Gustavus, Frank – Blackout (Hörspiel)

_Inhalt:_

Hollywood 2001. Der abgehalfterte Schauspieler Paul Spense bekommt nur noch Rollen in drittklassigen B-Movies, obwohl er früher doch ein gefeierter Star war. Mittlerweile ist der Alkohol sein bester Freund und auch sein windiger Agent Leo Lime, genannt „das Frettchen“, zieht ihm schon lange keine lukrativen Angebote mehr an Land.

Auf einer Imageparty kommt es dann zum Desaster. Spense gerät in Streit und spricht erneut dem Alkohol zu. Die Folge ist ein Blackout, der Spense in eine Welt entführt, die er nur aus Erzählungen und Büchern kennt: Das Dritte Reich unter der Führung von Adolf Hitler! Und alles fühlt sich so real an, dass Paul Spense nicht an einen simplen Alptraum glauben kann. Plötzlich wird der einstige Schauspieler als Spion von der Gestapo und der SS gejagt. Ein nicht enden wollendes Schreckensszenario nimmt den Schauspieler gefangen …

_Meinung:_

Das zweite Hörspiel des Labels |Ripper Records| wartet mit einer eigens für dieses Projekt geschriebenen Story auf, die sehr originell von Frank Gustavus verfasst und inszeniert wurde. Die glamouröse Welt des modernen Hollywood trifft auf eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte. Stärker können zwei Gegensätze kaum kontrastieren, und mit der Figur des Paul Spense wurde ein Antiheld geschaffen, der durch die geniale Darbietung von Helmut Krauss bereits nach wenigen Sätzen sympathisch wirkt.

Mit der Besetzung wurde sich ebenso viel Mühe gegeben wie mit der Musik und den spärlich eingesetzten Effekten. Das Hörspiel bezieht seine Atmosphäre aus den Dialogen und den Leistungen der Schauspieler, die mit viel Herz bei der Sache waren. Dietmar Mues, der Ripper, spielt hier Stanley Crane beziehungsweise Obersturmbannführer Dorff und bildet einen wunderbaren Gegenpol zum Part von Helmut Krauss. Als weibliche Hauptrolle ist Ulrike Frank zu hören, die aus diversen Film- und Fernsehproduktionen (unter anderem GZSZ) bekannt ist. Hier zeigt sie, dass sie allein mit ihrer Stimme Figuren Leben einhauchen und eine wunderbare Darbietung liefern kann. Natürlich sind auch Hörspiellegenden vertreten, wie Jürgen Thormann, Lutz Mackensy, Robert Missler und F.-J. Steffens. Aranka Mamero-Jaenke hat bereits als Elizabeth Stride in „Jack the Ripper – Geschichte eines Mörders“ eine eindrucksvolle Leistung geboten und zeigt sich auch als resolute Wirtin mit Berliner Akzent sattelfest.

Der klangvolle Soundtrack dieses Hörspiels ist Jan-Peter Pflug zu verdanken, der sich wirklich mit Herzblut in dieses Projekt hineingekniet hat. An zwei Musikstücken (die bei der Party im Hintergrund laufen) hat er 20 Stunden gesessen und komponiert – ein kleiner Eindruck dessen, was hinter einem „simplen“ Hörspiel an Arbeit steckt.

Die Geschichte ist mit knapp einer Stunde Spielzeit erheblich kürzer als das Ripper-Debüt, sorgt dadurch aber auch für eine enorme Rasanz und Kurzweil. Eine vorbildliche Trackeinteilung von 20 Kapiteln macht das schnelle Anwählen einzelner Szenen möglich.

Die Gestaltung dieses Hörspiels oblag Dominik Krause-Paulus, der nicht nur die Titelillustration zeichnete, die fabelhaft die Gegensätze des heutigen Hollywood mit dem Deutschland 1941 verkörpert, sondern auch die Darsteller mit lebensechten Portrait-Zeichnungen verewigte.

_Fazit:_

„Blackout“ ist ein erstklassiges, liebevoll produziertes Hörspiel, dass innerhalb einer guten Stunde eine extrem spannende Geschichte erzählt. Helmut Krauss stellt seine Vielseitigkeit ebenso unter Beweis wie seine 16 Kollegen. Ein grandioser Soundtrack und technisch brillante Effekte schaffen eine wirklichkeitsgetreue Atmosphäre, die den Hörer sofort gefangen nimmt.

Mehr von |Ripper Records| auf |Buchwurm.info|:

[„Gesucht: Billy the Kid“ 2929
[„Die vergessene Welt“ 1780
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[„Der Vampyr – Die Erzählungen“ 924

|59 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-1329-7|
http://www.ripperrecords.de
http://www.luebbe-audio.de

|Die Sprecher:|

Helmut Krauss, Dietmar Mues, Ulrike Frank, Lutz Mackensy, Jürgen Thormann,
Achim Schülke, Katrin Gerken, Jona Mues, Volker Bogdan, Franz-Josef Steffens,
Aranka Mamero-Jaenke, Robert Missler, Werner Cartano, Steffen Przbyl, Thorsten W. Weber, Antje Seibel und Frank Gustavus.

Musik: Jan-Peter Pflug
Solo-Violine: Rodrigo Reichel
Geräusche: Martin Langenbach
Tonmeister: Manfred Knauff
Illustrationen: Dominik Krause-Paulus
Artwork: Holger Albertini
Buch, Regie und Produktion: Frank Gustavus

_Florian Hilleberg_

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