Heinen, Heinz – Geschichte des Hellenismus: Von Alexander bis Kleopatra

Bei der „Geschichte des Hellenismus“ handelt es sich um eine kleine und kompakte Einführung in den Themenbereich des Hellenismus. Als Epoche des Hellenismus bezeichnet man gemeinhin jenen Zeitraum der Geschichte, der sich vom Aufstieg Alexanders des Großen (etwa ab 336 v. Chr.) bis hin zum Fall der Stadt Alexandreia und des Todes von Marcus Antonius und Kleopatra (30 v. Chr.) erstreckt. Der Autor Heinz Heinen lehrt als Professor für Alte Geschichte an der Universität Trier und ist zudem Vorsitzender der Kommission für Geschichte des Altertums.

In seiner Einleitung grenzt Heinen das zu bearbeitende Thema zunächst räumlich und zeitlich ab, um gleich darauf die Voraussetzungen des Hellenismus aufzuzeigen. Hierbei werden vor allem die Verdienste Philipps II., Alexanders Vater und Vorgänger, in den Vordergrund gestellt. Denn ohne Philipps erfolgreiche Expansions- und Außenpolitik wäre es Alexander wohl nicht möglich gewesen, „die ganze damals bekannte Welt“ zu erobern. Somit wäre der Autor auch schon bei Alexanders Regentschaft selbst angelangt. Obwohl die Herrschaft Alexanders nur etwa 15 Seiten des Buches ausmacht, vermittelt Heinen auf diesen wenigen Seiten einen hervorragenden, wenngleich auch sehr gestauchten Überblick über die Lebensstationen und Erfolge des legendären makedonischen Herrschers. Dabei mutet die Geschichte Alexanders, der nicht einmal sein 33. Lebensjahr vollendete, nicht nur informativ, sondern zudem auch spannend an. Dies mag vor allem natürlich an der Geschichte Alexanders selbst liegen, jedoch gelingt es Heinen, im Gegensatz zu vielen seiner Historikerkollegen, diese Spannung nicht durch übertriebenen Einsatz wissenschaftlicher Termini und Formulierungen zu verringern.

Nicht weniger spannend erscheint der Kampf um das Erbe Alexanders des Großen. Mit Alexanders frühem und ungeklärtem Tod setzte 323 eine Zeit der Auseinandersetzungen ein. Alexanders Generäle stritten sich um das Erbe des Makedonen. Das riesige Reich, welches Alexander geschaffen hatte, spaltete sich auf und versank im Krieg. Zwischen den partikularen Interessen der einzelnen Diadochen, Bezeichnung für die selbsternannten „Nachfolger“, ging auch Alexanders Familie zugrunde. Einer nach dem anderen wurde umgebracht, seine Mutter Olympias, sein Halbbruder Arrhidaios, seine Frau Roxanne und auch sein Sohn Alexander IV.! Heinen beschreibt das Hin und Her der Kämpfe zwischen den Diadochen im Folgenden sehr anschaulich und übersichtlich. Dies ist insofern bemerkenswert, als die Zeit der Diadochenkämpfe aufgrund ihrer Verwicklungen sehr schnell unübersichtlich werden kann. In der Zwischenzeit stieg andernorts jedoch der Stern einer anderen Macht unaufhaltsam empor. Die Zeit Roms brach an. Seit 215 v. Chr. griff Rom zunehmend in die Konflikte der hellenistischen Staaten ein und schaltete einen Gegner nach dem andern aus. Es gelang den Römern auf diese Weise, eine Vorherrschaft über die hellenistische Welt zu etablieren. Diese Vorherrschaft erreichte 30 v. Chr. ihren Höhepunkt, als Rom mit dem Sieg über das ptolemäische Ägypten auch den letzten hellenistischen Großstaat ausschaltete. Die Epoche des Hellenismus wurde somit durch den Aufstieg Roms beendet.

In einem weiteren Kapitel befasst sich Heinen mit den einzelnen Regionen der hellenistischen Welt, wobei er politische, soziale und ökonomische Aspekte in den Vordergrund stellt. Da das Phänomen des Hellenismus in den verschiedenen Regionen unterschiedlichste Ausprägungen haben konnte, erscheint diese Auseinandersetzung sehr wichtig. Zudem lernt man als Leser einzelne Großregionen, über die man bisher vielleicht nicht allzu viel wusste, besser kennen. Hierzu zählen vor allem das Seleukidenreich und der Schwarzmeerraum, die in der Beschäftigung mit dem Hellenismus oftmals ein wenig untergehen. Ebenfalls sehr informativ ist Heinens Auseinandersetzung mit der Kultur und Religion des Hellenismus, die sich dem Kapitel über die hellenistischen Regionen anschließt. Besonders mit diesen grundlegenden Ergänzungen wird das Buch von Heinen zu einer sehr informativen Rundumschau auf den Hellenismus. Das Buch eignet sich somit perfekt als Einstieg in das Thema, wenn man beabsichtigt, sich näher damit zu befassen, oder auch als Überblick, wenn man sich nur oberflächlich mit dem Hellenismus auseinandersetzen möchte.

Aber ganz gleich, warum man sich mit dem Hellenismus befassen möge, es bleibt dennoch die vermutlich packendste Epoche des Altertums. Ganz im Stile einer griechischen Tragödie wechseln sich Verrat, Treue, Intrige, Heldentum, Mord und Versöhnung stetig gegenseitig ab.

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