Herbert, Brian / Anderson, Kevin J. – Die Schlacht von Corrin (Der Wüstenplanet: Die Legende 3)

Spannendes Actionfinale der Legenden-Trilogie

Zehntausend Jahre, bevor das Haus Atreides die Herrschaft über Arrakis, den Wüstenplaneten (Dune) und seine wertvollen Spice-Vorräte antritt, ereignen sich Dinge, die die Geschichte der Menschen veränderten – und die in späteren Legenden als Butlers Dschihad, der Kreuzzug der Maschinen und die Schlacht von Corrin erwähnt werden. Es ist die Zeit, in der die Künstlichen Intelligenzen (KIs) des irdischen Großcomputers Omnius die Synchronisierten Welten beherrschen, wohingegen die Liga der Edlen von Salusa Secundus aus eine Reihe freier Welt beschützt. Unter den Unverbündeten Welten befindet sich ein wüstenhafter Planet am Rande des Siedlungsgebiets: Arrakis.

Nachdem die Denkmaschinen eine tödliche Seuche auf die Welten der freien Menschen losgelassen haben, erhält die Spice-Melange, die es nur auf Arrakis gibt, eine noch höhere Bedeutung: Sie stärkt die Widerstandskraft gegen das Virus. Doch es gibt viel zu wenig Melange, und viel zu viele Angriffspunkte. Die Liga der Edlen muss etwas unternehmen, das den schon fast hundert Jahre dauernden Djihad entscheidet.

Die Autoren

Brian Herbert ist der Sohn des Schöpfers des Wüstenplaneten DUNE, Frank Herbert. Brian Herbert hat nicht nur selbst einige Science-Fiction-Romane geschrieben, sondern auch die Biografie seines Vaters („Dreamer of DUNE“). Er fragte Kevin J. Anderson, ob dieser an einer DUNE-Vorgeschichte mitarbeiten wollen. Anderson, selbst Autor von 12 Millionen verkauften Büchern (Akte X, Star Wars u.v.a.), sagte geehrt und begeistert zu.

Das Ergebnis der Kooperation war zunächst die Trilogie der „Frühen Chroniken“ des Wüstenplaneten, die aus folgenden Bänden besteht:

1) Das Haus Atreides
2) Das Haus Harkonnen
3) Das Haus Corrino

Nun ist mittlerweile die zweite Trilogie „Der Wüstenplanet: Die Legende“ abgeschlossen. Sie besteht aus folgenden Bänden:

1) Butlers Djihad (The Butlerian Djihad)
2) Der Kreuzzug (The Machine Crusade)
3) Die Schlacht um Corrin (The Battle of Corrin)

Ein weiterer Band namens „The Road to Dune“ ist 2005 erscheinen. Er versammelt u.a. aus dem ersten Roman „Der Wüstenplanet“ herausgenommene Kapitel. Weitere Bände befinden sich offenbar in Vorbereitung.

Vorgeschichte

Rund 1200 Jahre vor Gründung der Gilde (V.G.) übernahmen die „Maschinen“ die Herrschaft über die Menschen. Unter „Maschinen“ sind alle Roboter und KIs zu verstehen, die vom Zentralcomputer Omnius, dem „Allgeist“ gesteuert werden. Omnius hat Kopien seiner Zentraldatenbank auf den eroberten Welten installiert, die folglich als Synchronisierte Welten bezeichnet werden. Regelmäßige Updates halten sie auf dem neuesten Stand. Eine interstellare Telekommunikation gibt es nicht, daher müssen Langstreckenschiffe die Updates verteilen …

Wie konnte es zu diesem Supremat der „Maschinen“ kommen? Schuld waren die Rebellen, die das Alte Imperium stürzten. Das Imperium war alt und behäbig geworden, und ein junger Außenseiter namens Tlaloc (der Name eines antiken Regengottes) sah seine Chance und die Notwendigkeit, etwas Neues zu errichten: die Herrschaft der „Titanen“. (Diese einzelnen Vorgänge werden nicht kompakt, sondern sukzessive im Verlauf des Romans berichtet.)

Zwanzig Rebellen konnte Tlaloc für seine Sache gewinnen: Informatiker, Kämpfer, Bürokraten, Wissenschaftler, Gamer. Diese „Titanen“ hatten selbstverständlich bürgerliche Namen, die sie jedoch alsbald durch Decknamen wie Juno, Dante, Barbarossa oder Xerxes ersetzten. Nach dem Tod von Tlaloc ist inzwischen Agamemnon ihr Anführer. Er ist ein geborener Atreides. 13 Söhne hat er bis zum Jahr 200 V.G. aus seiner Samenbank gezeugt, doch zwölf davon erwiesen sich als Fehlschläge. Vorian Atreides, die Nummer 13, soll nicht nur eine wichtige Rolle im Roman spielen (und in „Der Kreuzzug“), sondern auch Agamemnons größte Enttäuschung werden. Vorian ist ein Update-Lieferant (s.o.).

