Griffiths-Karger, Marion – Tod am Maschteich

In der Nähe von Hannover wird eine stark entstellte Frauenleiche gefunden. Das Gesicht ist so zertrümmert, dass eine Identifikation nicht möglich ist, zudem fehlt von den Händen der Toten jede Spur. Hauptkommissarin Charlotte Wiegand übernimmt die Ermittlungen, ist anfangs aber ratlos angesichts der schrecklichen Tat. Kurz darauf taucht die nächste Frauenleiche auf – dieses Mal direkt in Hannover. Wie hat der Mörder die Leiche am Maschteich ungesehen abladen können? Und wie konnte er es wagen, die Postkartenidylle des schönen Parks am Neuen Rathaus zu zerstören?

Doch das sind nicht Charlotte Wiegands einzige Sorgen, denn nach und nach werden immer mehr vermisste Frauen gemeldet. Wie hängen die Vermisstenfälle mit den aufgefundenen Leichen zusammen? Handelt es sich um die gleichen Frauen? Spuren gibt es wenige, erst als die Obduktion der beiden Leichen ergibt, dass die Frauen durch Insulin gestorben sind, erhält die Polizei den ersten wichtigen Anhaltspunkt. Denn Insulin gibt es nur auf Rezept. Folglich klappern die ermittelnden Beamten Apotheken und Arztpraxen ab, um zu prüfen, ob jemand außergewöhnlich viel Insulin verlangt hat. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn der Mörder ruht nicht.

Derweil zweifelt Charlotte Wiegand an sich selbst: In ihrer Wohnung gehen merkwürdige Dinge vor sich. Mal ist die Balkontür nicht richtig geschlossen, dann wiederum liegt ein Buch aufgeschlagen auf dem Regal, das sie seit Jahren nicht mehr in der Hand gehabt hat. Eines Tages findet sie ihren Fön völlig verkokelt im Badezimmer. Hat sie tatsächlich vergessen, ihren eigenen Fön auszustellen? Oder stimmt mit der Elektrik in der Wohnung etwas nicht?

Die Polizei tappt im Dunkeln und merkt nicht, dass ihre Hauptkommissarin ins Visier des Mörders geraten ist, denn eines Tages ist Charlotte Wiegand spurlos verschwunden …

_Zerstörte Postkartenidylle_

Die Autorin Marion Griffiths-Karger lebt selbst mit ihrer Familie seit fast zwanzig Jahren in der Nähe von Hannover. So fällt es ihr nicht schwer, ihren Kriminalroman mit allerlei Lokalkolorit rund um die niedersächsische Hauptstadt zu spicken. So lebt Hauptkommissarin Charlotte Wiegand beispielsweise in Laatzen, im Süden Hannovers. Und dort laufen auch alle Spuren zusammen, die auf den Täter hinweisen. Des Mittags zieht es Charlotte Wiegand gern zum Essen in die stimmungsvolle Markthalle, aber auch wenn sie ihre Freundin trifft, so klappern die beiden Frauen die Hannoveraner Innenstadt ab. Allerdings fand ich es schon etwas merkwürdig, welch weite Wege die beiden Frauen an einem typischen Samstagnachmittag und -abend zurücklegen, wenn sie in der Ernst-August-Galerie am Hauptbahnhof shoppen gehen, sie in der Ständigen Vertretung direkt am Aegidientorplatz zu Mittag essen, sie anschließend im Ernst-August-Brauhaus in der Nähe des Steintors ein Hannöversch trinken und schlussendlich sogar noch die Bierbörse aufsuchen wollen, die hinter dem Bahnhof liegt. Die erwähnten Lokalitäten sind zwar alle stadtbekannt, aber doch verhältnismäßig weit auseinander, sodass man sie nicht unbedingt an einem Tag abklappern würde. Nichtsdestotrotz hätte ich mir gewünscht, dass Griffiths-Karger noch etwas mehr Lokalkolorit direkt aus Hannover einstreut, denn die meisten Szenen spielen sich leider nur im Messe-Vorort Laatzen ab.

Der Kriminalfall, den die Autorin aufrollt, reißt dagegen von Beginn an mit. Wenn die Autorin die misshandelten Leichen schildert und immer mehr Frauen verschwinden lässt, läuft es einem beim Lesen eiskalt den Rücken runter – kein Wunder, wenn Charlottes Kollege Bergheim der Appetit dabei vergeht. Die Autorin zieht das Tempo immer weiter an, lässt aber ihre Leser und auch die Polizei lange Zeit im Dunkeln tappen. Bis zum Schluss habe ich nicht geahnt, wer die Frauen entführt und ermordet. Marion Griffiths-Karger führt allerdings einige Verdächtige vor, die durchaus in Kontakt zur einen und/oder anderen der entführten Frauen gestanden haben. Doch niemanden davon kann die Polizei mit allen Frauen in Verbindung bringen. So schafft es die Autorin geschickt, ihre Leser bei der Stange zu halten, weil man einfach wissen möchte, wie alle Fälle miteinander zusammen hängen.

Im Mittelpunkt des Buches steht Charlotte Wiegand, die die Ermittlungen leitet. Anfangs gefiel sie mir als taffe Polizistin sehr gut, doch je länger sie die Vorgänge in ihrer Wohnung ignoriert, umso naiver erschien sie mir. Gerade als Polizistin hätten bei ihr alle Warnlampen aufblinken müssen, wenn sie ständig neue Kuriositäten in ihrer Wohnung entdeckt. Dennoch ahnt sie lange Zeit nicht, dass der Mörder bereits ihre Spur aufgenommen hat. Mir erschien die Charakterzeichnung an dieser Stelle leider nicht stimmig. Auch ihr Kollege Bergheim, der durchaus in seiner Beschreibung viele Sympathiepunkte einheimst, kann nicht auf ganzer Linie überzeugen. Während ihm anfangs nach dem Leichenfund noch der Appetit vergeht, knabbert er im weiteren Verlauf des Buches bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit seine Sonnenblumenkerne. Dies erwähnt die Autorin schließlich so häufig, bis es mich ziemlich genervt hat.

_Mörderisches aus Laatzen_

Unter dem Strich hat mich „Tod am Maschteich“ durchaus gut unterhalten. Das Buch hat nur 220 Seiten, die man gut in einem Rutsch durchlesen kann. Den Spannungsbogen hat Marion Griffiths-Karger ausgesprochen geschickt inszeniert, indem sie immer wieder neue Spuren ausgelegt hat, ohne den wahren Täter zu entlarven. Mich hat sie jedenfalls an der Nase herum geführt. Leider mindern einige logische Brüche den Lesegenuss ein wenig, und auch in puncto Charakterzeichnung könnte die Autorin noch eine Schippe mehr Realitätsnähe auflegen. Insgesamt hebt sich das Buch daher leider nicht vom Durchschnitt ab, doch im Ansatz ist „Tod am Maschteich“ durchaus so gelungen, dass ich bereits gespannt bin auf den nächsten Hannover-Krimi aus der Feder von Marion Griffiths-Karger!

|Broschiert: 223 Seiten
ISBN-13: 978-3897057111|

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