Groening, Matt (Herausgeber) – Lisa-Buch, Das

Intelligent, pfiffig und neunmalklug – das ist Lisa Simpson, eine der wenigen Figuren der berüchtigten TV-Serie, der man begründeten Vorbildcharakter nachsagen kann. Während ihr unverbesserlicher Bruder dazu verdammt ist, das Erbe seines beschränkten Erzeugers Homer anzutreten, hat Lisa den Geist ihrer Muter Marge geerbt und steht in allen Lebenslagen für das Gute im Mensch. Im Rahmen der neuen Buchserie „Die Simpsons-Bibliothek der Weisheiten“ hat man der achtjährigen, aufgeweckten Protagonisten unlängst auch ein eigenes Album gegönnt, in dem ihr Leben nicht nur aus der analytischen Perspektive betrachtet wird, sondern welches auch die schrille Realität in ihrem Umfeld umfassend beleuchtet.

„Das Lisa-Buch“ ist unterdessen in vierzig grundverschiedene Kapitel unterteilt, in denen einige mehr oder minder aussagekräftige respektive ernsthafte Artikel über das junge Mädchen verfasst wurden. Man erfährt mehr über Lisas cineastische Vorlieben (zum Beispiel ‚Die Telly-Savalas-Babys‘), erhält Aufschluss über die Funktionalität ihres Gehirns, bekommt mehrere Beweise für ihr übersteigertes Verantwortungsgefühl und erkennt im Laufe dessen all die wesentlichen und markanten Unterschiede, die Lisa zum wohl außergewöhnlichsten Charakter der gesamten Familie machen.

Des Weiteren liefert das Album einen repräsentativen Überblick über die wichtigsten persönlichen Verbindungen und Beziehungen, die Lisa im Laufe von nunmehr fast 20 Staffeln durchlaufen hat. Darin inbegriffen sind natürlich ihr gespaltenes Verhältnis zu ihrem Bruder Bart, die zweckmäßige Freundschaft zwischen ihr und Milhouse und natürlich die Zugehörigkeit zur Intelligenzia in Schule und Stadt. Überdies kommen auch ganz besondere Figuren aus Lisas Leben wieder zum Vorschein, wie zum Beispiel der Saxophonist Zahnfleischbluter Murphy, Mr. Hollis Hurlbut, der Kurator der Springfielder Historiengesellschaft, oder aber Stacy Lowell, die im Herzen aller Mädchen Springfields einen Stein im Brett hat, nachdem sie einst die Spielzeugpuppe Malibu Stacy erfunden hatte. In einzelnen Steckbriefen erfährt man Näheres über Vorlieben und Besonderheiten dieser Persönlichkeiten, wird dabei aber teilweise überrascht. Dass zum Beispiel der unsanfte Tunichtgut Nelson Muntz ebenfalls in den erlesenen Favoritenkreis in Lisas etwas anderem Tagebuch gewählt wurde, war jedenfalls nicht zu vermuten.

Insgesamt wird dem Fan der gelben Familie in diesem kleinformatigen Büchlein also eine ganze Menge geboten, dies aber natürlich nicht, ohne dabei den Witz und Humor der schrägen TV-Reihe aufkommen zu lassen. So nimmt man den familieneigenen Moralapostel immer mal wieder gerne auf den Arm und kreiert im Laufe der einzelnen Episode ein herrlich selbstironisches Sammelwerk über die durch und durch vernünftige Namensgeberin. Natürlich wird in diesem Sinne auch auf sämtlichen Klischees herumgeritten, was sich bei einer Figur wie Lisa ja auch in allen Belangen anbietet. Sei es nun im Hinblick auf ihr uneigennütziges, meist auch übertriebenes Handeln im Namen der Gerechtigkeit oder bezogen auf ihr unermüdliches Pflichtbewusstsein zur Wahrung moralischer Grundsätze: Diese Comic-Figur bietet eine ganze Menge Angriffsfläche, auf deren Basis sich eine entsprechende humorvolle Analyse geradezu anbietet.

Die Umsetzung dessen in „Das Lisa-Buch“ ist zwar bisweilen fast schon albern, zumeist jedoch recht gut und zufriedenstellend gelungen. Dennoch bleibt festzuhalten, dass sich dieses kleine Album wohl eher an das jüngere Publikum richtet. Zwar beherbergen die 100 Seiten so manches Mal einen versteckten, hintergründig recht anspruchsvollen Witz, doch alles in allem überwiegen hier die Anteile, die vermehrt die Teenie-Sparte unter den Simpsons-Fans ansprechen. Doch eben jene, ganz speziell unter der Voraussetzung, dass sie Lisa in ihr Herz geschlossen hat, sollte sich dieses kleine Schmankerl als Beitrag zur kaum abreißenden Simpsons-Manie nicht entgehen lassen.

http://www.paninicomics.de

Schreibe einen Kommentar