Unter den Titanen erwies sich Xerxes als ein sinnenfreudiger, aber leider feiger Zeitgenosse. Nachdem die nahen Menschenwelten unterworfen waren, übertrug er immer mehr Verwaltungs- und Steuerungsaufgaben an die KIs. Diese erkannten ihre Chance und übernahmen ihrerseits die Herrschaft von den Titanen. Der Coup überraschte die Titanen, und Omnius trat seine 1000-jährige Herrschaft an. Doch der Titan Barbarossa hatte die KIs darauf programmiert, aggressiv ihr Territorium auszudehnen. Dies nahmen die weiter entfernt liegenden Welten nicht hin und gründeten die Liga der Edlen mit Hauptsitz auf Salusa Secundus. Giedi Primus, spätere Hauptwelt der Harkonnen, gehört ebenfalls zum lockeren Schutzverband.

Doch die 20 Titanen haben sich unter der Omnius-Herrschaft stark verändert. Wie sonst hätten sie 1000 Jahre überdauern können? Auf den Vorschlag des Philosophen Eklo hin (der in „Butlers Djihad“ auftritt) trennten sie ihr Gehirn vom schwachen, hinfälligen Körper und versetzten es, eingehüllt in Nähr- und Kontaktflüssigkeit in auswechselbare, stabile Metallkörper. Sie sind nun Cymeks (ähnlich Cyborgs). Und natürlich müssen sie Omnius laufend ihre Loyalität unter Beweis stellen. Der Titan Ajax hat zum Beispiel die gesamte menschliche Bevölkerung der Welt Walgis ausgelöscht, um ihren Aufstand niederzuschlagen und ein Exempel zu statuieren. Und natürlich verlangt die Programmierung von Omnius, weitere Welten zu unterwerfen.

Handlung von „Butlers Djihad“

Mehrere Maschinenangriffe auf Salusa Secundus (s.o.) schlagen fehl, und deshalb müssen Omnius und die Titanen diese Scharte auswetzen, indem sie Giedi Primus angreifen. Zum Entsetzen von Flottenbefehlshaber Xavier Harkonnen gelingt den Denkmaschinen die Übernahme mit einer List. Xavier, der sich gerade mit Serena Butler, die politisch engagierte Tochter des Parlamentspräsidenten Manion Butler, verlobt hat, erhält wenig später die Nachricht, dass sich Serena mit einem Geheimkommando nach Giedi Primus abgesetzt hat, um dort am Nordpol Störschildgeneratoren instandzusetzen, die die Denkmaschinen übersehen haben. Xaviers Flotte eilt auf schnellstem Wege herbei und vernichtet die Roboterraumflotte in einer enormen Schlacht. Doch für Serena kommt seine Hilfe zu spät: Verwundet wird sie gefangen genommen und nach Terra verschleppt.

Dort herrschen Omnius, der „Allgeist“, seine Roboter und die Cymeks uneingeschränkt über die als Sklaven schuftenden Menschen. Einer der Aufseher ist ein gewisser Iblis Ginjo, der den Aufstand der Menschen vorbereitet. Ständig sieht er sich Verdächtigungen durch den Titan Ajax ausgesetzt. Ein weiterer Mitspieler ist Agamemnons Sohn Vorian Atreides, ein so genannter „Trustee“ der Denkmaschinen, ein Vertrauter. Zusammen mit einem Roboter namens Seurat ist es sein Job, Updates des irdischen Zentral-Omnius zu den Synchronisierten Welten zu bringen, damit alle unterworfenen Planeten auf dem gleichen Stand sind.

Die Krise und der Ausbruch des Aufstands wird herbeigeführt, als der unabhängige Roboter Erasmus die Gefangene Serena Butler zu seiner Sklavin macht und mit ihr Experimente anstellt. Er erforscht die widersprüchliche Natur der Menschen, um sie besser bekämpfen zu können. Vorian lernt hier Serena kennen und bewundern: Sie ist der erste freie Mensch, den er kennen lernt, und erinnert ihn an seine eigene Pflicht, sich selbst zu bestimmen.

Serena bringt Xaviers Sohn Manion jr. zur Welt und wandelt sich von einer hasserfüllten Gefangenen zu einer liebevollen Mutter. Erasmus sieht’s mit wachsendem Missfallen und tötet Manion in aller Öffentlichkeit auf seinem Balkon. Dieser ruchlose Mord ist das Startsignal für den planetenweiten Aufstand gegen die Maschinen. Vorian und Iblis befreien die geschockte Serena und bringen sie nach Salusa Secundus. Von dort aus beginnt der Angriff der freien Menschen auf die Erde. Danach ist von Terra nur noch eine nuklear verstrahlte Wüste übrig. Doch Vorian hat etwas sehr Wertvolles gerettet: eine Kopie von Omnius, über die Erasmus überhaupt nicht glücklich wäre, wenn er von ihr wüsste. Sie dokumentiert nämlich seine Schuld am Ausbruch des Aufstandes und somit auch des Djihads.

