Hayder, Mo – Ritualmord (Lesung)

_|Jack Caffrey|:_

Band 1: [„Der Vogelmann“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1632
Band 2: [„Die Behandlung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1635
Band 3: [„Ritualmord“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5800
Band 4: „Haut“
Band 5: „Verderbnis“

Mit der Figur des Detective Inspector Jack Caffery hat sich Schriftstellerin Mo Hayder einen Namen gemacht. Ihre ersten beiden packenden Thriller rund um diese Figur fesselten rund um den Globus etliche Thrillerfans – was neben dem innerlich zerrissenen Jack Caffery vor allem Mo Hayders Talent für spannende und grausige Plots zu verdanken ist. Lange hat sie sich Zeit gelassen, bis sie mit „Ritualmord“ diese erfolgreiche Reihe fortgesetzt hat.

Noch immer hat Jack Caffery nicht mit einem dunklen Kapitel aus seiner Vergangenheit abgeschlossen. Obwohl Kinderschänder Ivan Penderecki im zweiten Band der „Caffery“-Reihe sein Leben lassen musste, macht Jack sich nach wie vor Vorwürfe, dass er einst vor 30 Jahren seinen Bruder nicht vor dem Kinderschänder hat retten können. Gleichzeitig beschäftigt ihn ein neuer Fall: Im Hafenbecken in Bristol wurde eine Hand entdeckt. Doch Polizeitaucherin Flea Marley kann keine zugehörige Leiche entdecken. Nach intensiver Suche wird allerdings eine zweite abgetrennte Hand gefunden – unter der Eingangstür eines Restaurants am Hafen.

Während ein Junkie in eine prekäre Lage gerät und um sein Leben fürchten muss, finden Caffery und Marley heraus, aus welchem Grund jemand eine abgetrennte Hand unter der Eingangstür zu seinem Restaurant vergräbt: Nach dem afrikanischen Muti-Zauber soll diese nämlich Gäste in das Restaurant hinein locken. Die Spur führt in die afrikanische Gemeinde, in der die Angst vor einem Dämon umgeht – der ideale Nährboden für jemanden, der Schutzzauber unters Volk bringen möchte, auch wenn andere Menschen dafür ihr Leben lassen müssen …

_Caffery zum Dritten_

Lange haben wir auf die Fortsetzung der „Caffery“-Reihe warten müssen. Doch hing die Messlatte nach den zwei nahezu perfekten Thrillern „Der Vogelmann“ und „Die Behandlung“ sehr hoch. Und leider schafft Mo Hayder es in keinster Weise, an dem Erfolg der beiden Vorgänger anzuknüpfen. Ihr „Ritualmord“ scheitert in nahezu jeder Hinsicht: Dass Jack Caffery nun immer noch nicht damit abgeschlossen hat, dass sein Bruder Ewan vor 30 Jahren spurlos verschwunden und einem Kinderschänder zum Opfer gefallen ist, wärmt Mo Hayder nun erneut auf, obwohl sie in ihrem Vorgängerband eigentlich einen halbwegs zufrieden stellenden Abschluss dieser Episode gefunden hatte. Doch Caffery leidet immer noch unter Schuldgefühlen, sucht wöchentlich den Straßenstrich auf, ohne dort aber die gewünschte Erlösung zu finden. Stattdessen trifft er sich mit dem sogenannten Walking Man, der ihm bei dieser Vergangenheitsbewältigung helfen soll. In diesem Handlungsstrang taucht Jack Caffery fast häufiger auf als in der eigentlichen Ermittlung. Doch so langsam mag man doch nichts mehr über den verschwundenen Ewan hören, sondern hofft darauf, dass Jack Caffery anfängt, nach vorne zu blicken und neu anzufangen.

Aber auch sein weiblicher Gegenpart ist mehr mit ihrem eigenen verkorksten Leben beschäftigt als mit der abgetrennten Hand. Vor zwei Jahren nämlich hat Flea ihre Eltern bei einem Tauchunfall verloren. Im sagenumwobenen Bushman’s Hole sind ihre Eltern versunken, und Fleas Bruder konnte nur hilflos zusehen, wie seine Eltern in den Tod gegangen sind. Kurioserweise konnten die Leichen ihrer Eltern allerdings nie geborgen werden. Aus diesem Grund schluckt Flea Marley nun auf Rat des besten Freundes ihres Vaters ein Mittelchen, um dadurch mit ihrer toten Mutter zu kommunizieren. Und tatsächlich trifft Flea auf ihrem Trip ihre Mutter, die ihr die Botschaft zukommen lässt, dass ihre Leichen bald gefunden würden, dass Flea aber verhindern soll, dass diese geborgen werden. Flea ist verstört, versteht sie doch den Wunsch ihrer Mutter nicht. Kurz darauf liest sie in einem Taucherforum von einem Ereignis in Bushman’s Hole, das genau zu der Vision aus ihrem Trip passt.

