Gratton, Tessa – Blood Magic

_Drusilla hat vor_ nicht allzu langer Zeit ihre Eltern in einer riesigen Blutlache auf dem Boden des Arbeitszimmers gefunden. Seither ist sie ziemlich durch den Wind, aber sie weigert sich, wie alle anderen zu glauben, dass ihr Vater dieses Blutbad angerichtet hat. Als sie eines Tages ein geheimnisvolles Buch vor dem Haus findet, scheint sich ihre Überzeugung zu bestätigen. Nick, der Sohn ihrer neuen Nachbarn, ist allerdings nicht begeistert davon, dass Silla die Anweisungen aus dem Buch befolgt …

_Das war das erste Mal_, dass ich ein Buch vor allem deshalb gelesen habe, weil mir das Cover so gut gefallen hat. Na gut, der Klappentext klang auch nicht schlecht. Allerdings hat er ziemlich untertrieben. Von einem Tropfen Blut war da die Rede. Aber hier wird nicht getropft, hier wird gepfützt! Selbst das Schlachten eines Kaninchens ist eine ziemlich triefende Angelegenheit. Das fand ich dann doch zu viel des Guten.

Immerhin, der Plot als solcher war nicht schlecht angelegt. Denn wenn es stimmt, dass Sillas Vater sich nicht selbst umgebracht hat, wer war es dann? Und warum? Und was hat es mit dem seltsamen Verhalten von Nicholas Mutter auf sich? Die Antworten auf all diese Fragen enthüllen sich Schritt für Schritt im Laufe der Geschichte und ergeben allmählich ein interessantes Netz von Ursache und Wirkung, das über hundert Jahre in die Vergangenheit reicht. Tessa Gratton hat dieses Geheimnis und seine Lösung sauber aufgebaut, alles ist plausibel und nachvollziehbar. Spätestens ab dem Moment, wo Silla das erste Mal mit einer besessenen Person konfrontiert ist, wird es auch zunehmend spannend, und der Showdown kann sich durchaus sehen lassen.

Die Hauptcharaktere, um die die Autorin ihre Geschichte gesponnen hat, sind natürlich Silla und Nick. Silla ist siebzehn, und der Schock über den Tod ihrer Eltern sowie ihre Faszination hinsichtlich der Magie sind gut herausgearbeitet. Auch ihr Faible fürs Schauspielern wird recht deutlich. Nick dagegen bleibt eher blass. Er mag seine Stiefmutter nicht, er mag die neue Stadt nicht, in die er gezogen ist, und vor allem mag er die Magie nicht, seiner Mutter wegen, an deren Schicksal er immer noch knabbert. Die Einzige, der er mag, ist Silla, die dafür aber gleich richtig. Nur, für echte Tiefe hat das nicht gereicht, weil sich die Romanze zwischen den beiden viel zu schnell entwickelt. Sie fallen sich bereits um den Hals, da haben sie noch kaum zehn Sätze miteinander gewechselt. Da fehlte definitiv die Substanz.

Der interessanteste Charakter war deshalb die Antagonistin. Zur Abwechslung ist der Bösewicht mal kein machtbesessener Möchtegernweltherrscher, sondern einfach nur eine Frau, die sich vor allem und fast ausschließlich durch ihren Egoismus auszeichnet. Ihre Wünsche und Ziele sind das Einzige, was zählt. Was das den Rest der Welt kostet, ist ihr herzlich egal. Das gilt sogar für ihren Lebensgefährten.

_Insgesamt war_ der Gesamteindruck also ein wenig durchwachsen. Tessa Gratton hat eine interessante Geschichte abgeliefert. Das allmähliche Aufdecken der Vergangenheit und das Lösen der verschiedenen Rätsel, sowohl das im Zusammenhang mit Sillas Eltern als auch das um Nicks Mutter, waren wirklich gut ausgedacht und erzählt. Auch die Idee der Magie hat was, selbst wenn die Autorin es mit der Menge an Blut und Tod für meinen Geschmack zu sehr übertrieben hat. Was ich nicht so gelungen fand, war die Liebesgeschichte zwischen Silla und Nick. Ihre ständige Knutscherei fand ich genauso übertrieben wie das viele Blutgetriefe, nicht nur, weil hier eine echte Basis fehlte, sondern auch, weil gleichzeitig die Beziehung zwischen Silla und ihrer besten Freundin Wendy so fadenscheinig daherkam, obwohl sie viel älter ist als die Romanze. Und welche Rolle spielte eigentlich der Diakon in dieser Geschichte? Zwar hat er Silla das Buch zukommen lassen, aber danach war er wieder völlig von der Bildfläche verschwunden, als ob ihn der Ausgang des Ganzen gar nicht kümmerte, sodass ich mich fragte, warum er sich überhaupt eingemischt hat? Und warum ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt und nicht schon viel früher?

Abschließend möchte ich noch feststellen, dass ich die Altersangabe ab 13 Jahren für recht gewagt halte. Vielleicht unterschätze ich die heutige Jugend und den Grad ihrer Abgebrühtheit, aber trotzdem schwappt meiner Ansicht nach für 13-jährige Leser zu viel Blut aus den Seiten, und auch das Öffnen von Gräbern und das Schänden von Leichen muss in dem Alter nicht unbedingt zur Lektüre gehören.

_Tessa Grattons Vater_ war bei der US Navy. So wurde die Autorin in Japan geboren und hat ihre Kindheit auf Reisen um die halbe Welt verbracht, bis sie als Studentin in Kansas hängen blieb, wo sie noch immer lebt. „Blood Magic“ ist ihr erster Roman, derzeit schreibt sie an einem Zweiten, der im Sommer nächsten Jahres erscheinen soll.

|Gebundene Ausgabe: 443 Seiten
Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 13 Jahre
Deutsch von Anne Brauner
ISBN-13: 978-3570152867|
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