_Inhalt_
Wie die Geschichte beim „Engel“-Rollenspiel weitergeht, war nach den beiden Romanen der „Der Schwur des Sommerkönigs“-Reihe schon klar: Die Angelitische Kirche versucht, die ungläubigen der britischen Inseln zu bekehren oder zu töten. Damit nun die Ereignisse rund um die Eroberung der britischen Inseln auch in der heimischen „Engel“-Runde gespielt werden können, ist mit „De Bello Britannico“ der dazugehörige Quellenband erschienen.
Das Hauptaugenmerk dieses Quellenbandes ist sicherlich darauf gelegt, dem Spielleiter die Kultur der Briten und deren Gesellschaftsordnung näher zu bringen, um sie später glaubhaft darstellen zu können, denn diese ist nicht gerade einfach. Die kirchliche Macht liegt in der Hand der Dru, die den Kontakt und die Besänftigung der Geisterwelt (Traumsaat) übernehmen. Denen gegenüber stehen die Thanes, die die weltliche Herrschaft unter sich aufteilen. Insgesamt unterscheidet sich die Gesellschaftsordnung so extrem von der schon bekannten auf dem angelitischen Festland, dass eine Darstellung ohne diesen Quellenband kaum möglich scheint.
Selbstverständlich sind auch hier wieder die Geheimnisse, die hinter der Fassade stecken, das wirklich Interessante, und daher ist dieser Band abermals weniger für Spieler geeignet, da diese sich wohl selber den Spaß nehmen würden, wie übrigens bei fast jedem Band des „Engel“-Rollenspiels. Ich persönlich fände in diesem Zusammenhang eine Art „Spieler-Handbuch“ recht praktisch, aber ich schweife ab.
Der nächst wichtige Teil des Buches ist dem britannischen Krieg gewidmet (wen wundert’s, bei dem Titel). Hier wird nicht nur der gesamte Verlauf des Krieges chronologisch erzählt, sondern auch die verschiedenen Taktiken der Kontrahenten relativ detailliert beschrieben. Hieraus ergibt sich eine Fülle an verschiedenen Abenteuerideen und Plots für verschiedene Kampagnen rund um den Eroberungsfeldzug oder auch nach dessen Ende. Ergänzend hierzu ist natürlich auch wieder ein ausführliches „Dramatis Personae“ enthalten, das speziell für Freunde der Romane ein besonderes Schmankerl darstellt, da einige Personen der Romanreihe (z. B. der Sarielit Joel) darin vorkommen.
Des Weiteren werden nun auch die Sarieliten, die himmlischen Chöre, endlich näher vorgestellt und sind somit auch als Spielercharaktere verfügbar. Dass die flügellosen Engel jetzt aber nicht mehr nur für die musikalische Unterhaltung von Pontifex Maximus Petrus Secundus zuständig sind, sondern mittlerweile einem angelitischen Geheimdienst gleichen, macht die Sache im Kontext des Krieges zusätzlich interessant. Die Vorstellung des Ordens ist zwar nicht so ausführlich wie in den Ordensbüchern der anderen Engelsorden, aber trotzdem durchaus ausreichend, denn neben den verschiedenen Mächten (und die sind nicht ganz ohne!) werden auch die Strukturen (Fraktionen, Politik, Geheimnisse etc.) innerhalb des Ordens sehr plastisch erläutert, was auch eine tiefer gehende Spielweise ermöglicht.
_Mein Eindruck_
Mit „De Bello Britannico“ ist dem |Feder & Schwert|-Team wieder einmal eine interessante Erweiterung des „Engel“-Universums gelungen. Die Aufmachung des Bandes ist wie gewohnt sehr ansprechend, auch wenn er anders als die „Mater Ecclesia“ nur einen Softcover-Einband hat. Besonders hilfreich sind hier die sehr gelungenen Bilder der Dru, der Thanes und des mystischen Sommerkönigs, die die Vorstellung und die Darstellung derselben doch erheblich erleichtern.
Die wichtigste Frage ist natürlich: Wie wichtig und nützlich ist dieser Quellenband für eine „Engel“-Runde? Diese Frage ist sehr einfach zu beantworten: Wer den britannischen Krieg spielleiten möchte, für den ist dieser Band essenziell. Wer damit nichts zu tun haben möchte, kann sich die Anschaffung eigentlich sparen, allerdings muss er dann auch auf die Regeln für den Orden der Sarieliten verzichten, die aber momentan sowieso hauptsächlich in Britannien zum Einsatz kommen.
Der Krieg wird chronologisch aufgearbeitet, was es dem Spielleiter ermöglicht, selber zu entscheiden, in welcher Phase er seine Schar involvieren möchte. Dies könnte schon beim Bau des Superschlachtschiffes „Terra Nova“ sein, in der alles entscheidenden Schlacht, oder in einem Gefangenenlager für festgenommene Britonen. Auch rein gesellschaftliche Abenteuer, etwa zu Propagandazwecken, sind durchaus denkbar.
Selbstverständlich können auch menschliche Charaktere bei allerlei verschiedenen Einsätzen verkörpert werden, zum Beispiel in Begleitung eines sarielitischen Spiones. Hier gibt es noch unzählige Variationsmöglichkeiten mehr als bei einer gewöhnlichen Engelsschar, die ja aufgrund ihrer Flügel relativ limitiert ist. Natürlich wäre auch das Spielen eines britonischen Soldaten oder Freischärlers denkbar und durchaus sehr fordernd, sowohl für den Spielleiter als auch für die Spieler. Eine sehr schöne weitere Variante im „Engel“-Rollenspiel ergibt sich durch die Möglichkeit, einen Sarieliten zu spielen, da die „normalen“ Engel schon sehr festgelegt sind und natürlich leicht erkannt werden, was Geheimmissionen und Räuber-und-Gendarm-Abenteuer schon sehr schwer macht. Daher sind nun neue Variationsmöglichkeiten gegeben.
Die Geheimnisse, die hinter den Dru und dem Sommerkönig stecken, sind zudem sehr interessant gewählt und bilden so in etwa das Gegenstück zur angelitischen Kirche, auch wenn die Möglichkeiten natürlich um einiges beschränkter sind.
_Fazit_
„De Bello Britannico“ ist eine sehr gelungene Erweiterung der „Engel“-Reihe und für Spielleiter, die die Invasion der britannischen Inseln nacherzählen wollen, ein absoluter Pflichtkauf. Wer sich dafür nicht interessiert, braucht den Quellenband nicht unbedingt, wird aber trotzdem seine Freude an dem Orden der Sarieliten haben.
http://www.feder-und-schwert.com/
Ergänzend:
[Engel-Grundregelwerk 2.0 1876
[Mater Ecclesia 2046
[Terra Nova: Der Schwur des Sommerkönigs 1 1533
[Terra Incognita: Der Schwur des Sommerkönigs 2 2283