Wim Gijsen – Wendekreise (Deirdre 1)

Die |Deirdre|-Trilogie:

1. Band: [„Wendekreise
2. Band: [„Die Sandrose
3. Band: [„Im Reich der Zauberinnen“

Ein Juwel europäischer Fantasy

Mit der Deirdre-Trilogie hat Gijsen ein Juwel europäischer Fantasy geschrieben, das sich einfallsreich und wohltuend von der Einheitskost amerikanischer Fantasy abhebt. Mag der erste Band noch nicht besonders rasant sein, so entschädigen dafür doch die beiden Folgenbände durch mehr Action.

Der Autor

Wim Gijsen (1898-1990) ist einer der bekanntesten niederländischen Autoren. In Deutschland erschienen seine Science-Fiction-Romane „Die Ersten von Rissan“ (1980) und „Die Könige der Vorzeit“ sowie die Fantasy-Romane um Iskander den Traumdieb (alle bei Heyne). „Die Sandrose“ ist der zweite Band in der Trilogie um die junge Frau Deirdre, die dazu berufen scheint, die seit Jahrtausenden gespaltenen Völker, die um das Lavendelmeer herum siedeln, wieder zu versöhnen.

Der Rissan-Zyklus
1980: Die Ersten von Rissan, Originaltitel: De Eersten Van Rissan
1981: Die Könige der Vorzeit, Originaltitel: De Koningen Van Weleer

Der Traumdieb-Zyklus
1982: Iskander der Traumdieb, Originaltitel: Iskander de Dromendief
1983: Das Haus des Wolfs, Originaltitel: Het Huis van de Wolf

Handlung

Deirdre wurde als Kind von einer alten weisen Frau prophezeit, dass sie das Schicksal der Völker bewegen werde. Nun ja, im ersten Teil der Trilogie, „Wendekreise“, sieht ihr Leben nicht unbedingt danach aus. Sie lebt halbwegs zufrieden im Tempel der Göttin, als sie die Nachricht erhält, dass ihr im Sterben liegender Vater sie ruft. Trotz des Verbots verlässt sie den Tempel, um nach Hause zu eilen. Ihr Vater ist schon tot, doch sie kann für sich einen bedeutenden Teil des Erbes ergattern. Damit zieht sie in die „große Stadt“ Chelle.

Als ahnungslosem Landei kommt es ihr gelegen, dass sich eine junge Diebin ihrer annimmt. Sie werden ein Liebespaar. Doch Deirdre hat Pläne, und sie trennt sich von der jungen Frau. Sie macht mit ihrem Erbe ein Geschäft auf, das bald floriert. Bald halten Freier um ihre Hand an, die sie jedoch samt und sonders abweist. Das ist ein Fehler, denn besonders einem Kaufmann macht ihr Geschäft Konkurrenz. Er schwärzt sie an, und Deirdre wird gegen ihren Willen in die Leibeigenschaft gezwungen und muss sich im Tempel der Göttin prostituieren …

Mein Eindruck

Gijsen stellt uns das Innenleben seiner Figuren lebendig und detailliert vor, sodass ihre Handlungen weitaus plausibler erscheinen als der Aktionismus in US-Fantasy. Der innerste Antrieb Deirdres ist ja nicht Geldgier und Suche nach Vergnügen, auch nicht die Rettung der Welt, sondern der Dienst an der lebendigen Göttin, die sie für sich auserkoren hat. Dieser feste Glaube Deirdres bestimmt ihre Handlungsweise, und soll sie nicht lächerlich oder absurd erscheinen, muss ihr Glaube plausibel und seriös dargestellt werden. Dies artet jedoch nicht in innere Monologe aus, wie man vielleicht meinen könnte. Vielmehr zeigt sich Deirdres Einstellung in den Dialogen und Auseinandersetzungen mit ihrer Umgebung. Dass sie zum Liebesdienst unter dem Dach der Göttin gezwungen wird, ist eine ironische Umkehrung der rechten Verhältnisse, an der offenbar die verdrehten Chauvi-Männer in Deirdres Umgebung schuld sind.

Dass in Lure, jenseits der Berge, Männer unter der Herrschaft der Frauen stöhnen, ist eine ironische Inversion der Chelle-Verhältnisse. Doch dieser Zustand, das zeigt Gijsen deutlich, ist ebenso bedauernswert wie die Kultur Chelles. Bleibt also noch der Aufbau eines dritten utopischen Weges: Dies lässt die „Deirdre“-Trilogie als logische Konsequenz offen.

Taschenbuch: 333 Seiten
Originaltitel: Keerkringen (1985)
Aus dem Niederländischen übertragen von Hildegard Höhr
ISBN-13: 978-3453156043
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www.heyne.de

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