George, Elizabeth – Gott schütze dieses Haus

|Jahrhundertelang hat ein Nest im englischen Yorkshire im Dornröschenschlaf verbracht – bis ein brutaler Mord die Spinnweben für alle Bewohner zerreißt. Denn der Dorfpfarrer, Pater Hart, macht eine grauenvolle Entdeckung: William Theys, eines seiner treuesten Schäfchen und hoch angesehenes Gemeindemitglied, liegt enthauptet in seiner Scheune. Neben ihm kauert seine leicht debile neunzehnjährige Tochter, die sagt: „Ich hab’s getan.“ Dann verstummt sie …

Ein Fall für Scotland Yard, das ein höchst ungleiches Team zur Aufklärung des Verbrechens schickt: Inspektor Thomas Lynley, attraktiv, weltmännisch, galant, und seine Mitarbeiterin Barbara Havers, ein hässliches Entlein, das sich neben dem charmanten Lynley noch plumper und unbeholfener vorkommt. In nervenaufreibender Kleinarbeit entwirren die beiden ein dunkles Netz, das die Abgründe hinter einer biederen Fassade von Wohlanständigkeit kaschiert, entlarven eine grausige Wahrheit, die mehr als ein Leben zerstört hat . . .|

„Gott schütze diess Haus“ war mein erster Krimi von Elizabeth George – und sie hat mich sofort „gepackt“, die Affinität zu dieser Autorin, die meisterhaft psychologisch zu erzählen weiß, und das in geschickt verwobenen Handlungssträngen. Geschickt aus dem Grund, dass sich der tatsächliche Mordplot dezent im Hintergrund abspielt und der Krimi dennoch mit einem Cliffhanger aufwartet, der sich lesen lassen kann.

Pater Hart, der Seelsorger des kleines Dorfes in Yorkshire, in dem die Handlung spielt, findet eines Tages den Bauern William Teys erhängt in seiner Scheune vor. Der zweifache, alleinerziehende und sehr religiöse Mann ist ermordet, genauer: enthauptet worden. Seine jüngere, dickliche Tochter Roberta sitzt neben ihm, gesteht den Mord zwar, spricht aber fortan kein einziges Wort mehr.

Inspektor Lynley – ein bei Elizabeth Goerge immer wiederkehrender Charakter – und seine neue – und spröde – Partnerin Barbara Havers, die in den Streifendienst strafversetzt wurde, ermitteln in diesem Fall. Beide gehen zuerst recht misstrauisch miteinander um, von gegenseitigen Vorurteilen geprägt. Barbara hält den adeligen Vorgesetzten für einen Schönling und Frauenheld, Lynley sie wiederum für stur und schwierig. Doch Lynleys schöner Schein trügt, denn auch er hat mit emotionalen Problemen zu kämpfen, da sein bester Freund Simon Lynleys Ex-Verlobte Deborah geheiratet hat, und der Inspektor zu allem Überfluss die beiden am Tatort trifft, wo sie ihre Flitterwochen verbringen.

Schnell wird erkennbar, dass es die Autorin vortrefflich versteht, vielschichtige Charaktere zu erschaffen.
So ist Inspektor Thomas Lynley gutaussehend, erfolgreich im Beruf und bei den Frauen. Er ist intelligent, begütert, charmant, aber er ist auch feinfühlig und verwundbar. Das zeigt sich darin, wie sehr er um die Frau seines Herzens, die er verloren hat, trauert.
Seine neue Partnerin Seargent Barbara Havers hingegen wirkt auf den ersten Blick wie eine unattraktive, unsichere Frau, die von Selbstzweifeln geplagt wird, aber bei genauerem Hinsehen einen glasklaren Verstand besitzt.
Im Laufe des Handlung entwickelt sich zwischen Lynley und ihr so etwas wie Freundschaft, was das einzig Vorhersehbare des Buches ist. Gewürzt wird dieser Plot aber mit der Vergangenheitsbewältigung von Barbara Havers, die mit persönlicher Nähe ihre Probleme hat, und den Spannungen zwischen den beiden konträren Charakteren.

Die beiden nehmen das ganze Dorf unter die Lupe und stoßen bei ihrer Recherche auf einige Hinweise der familiären Vergangenheit des Toten. So befindet sich in dem Haus des Ermordeten eine Art Gedenkschrein für Williams Teys Frau Tessa, eines der Zimmer ist unbewohnt, in einem Fotoalbum sind etliche Bilder, auf denen ein Gesicht fehlt, und Robertas Schwester Gillian, die ihrer Mutter sehr ähnlich sieht, hat im Alter von sechzehn Jahren das Haus verlassen hat.

Das alles wirft Fragen auf, auch nach möglichen Tatmotiven, denn niemand glaubt so recht an Robertas Geständnis. Auch der Neffe des Ermordeten, ein Maler von Keldale, der mit dem Ermordeten in Streit geraten war, ebenso Tessas neuer Mann oder seine älteste Tochter geraten in den Kreis der Verdächtigen.

Der Leser wird von der Autorin mit außerordentliche Raffinesse auf immer wieder neue Fährten in dieser verstrickten Familienstory geschickt, die mit dem überraschenden Ende einen absoluten Höhepunkt präsentiert.

Bei diesem Krimi stimmt einfach alles! Denn wie immer verwischen sich bei Elizabeth George Realität und Fiktion, was gerade dieses Werk so interessant macht. Absolut empfehlenswert!

Schreibe einen Kommentar