Haefs, Gisbert – Caesar

Gaius Iulius Caesar (100 – 44 v. Chr.) war ein undurchsichtiger Charakter. Viele sehen in ihm einen Tyrannen, der das Ende der Römischen Republik herbeigeführt hat, andere hingegen sehen es eher so, dass er seinem Volk eine neue römische Ordnung und eine gewisse Stabilität gebracht hat.

Unumstritten war „Julius Cäsar“ aber ein perfekter Feldherr, der seine Soldaten zu äußerster Loyalität und Höchstleistung anspornen konnte. Auch die ägyptische Königin Kleopatra wird Caesar in den Geschichten immer begleiten und hatte Film und Literatur schon immer einen festen Platz an seiner Seite.

Als eine sehr beeindruckende Figur in der Antike wurde Cäsar in zahlreichen Werken der Weltliteratur verewigt. William Shakespeare verfasste das Drama „Cäsar“ im Jahre 1559 und George Bernard Shaw 1901 „Cäsar und Kleopatra“. In der Belletristik wurde der Roman „Die Iden des März“ (1948) von Thornton Wilder veröffentlicht, und schließlich versuchte sich auch Berthold Brecht mit dem Romanfragment „Die Geschäfte des Herrn Julius Cäsar“ (1937-1939).

Nun hat Gisbert Haefs mit „Caesar“ ein farbenprächtiges, historisches Werk rund um diese bedeutende Persönlichkeit verfasst, das im Frühjahrsprogram des |Heyne|-Verlages erschienen ist.

_Die Geschichte_

Die Republik Rom wird von politischen Morden, Verrat und Intrigen erschüttert. Im Winter 53/52 v. Chr. nimmt das Ende der Römischen Republik seinen Anfang. Senatoren und römische Aristokratie entfernen sich immer mehr vom Volk, das nach Stabilität und Frieden ruft.

Der römische Feldherr Gaius Iulius Caesar wird nach seinem erfolgreichen Gallischen Krieg immer mächtiger und zudem reicher, sein Einfluss immer diktatorischer. In den Augen des Senats ist Caesar mit seiner Macht inzwischen eine lästige |Persona non grata| geworden. Verschiedene Politiker gruppieren sich rund um Cicero und zwingen den ehemaligen Legionär Quintus Aurelius, der lange Jahre direkt unter Caesar gedient hat, als Spion tätig zu werden, um Caesars direktes Umfeld zu unterwandern und den Senat zu informieren.

Quintus Aurelius führte nach seiner Dienstzeit ein recht ruhiges Leben und betreibt mit einigen alten Kameraden eine kleine Wirtschaft. In dieser Abgeschiedenheit hofft er, der Politik mit all ihren Umwälzungen aus dem Weg gehen zu können. Aurelius fügt sich den erpresserischen Worten Ciceros und reist ins ferne Gallien, um sich Caesars Stab anzuschließen. Er offenbart sich aber, genießt bald das Vertrauen des angehenden Diktators und folgt diesem auf seinem Weg zur alleinigen politischen Vormacht.

Auf seinen Reisen lernt er die geheimnisvolle, gebildete wie auch gerissene Hetäre Kalypso kennen, mit der ihn bald eine bittersüße Liebe verbinden wird.

Die Machtkämpfe in der römischen Republik beginnen zu eskalieren, es wird mit allen politischen Mitteln um die Macht gekämpft. Das Ziel Caesars ist es, das Römische Reich auf seine Art und Weise zu befrieden, indem er sich zum Diktator auf Lebenszeit ausrufen lässt. Damit wäre die Macht des Senats so gut wie beendet und auch die Vorteile der einzelnen Senatoren, die schwerfällig und allzu selbstgerecht ebenfalls nach der Macht gieren und ihren jetzigen Einfluss gefährdet sehen.

Aurelius und Kalypso fragen sich, was die eigentlichen Ziele des Caesars sind, und ganz gleich, wie diese aussehen mögen, wäre ein Bürgerkrieg keine Alternative zum jetzigen unerbittlichen Todeskampf der Republik …

_Kritik_

Gisbert Haefs ist ein Garant für detailgetreue historische Romane. Seine Werke „Hannibal“, „Alexander“ und auch „Troja“ sind Klassiker und in ihrem Genre sehr gelungen. In „Caesar“ hat sich Haefs einen etwas anderen Stil zugewandt.

In geschlossenen Kapiteln erzählt er die Geschichte aus der Sicht des Quintus Aurelius. Dabei kommen die biografischen Details vieler historischer Persönlichkeiten zum Vorschein und werden innerhalb der Geschichte gut ausgebaut und weitergeführt. Stück für Stück bekommt der Leser einen Eindruck davon vermittelt, in welcher schwierigen und gefährlichen politischen Lage sich das Weltreich Rom in dieser Zeit befand. Und genau dieser Stil lässt „Caesar“ zugleich schwerfällig wirken. In sehr nüchterner und teilnahmslos wirkender Sprache abgefasst, lässt der Roman keine Emotionen von Leserseite zu. Der Spannungsbogen innerhalb der Kapitel kann nicht überzeugen, da die historischen Fakten, die sich nach und nach dem Leser präsentieren, kalt und unpersönlich dargebracht werden.

Die Hauptfigur des Quintus Aurelius entwickelt sich leider auch nicht mit der Erzählung weiter, fade und absolut voraussehbar, gibt es hier keinen Lichtblick. Die Nebencharaktere sind dagegen besser und lebendiger beschrieben worden. Eine Unterscheidung, die sich fatal auswirkt, wenn die Figuren aus dem Umfeld Aurelius‘ mit all ihren Schwächen und Stärken sympathischer und menschlicher wirken.

_Fazit_

„Caesar“ wird historisch korrekt und wissensreich wiedergegeben. Der Leser lernt viel über die tragische Gestalt des Gaius Iulius Caesar und seinen Platz in der Geschichte des Römischen Reiches. Allerdings habe ich selten einen so nüchternen und farblosen Roman wie diesen gelesen.

Gerade das Szenario des drohenden Bürgerkrieges im Imperium Rom hätte für den Leser anschaulicher und vor allem spannender ausgemalt werden können. Die biografischen Daten der politischen Charaktere sind sehr sorgfältig beschrieben worden, aber letztlich hat mich der Roman im Ganzen und als solcher nicht überzeugen können.

„Caesar“ ist ein durchschnittlich guter historischer Roman mit vielen Längen und einer blassen Hauptfigur. Der geschichtsinteressierte Leser, der sich schon mit der Gestalt des Caesar befasst hat, wird nicht viel Neues entdecken, und für Neulinge ist die Story schlicht zu nüchtern erzählt worden.

http://www.heyne.de

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