Goingback, Owl – Crota

_Inhalt:_

Es wird Crota genannt … und es ist erwacht. Sheriff Skip Harding wird zum Schauplatz eines Doppelmordes gerufen, der alles in den Schatten stellt, was er bisher gesehen hat: Die Leichen sind schauderhaft zugerichtet und regelrecht in Stücke gerissen.

Allgemein hält man es für das Werk eines Bären. Doch der Schamane Jay Little Hawk, im bürgerlichen Beruf ein Wildhüter, weiß es besser: Es ist Crota, eine blutrünstige Bestie aus Legenden seines Volkes – die besagen, dass Crota eines Tages erwachen und sein Blutdurst keine Grenzen kennen wird. Und dieser Tag scheint gekommen …

_Meine Meinung:_

Tief in der Erde, aus einer frühen Zeit erwacht, lauert das Böse – ein Unwesen, das Menschen mordet, weil es sie hasst. Der Stoff, aus dem die Horrorträume sind und leben! Nichts Neues, möchte man meinen, doch das könnte man bei jedem Buch sagen, das heutzutage die Leserschaft erreicht. Die Kunst besteht mittlerweile darin, Althergebrachtes mit Neuem zu verquicken, und das ist in „Crota“ bestens gelungen.

Als Opener des Romans dient ein brutaler Doppelmord. Die Handlung beginnt somit mit Pauken und Trompeten und zieht den Leser sofort in das Geschehen. Somit ist Owl Goingback schon der erste Schritt des kleinen Autoren-Einmaleins gelungen, denn die ersten Worte binden den Leser an das Buch oder nicht. Hier ist es Ersteres.

Sheriff Skip Harding bekommt es mit einem Fall zu tun, der alles andere als alltäglich ist – auch in der Brutalität, mit der die Opfer getötet und förmlich ausgeweidet wurden. Und nichts scheint an diesem Fall „gewöhnlich“. Denn selbst als Harding dem Ungeheuer begegnet, das für die Morde – den ersten beiden folgen schnell weitere – verantwortlich zu sein scheint, stellt sich ihm die Frage, ob ihn eine Halluzination heimgesucht hat, denn was er gesehen hat, kann einfach nicht der Realität entsprechen. Aber schnell stellt sich heraus, dass dem doch so ist, und so beginnt der Sheriff, „Ursachenforschung“ zu betreiben. Dabei stehen ihm Strong Eagle, ein weiser Indianer, und Little Hawk, dessen Großmutter Indianerin war, zur Seite.

Dem entgegen wirkt sein Hilfssheriff, der selbst scharf auf den Posten des Sheriffs ist und sich eigenmächtig mit einigen Männern hinab in die Tiefen begibt, in denen der „Crota“ hausen soll. Ein gefährliches Unterfangen, bei dem die Männer mehr als eine Überraschung erleben.

Die Handlung verdichtet sich besonders ab Hälfte des Bandes, wenn immer mehr Erinnerungsfragmente einzelner Charaktere eingewoben werden und „Crota“ zu einem runden Buch machen, das eher in das Genre „Mystery-Thriller“ gehört, da es perfekt Brücken zwischen dem Mystischen und einem gehörigen Nervenkitzel schlägt. Owl Goingbacks Stil ist eine gute Mischung aus „gehobener Alltagssprache“ und „horrorlastigen Szenerien“. Der Autor spielt gekonnt mit Spannungsrhythmen, die mal moderat daherkommen und dann innerhalb weniger Zeilen anziehen. Die Romanhandlung ist eine ausgereifte Verquickung von düsterem Thrill, profilierten Charakteren und der Mythologie der Indianer. Letztere hätte noch mehr in den Roman einfließen dürfen. Die verschiedenen Handlungsstränge sind allesamt straff aufgebaut und spannend geschrieben – der Roman weist nur eine Länge auf: Das ist der Teil, in dem die Polizeiarbeit allzu detailliert beschrieben wird – was den Lesefluss leider in diesem Part etwas hemmt. Aber das ist das einzige kleine Manko in diesem unterhaltsamen und stimmungsvollen Band.

Zur Aufmachung bliebe zu sagen: Wie immer liefert der |Otherworld|-Verlag sehr gute Qualität ab. Die großformatigen Hardcovers sind wahre Sammlerstücke; im Falle von „Crota“ mit einem sehr ansprechenden und stimmigen Covermotiv und einem sauberen Blocksatz auf dem Backcover, das darüber hinaus noch eine kleine Grafik (Ausschnitt des Covermotivs) ziert. Entfernt man den Schutzumschlag, findet sich ein edler roter Einband mit Goldschrift, der durch seine schlichte Eleganz zu überzeugen weiß. Auch im Innenbereich wurde ansprechend gearbeitet, sei es die Papierqualität, die Innengrafik oder der augenfreundliche Satz. Der Titel weist somit auch handwerklich – bis auf erfreulich wenige Patzer des Lekorates – zu überzeugen. Und einmal mehr wird erkennbar, dass sich die Bücher des |Otherworld|-Verlages durchaus mit den Produkten der Großverlage messen können. Wer nicht nur „fast-lecture“ sucht, sondern nach dem Lesegenuss auch ansprechende Bücher in seinem Regal zu stehen haben möchte, der ist bei diesem Verlag an der besten Adresse.

_Fazit:_ „Crota“ ist ein atmosphärischer Mystery-Thriller, der an die frühen King-Romane und Dean Koontz erinnert – und doch eine eigene „Sprache“ besitzt. Für jeden Leser des guten Horrors empfehlenswert.

|Originaltitel: Crota, USA, 1996
Otherworld, Graz, 2007
ISBN 9783950218534
Aus dem Amerikanischen von Michael Krug
Titelillustration und Innenillustrationen von Jan Balaz
Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 300 Seiten Paperback Großformat|
http://www.otherworld-verlag.com

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