Eine gestörte Existenz als Hauptfigur in einem Spannungsroman ist der Thrillerfreund ja aus diversen Krimireihen bereits bestens gewöhnt, doch zwei nebeneinander gehen einem doch irgendwann gehörig auf die Nerven. Zudem haben beide Vergangenheitsbewältigungstraumata rein gar nichts mit dem eigentlichen Fall zu tun. Und leider entwickeln beide Handlungsstränge Null Spannung, sondern lenken nur von den eigentlichen Ermittlungen ab.

Apropos Ermittlungen: Da waren ja schließlich noch die beiden abgetrennten Hände, die Teil eines afrikanischen Muti-Zaubers sind. Und dieser Zauber ist besonders mächtig, wenn die Körperteile von einem lebenden Menschen stammen. Also muss irgendwo noch jemand sein, dem zwei Hände fehlen. Und der Hörer weiß auch bereits, um wen es sich dabei handelt. Denn wir haben bereits den Junkie begleitet, dem erst ein wenig Blut abgezapft wurde und der schließlich vor der Wahl steht, jemand anderes ans Messer zu liefern oder selbst beide Hände zu verlieren. Eigentlich doch der perfekte Ausgangspunkt für einen packenden Plot, oder? Doch schafft Mo Hayder es leider überhaupt nicht, ihre eigentliche Geschichte so zu konstruieren, dass sie den Zuhörer fesseln könnte. Stattdessen verirrt sich Hayder in Nebenplots und führt nur lieblos den eigentlichen Handlungsstrang rund um die abgetrennten Hände zu Ende.

Man sollte eigentlich meinen, Jack Caffery und Flea Marley müssten sich ein wenig beeilen, da ihnen klar sein dürfte, dass sie den Handlosen eventuell noch retten können, doch sind beide mit ihrem eigenen Leben und ihren zahlreichen Problemen genügend beschäftigt. Immerhin kreisen sie dann schließlich doch den Schuldigen immer weiter ein. Leider nur nebenbei kommen sie irgendwann auf die richtige Spur und wissen dann, wo sie den Handlosen finden können. Hier kommt es immerhin noch zu einer Art Showdown, der für einige Minuten ein wenig Spannung produziert. Spannung, die bis einige Minuten vor Ende des Hörbuchs leider Fehlanzeige war.

Zwar versucht Mo Hayder krampfhaft, Gruseleffekte einzustreuen, indem sie einem lebenden Jungen beide Hände abschneiden lässt, doch ist dies kein Vergleich zu der Spannung, die sie in den ersten beiden „Caffery“-Thrillern erzeugt hat. Auch die Tatsache, dass der Hörer den Junkie in sein düsteres Verlies begleitet und weiß, dass er noch lebt, als Caffery seine Ermittlungen beginnt, sorgt nicht dafür, dass man mit dem Junkie mitfiebert und auf eine Art „Happy End“ hofft. Stattdessen verfolgt man relativ gleichgültig die Ermittlungen und lässt sich am Ende einfach überraschen, ob Caffery denn noch rechtzeitig im Verlies ankommen wird.

_Schade_

Dietmar Bär versucht mit seiner tiefen, brummigen Stimme ein wenig Atmosphäre in dieses dünne Kriminalstück zu bringen. Doch steht er dabei natürlich auf verlorenem Posten. Immerhin spricht er die männlichen Rollen recht überzeugend, nur bei Flea Marley gefiel er mir nicht ganz so gut, aber er hat eben auch nicht die richtige Stimmlage, um eine Frau zu sprechen.

Eigentlich hatte ich mich auf ein paar Stunden Hochspannung mit Jack Caffery gefreut, doch wurde ich bereits nach kurzer Zeit bitter enttäuscht. Der präsentierte Fall hat mich an keiner Stelle gepackt und auch Caffery als Hauptfigur entwickelt längst nicht mehr die gleiche Faszination wie noch in den ersten beiden Bänden. Da bleibt nur zu hoffen, dass Mo Hayder im vierten „Caffery“-Thriller die Kurve wieder bekommen hat …

|Download-Version mit 7:02 h Spieldauer|
[www.audible.de]http://www.audible.de

auch erschienen als:

|6 Audio-CDs mit 426 Minuten Spieldauer
Sprecher: Dietmar Bär
Originaltitel: Ritual
ISBN-13: 978-3-86604-913-0|
[www.randomhouse.de/randomhouseaudio]http://www.randomhouse.de/randomhouseaudio/index.jsp

_Mo Hayder bei |Buchwurm.info|:_
[„Der Vogelmann“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2114
[„Die Behandlung“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2118
[„Tokio“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2075
[„Tokio“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2194
[„Pig Island“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2567
[„Die Sekte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3553
[„Die Sekte“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3636

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