Gnann, Nathalie – Einhornblut (Weltenwanderer 4)

_Inhalt_

Es gibt ein uraltes Bündnis zwischen den Einhörnern, den Wölfen und den Menschen: Nach einem langen Krieg unter den drei Völkern gab es eine Einigung darauf, dass die Einhörner und die Wölfe den Wald bevölkern, während die Menschen aufgrund ihrer hohen Zahl das restliche Land für sich in Anspruch nehmen. Der Friedenspakt besagt auch, dass sich die drei Völker gegenseitig nicht angreifen dürfen …

Als das Einhornmädchen Nienna nachts durch den Wald streift, trifft sie auf eine Jagdgesellschaft, die sie beinahe zu Tode hetzt. Völlig erschöpft und verwundet wird sie von Ferris, einem Wolfsmenschen, zurück in ihr Dorf gebracht, wo die schreckliche Neuigkeit schnell die Runde macht. Da zudem noch Niennas Bruder Cewal vermisst wird, ist schnelles Handeln gefragt. Der Häuptling des Einhornclans beruft eine Versammlung mit den Wölfen ein und schickt daraufhin Nienna und Ferris nach Melduin, in die Hauptstadt der Menschen, um dort den Truchsess von dem Verstoß gegen das Bündnis zu unterrichten und Cewal zu finden. In Melduin erwartet die beiden allerdings eine bittere Wahrheit …

_Eindrücke_

„Einhornblut“ ist der vierte Band einer Kurzromanreihe, die beim |Arcanum|-Fantasy-Verlag unter dem Thema „Weltenwanderer“ erschien. Jeder beteiligte Autor hat, unabhängig von den anderen Kurzromanen, eine völlig eigene Geschichte dazu geschrieben, und somit sind die einzelnen Hefte allesamt als eigenständiges Werk anzusehen. Man muss also keinen der vorherigen Heftromane kennen, um „Einhornblut“ verstehen zu können.

In „Einhornblut“ erzählt Nathalie Gnann eine schöne und kurzweilige Geschichte über Einhörner und Wölfe, die sich gegen die Feindseligkeit der Menschen wehren müssen. Allerdings sind die Einhörner hier nicht nur einfache magische Pferde, genauso wenig wie die Wölfe einfache Tiere sind: Beide Völker sind dazu in der Lage, sich in Menschen zu verwandeln. Das ist zwar nicht gerade etwas völlig Innovatives im Fantasygenre, aber dennoch nichts allzu Bekanntes. Gerade Einhörner spielen, aus welchen Gründen auch immer, mittlerweile generell eher selten eine Rolle in Fantasybüchern, sodass die Autorin mit ihrer Geschichte ein klassisches, aber schon fast vergessenes Fabelwesen wieder zum Leben erweckt hat.

Die beiden Protagonisten der Erzählung sind Nienna und Ferris. Die Mühe, die sich Nathalie Gnann mit ihrer Charakterzeichnung gegeben hat, ist eindeutig erkennbar. Obwohl ihre Geschichte so kurz ist, erweckt sie ihre Protagonisten zum Leben, sodass der Leser stets mit den beiden mitfiebert. Nienna ist eine sehr zarte Kreatur, die allerdings Mut besitzt und ihren Willen durchzusetzen weiß. Ferris hingegen übernimmt die typischen Charakterzüge eines Wolfes.

Allerdings gibt es in Einhornblut auch einige Schwächen, die sich insbesondere im Schreibstil zeigen. Gnanns Erzählstil ist noch ein bisschen unsicher, und an ihm merkt man besonders, dass sich die Autorin noch am Anfang ihrer Schreibkarriere befindet. Sie vertieft sich immer wieder zu sehr in poetische Beschreibungen, die zwar an manchen Stellen noch ganz schön wirken können, irgendwann aber doch zu übertrieben und kitschig sind. In manchen Szenen, insbesondere dann, wenn ernste Angelegenheiten besprochen werden müssen, wirkt die Figurenrede auch etwas zu steif und nicht lebendig genug.

Auch Klischees findet man in „Einhornblut“ leider immer wieder. Die liebevolle und fürsorgliche Mutter, der strenge Vater. Nienna ist die Tochter des Häuptlings vom Einhornclan, Ferris der Sohn des Clanführers der Wölfe. Es gibt einen tyrannischen und bösartigen Truchsess. Wer sich in der Fantasyliteratur auskennt, der wird einige dieser Muster schnell wiedererkennen.

Was ich auch etwas schade fand, war das offene Ende. Die eigentliche Mission haben Nienna und Ferris zwar erfüllt, aber es bleibt noch sehr viel Stoff für eine Fortsetzung übrig, die es allerdings, so weit ich weiß, nicht geben wird. Die Seitenanzahl, welche die Geschichte haben durfte, war leider zu begrenzt, als dass man das Ende noch etwas besser hätte abrunden können. Auch viele Fragen, die man sich während des Lesens gestellt hat, bleiben offen.

_Fazit_

Bis auf einige Schwächen handelt es sich bei „Einhornblut“ um eine unterhaltsame Fantasygeschichte, die insbesondere Fans der klassischen Fantasyliteratur ansprechen dürfte.

_Nathalie Gnann_

Nathalie Gnann wurde am 18. Juli 1989 in Rottweil geboren. Schon früh entdeckte sie ihre Leidenschaft für phantastische Literatur, woraufhin sie sich schon bald selbst am Schreiben versuchte. Erste Erfolge erfuhr sie, als die ein oder andere Kurzgeschichte in einer Anthologie erschien. Ihr erster Heftroman, „Einhornblut“, erschien in der Kurzroman-Reihe „Weltenwanderer“, einem Wettbewerb des |Arcanum|-Fantasy-Verlags. Momentan studiert sie Musikwissenschaft und Germanistik in Bonn.

|71 Seiten
ISBN-13: 978-3-939139-34-8|

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