Giesa, Werner K. / Tippner, Thomas – Professor Zamorra 1: Die Quelle des Lebens

Die erste Folge der Hörspielserie nach der gleichnamigen Heftromanserie aus dem |Bastei|-Verlag ist der erste Teil des Jubiläums-Vierteilers, der mit Band 500 begonnen hat.

Professor Zamorra und Nicole Duval besuchen ihren Freund Bryant ap Llewellyn, der bald sterben wird, um in seinem eigenen Sohn wiedergeboren zu werden. Doch merkwürdige Träume plagen den Parapsychologen, und sein alter Freund Bryant hat für den Dämonenjäger eine Überraschung auf Lager, die Zamorra nicht so leicht verkraftet. Erinnerungen überwältigen ihn, die einst verdrängt wurden. Erinnerungen an den Weg zu der Quelle des Lebens, wo er gemeinsam mit Torre Gerret um die Unsterblichkeit kämpfen musste. Ein Kampf um Leben und Tod und nur einer würde das Privileg erhalten, das Wasser der Quelle trinken zu dürfen. Doch welchen Reiz bietet ihm die Unsterblichkeit, wenn die Frau, die er liebt, an seiner Seite altert und er ewige Jugend besitzt?

_Meine Meinung:_

Seit der erfolgreichen Neuvertonung der Serie „John Sinclair“ wurden immer wieder Stimmen laut, die auch vehement eine „Zamorra“-Hörspielserie forderten, und der Chefautor Werner K. Giesa verlor sich meistens in mystischen Andeutungen, ließ aber auch durchblicken, dass über ein solches Projekt nachgedacht werden würde. Der Boom der Hörspiele und Hörbücher wuchs stetig an, und so war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch die zweitgrößte Mystery-Serie Deutschlands den Weg in die heimischen CD-Player finden würde. Die Lizenz erhielt |Canora Media|, das aufstrebende junge Label, welches auch den „Orden“ herausgebracht hat. Doch eine Serie wie „Professor Zamorra“ auf den Markt zu bringen, gestaltet sich nicht als ganz so einfach, wie man gemeinhin denken könnte.

Als Erstes stellt sich natürlich die Frage nach der Vorlage. Die ersten Romane waren eine lose Aneinanderreihung von Einzelabenteuern von mehr oder minder durchschnittlicher bis schlechter Qualität, doch später wurden die Romane schlagartig zyklischer und immer verwinkelter. Schließlich fällte man in Absprache mit W. K. Giesa die Entscheidung, den Jubiläumsband 500 als erste Hörspielfolge zu produzieren. Hier wird ein wichtiges Kapitel in dem Leben Zamorras aufgeschlagen, und auch einige wichtige Figuren werden vorgestellt, ohne dass die Handlung bereits zu komplex erscheint. Natürlich ist die neue Hörspielserie in erster Linie für Fans interessant, doch auch Neueinsteiger und Mystery-Freunde sollten den einen oder anderen Lauscher riskieren.

Hier sind zunächst die Sprecher von Interesse, und hier hat |Canora| eine gute Mischung aus bekannten Stimmen der Hörspielbranche und relativ unbekannten Namen zusammengestellt. Erzähler der Geschichten ist Henry König, der den legendären Russen Iwan Kunaritschew in den „Larry Brent“-Hörspielen gesprochen und in der Gruselreihe „Die Psi-Akten“ bereits Erfahrungen als Erzähler unheimlicher Storys gesammelt hat. Die Hauptrolle erhielt Gerhart Hinze, dessen Stimme zunächst gewöhnungsbedürftig klingt, sich aber im Laufe der Handlung immer mehr festigt und sehr gut zu dem Titelhelden passt. Ebenso verhält es sich mit Ghada Al Akel als Nicole Duval. Es ist erfrischend zu hören, dass keine bekannten Synchronsprecher genommen wurden, die mit bestimmten Schauspielern oder Rollen assoziiert werden. Bei dem Dämonenjäger-Pärchen gab es natürlich eine gewisse Erwartungshaltung, da sich jeder die Stimme seiner Helden anders vorstellt und es bereits in den „John Sinclair“-Hörspielen eine Besetzung der beiden Rollen gab. Damals hat Douglas Welbat den Parapsychologen gesprochen und Katja Brügger dessen Gefährtin. Hinze und Akel stehen den beiden Mimen in nichts nach und machen ihre Sache wirklich ausgezeichnet. Mit Rainer Schmitt als Bryant Saris ap Llewellyn wurde ein weiteres Hörspielurgestein gewonnen, nämlich „Larry Brent“ selbst, nur leider klingt die auf alt getrimmte Stimme des ansonsten wirklich herausragenden Sprechers zu bemüht und stellenweise wie Yoda, ohne die falsche Grammatik natürlich. Glücklicherweise gibt es auch einige Vergangenheitspassagen, wo Schmitt unverfälscht und jugendlich sprechen darf. Andreas „David Hasselhoff“ von der Meden hat die Rolle von Butler William erhalten und Robert Missler mimt den Wirt McMour. Alles in allem eine sehr gute und abwechslungsreiche Besetzungsliste.

Die Musik von Carsten Bohm ist leider ein großes Manko des Hörspiels. Obwohl sehr klangvoll, passt sie häufig einfach nicht zum Geschehen. Deutlich wird dies, als die Hüterin der Quelle Zamorra eine unheilschwangere Prophezeiung vermittelt und danach fröhliche, beschwingte Klänge ertönen. Die Effekte sind ordentlich, aber aufgrund der wenigen Action-Sequenzen konnte hier noch nicht das ganze Potenzial der Datenbanken von |Canora Media| ausgeschöpft werden.

Das Skript von Thomas Tippner hält sich wirklich dicht an die Vorlage und dürfte jedem Fan ein Leuchten in die Augen zaubern. Neueinsteigern hingegen könnte die erste Folge ein wenig langweilig erscheinen, da sie einen nicht unbeträchtlichen Krimi-Einschlag besitzt. Doch das Hörspiel verfügt über einen gelungenen Cliffhanger und macht auf jeden Fall Lust auf den zweiten Teil. Wie es nach den ersten vier Folgen weitergehen wird, steht noch in den Sternen. |Canora Media| ließ allerdings durchblicken, dass es mit Zyklen weitergehen wird. Bleibt zu hoffen, dass die Serie ein Erfolg wird und noch viele weitere Umsetzungen erscheinen werden.

Äußerlich präsentiert sich die neue Serie in einem sehr ansprechenden Gewand. Das Layout passt sich den Romanen an und das Logo ist einprägsam und treffend. Die Illustration von Alexander von Wieding orientiert sich stark an den Romanheftcovern, besitzt aber einen eindeutigen comichaften Stil, der allerdings gut zu den Hörspielen passt. Das Booklet selbst bietet dem Hörer dafür nur sehr wenige Informationen. Hier wären gerade für Einsteiger Fakten rund um „Professor Zamorra“ wünschenswert gewesen.

_Fazit:_

„Die Quelle des Lebens“ ist eine sehr gute Vertonung des 500. ZAMORRA-Abenteuers. Frische unverbrauchte Sprecher und ein spannendes Skript versprechen eine knappe Stunde Hörvergnügen. Leider ist die Musik nicht immer angemessen und auch die eine oder andere Rolle wurde ein wenig überzogen dargestellt, doch unterm Strich betrachtet ist das erste Hörspiel der langerwarteten „Professor Zamorra“-Hörspielserie hervorragend gelungen, auch wenn Fans weitaus mehr Freude an der CD haben werden als Hörer, die die Romane nicht kennen.

http://www.canora-media.de

_Florian Hilleberg_

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