zu finden gibt.

Als im Museum des Vereins ihr Führer Wille Behm auftaucht, können sie endlich losmarschieren. Die U-Bahn rumpelt unweit durch die Tunnel, und auch das alte „Germania“, Hitlers geplante Welthauptstadt, ist in Resten zu besichtigen. Wie sich herausstellt, kannte Behm auch Tron und erzählt, dass sich der Hacker Sorgen machte wegen der Privatisierung der Berliner Wasserwerke, die kurz nach seinem Tod im Jahr 1999 erfolgte. Seitdem seien die Wasserpreise um rund 30 Prozent gestiegen, berichtet Behm. Steht dies in Zusammenhang mit dem Wassermann-Zeichen auf Nolos Bernsteinmedaillon? Denn Trons eigenes Sternzeichen waren die Zwillinge.

Die Führung endet in Raum Nr. 23. Sofort denkt Georg an den gleichnamigen Film über den Hacker Karl Koch. Ein Omen? Das Licht geht aus! Behm und Nolo verschwinden! Ein grünlich phosphoreszierendes Licht erscheint und jagt Georg Angst ein. In diesem Licht sieht Behm aus wie ein Vampir. Dann rennt Georg auf das Licht zu – und voll in eine Mauer. Jetzt wird’s wirklich zappenduster …

_Mein Eindruck_

Die Unterwelt ist nur ein thematischer Ausgangspunkt für die beiden Hauptthemen, die daran angeknüpft werden, aber zugegebenermaßen ein spannender und unheimlicher. Daher passt er zum Thema, das bereits im Prolog angeschnitten wird: Vampirismus. Die Frage ist natürlich: Gibt es wirklich Vampire, und wenn ja, worin besteht dann ihr Vampirismus? Glauben die Leute wie der Obervampir und sein Abgesandter Marggraf nur, dass sie Vampire sind, und sind in Wahrheit etwas anderes, nämlich Opfer einer Krankheit? All dies wird im Verlauf der verschlungenen weiteren Handlung erörtert und zu einem gewissen Grad aufgeklärt.

Das zweite Hauptthema hat Wille Behm bereits angesprochen: Wasser. Es wird immer teurer. Aber warum nur – fällt es doch fast jeden Tag kostenlos vom Himmel. Doch Tron hat die Zeichen der Zeit erkannt: Die Privatisierung der Wasserwerke in London und Berlin hat den Wasserpreis in die Höhe getrieben. Und was das Perfide daran ist: Die Verluste, welche die neuen Eigentümer der Wasserwerke bei der Instandhaltung des Netzes angeblich machen, müssen aus dem Säckel des Steuerzahlers ausgeglichen werden. Dabei streichen die Eigentümer eine Rendite von 8 Prozent im Jahr ein. Unsereins zahlt also zweimal: erstens fürs kostbare Nass und zweitens für die Verteiler desselben. Wir bescheißen uns also selbst. Das ist eine der interessantesten Aussagen der gesamten Serie und wirklich einer Recherche wert.

Auf praktisch jeder Flasche Mineralwasser steht, dass dieses Wasser „enteisent“ wurde. Der Grund, so erfährt Georg vom Reporter Sickmann, ist der angeblich schlechte Geschmack des Eisens, aber vor allem dessen rötliche Farbe. Diese Farbe erinnert nicht von ungefähr an menschliches Blut, denn erst durch den Eisengehalt in den Blutkörperchen, dem Hämoglobin, werden diese rot gefärbt. Das Hämoglobin ist für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich.

Was aber passiert bei Anämie? Bei den davon betroffenen Kranken mangelt es am Hämoglobin und sie sehen bleich aus – wie Vampire. Durch Zufuhr gesunden Blutes könnte dieser Mangel ausgeglichen werden, glauben Mediziner und „Vampire“. Siehe dazu den PROLOG. Dass Vampire Bluttrinker sind, hängt einfach nur mit ihrer Anämie zusammen. Doch woher rührt die Anämie, will Georg wissen. Tja, teils von der Stoffwechselkrankheit Porphyrie, die von Bleivergiftung herrührt, Blei, wie es früher in alten Wasserleitungen verwendet wurde und zu Hämoglobinmangel führte. Aber warum nicht auch von der Enteisenung des Wassers, antwortet Sickmann, denn die Wirkung ist die gleiche.

Fazit: Das Wasser, das uns die Wasserkonzerne wie RWE noch zukommen lassen, ist so enteisent, dass es uns zu „Vampiren“ macht. Und der daraus resultierende Sauerstoffmangel macht uns dumm. Was den Mächtigen der Welt vielleicht nicht unrecht ist, um uns besser beherrschen und lenken zu können. Und Dumme kaufen jede Menge Sachen, die sie nicht brauchen, und glauben Dinge, die barer Unsinn sind. Bereits anderthalb Menschen leiden an Eisenmangel, behauptet Wille Behm. Und es werden täglich mehr. Warum und wozu? Georg will es herausfinden.

Und wer nun wissen möchte, wo die gute Nolo abgeblieben ist, muss das Hörspiel schon selbst anhören.

_Unterm Strich_

Das 74 Minuten lange Hörspiel hat mich auf weite Strecken recht gut unterhalten und informiert, und ich fand die Lösung auf das Rätsel der Vampire nicht nur interessant, sondern sogar einleuchtend. Da könnte man glatt Verfolgungswahn bekommen. Und ich höre schon den Slogan der Serie im Ohr: „Es ist alles wahr!“ Diesmal gibt es sogar so etwas wie Action und Horror. Man bleibt aber doch ziemlich auf dem Teppich und steigt nicht in Horrormythen ein, wie es die |Lübbe-Audio|-Serie „Vampira“ tun darf.

|74 Minuten auf 1 CD|
http://www.lpl.de
http://www.offenbarung-23.de
http://www.luebbe-audio.de

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