Handlung von „Der Kreuzzug“

Der kluge Leser beginnt seine Lektüre nicht mit Kapitel 1, sondern mit der Chronologie aus dem Anhang. Hier sind jene Ereignisse aufgelistet, die sich in den Jahren 201-177 V.G. (vor Gründung der Gilde) nach dem Angriff auf Terra zugetragen haben. Achtung: Diese Chronologie findet sich nur in diesem Band der Legenden-Trilogie! Die Romanhandlung setzt dann im Jahr 177 V.G. ein und bezieht sich rückblickend auf diese Zeit. Die einzelnen Teile des Buches verteilen sich auf die folgenden wenigen Jahre bis 170 V.G.

|Salusa Secundus|

Die Schlacht um Terra markierte den Beginn eines neuartigen Krieges gegen die Denkmaschinen: einen Djihad. Die allgemein akzeptierte, aber nicht ganz korrekte Übersetzung „heiliger Krieg“ (eigentlich müsste es „heiliger Weg“ heißen) rührt von der Tatsache, dass Serena Butler nach ihrer Rückkehr quasi zu einer Priesterin dieses Kreuzzuges gemacht worden ist. Ihr ermordeter Sohn Manion jr., dessen Leiche sie mitbrachte, ist im Verlauf von 25 Jahren zu einem Märtyrer geworden, der unschuldig für die freien Menschen geopfert wurde. Er wird auf allen Liga-Welten verehrt wie ein am Kreuz hingerichteter Jesus.

In seinem und Serenas Namen wird der Djihad gegen die Maschinen begonnen und unter Millionen von Verlusten an Menschenleben weitergeführt. Erst jetzt, 23 Jahre später, erheben sich kritische Stimmen gegen die hohen Verluste.

Der ehemalige irdische Sklavenaufseher Iblis Ginjo, der mit Serena nach Salusa Secundus gekommen ist, hat sich eine herausragende Stellung als Großer Patriarch erarbeitet – oder erschlichen, wie böse Zungen zischeln. Sie tun das meist nicht sehr lange, denn die für den Schutz des Djihads gegründete Polizeitruppe „Djipol“ verfolgt nicht nur echte Verräter, sondern räumt auch diskret die Opposition aus dem Weg. Niemand ahnt, dass die Djipol auch die „Seraphim“ ausgebildet hat, Leibwächter, die Serena vor Attentaten schützen sollen (die mitunter von Ginjo inszeniert sind). Und keiner außer Ginjos Assistent Thurr weiß, welche miesen Geschäfte die Djipol mit den Organhändlern des Planeten Tlulaxa macht. Erst Feldherr Xavier Harkonen wird die entsetzliche Wahrheit aufdecken. Niemand weiß auch, dass York Thurr ein Verräter ist: Er arbeitet für Omnius UND die Cymeks.

|Desaster|

Der Djihad tobt zwischen den Liga-Welten und den Synchronisierten Welten, so dass es zu Massakern und Schlachten im Weltraum wie am Boden kommt. Die Denkmaschinen versuchen die Hauptwelt Salusa Secundus zu umzingeln, indem sie Stützpunkte auf Unverbündeten Planeten einrichten. Da heißt es aufpassen. Verheerende Folgen kann aber auch die Verteidigung angegriffener Welten haben, wie sich herausstellt.

(Corrin)

Der Roboter Erasmus führt seine Experimente an Menschen inzwischen auf der Welt Corrin durch. Er zieht sich einen Menschenjungen heran, dem er nach einem antiken Gelehrten den Namen Gilbertus Albans gibt. Erasmus ist es, der die Welt Corrin davor bewahrt, im Chaos zu versinken, als die von Vorian Atreides mit einem Virus programmierte Omnius-Kopie von Terra auf Corrin eintrifft – nach fast 25 Jahren! Niemand unter den Denkmaschinen wundert sich über diese beträchtliche Verspätung, doch der brave Roboter Seurat, den Vorian unbemerkt reaktiviert hat, tut seine Pflicht: Der von ihm unwissentlich eingeschleppte Computervirus zerstört die vorhandene Omnius-Kopie beinahe, wodurch alles zum Stillstand kommt. Und das ist bereits die achte Welt, die Seurat auf diese Weise „beglückt“.

(Caladan)

Vorian Atreides, aufgrund einer Behandlung seines Vaters langlebig und ewig jung aussehend, findet auf der Wasserwelt Caladan die wahre Liebe seines Lebens. Leronica ist die Tochter eines redlichen Fischers und arbeitet in seiner Taverne. Vorian erobert und schwängert sie, bevor er wieder in den Krieg muss. Doch er hat einen Liga-Stützpunkt hinterlassen, zu dem er zurückkehren kann – und noch etwas anderes. Leronica heiratet einen anderen braven Mann und bekommt Vorians Zwillingssöhne, die sie mit dem neuen Gatten aufzieht. Von Vorian, der ihr seine Identität unter dem Siegel der Verschwiegenheit enthüllt hat, erzählt sie ihrem Mann nur das Nötigste. Gewisse Umstände sorgen zehn Jahre später für ein Wiedersehen …

(Poritrin)

Auf der Sklavenwelt Poritrin ist es mittlerweile zu dramatischen Veränderungen gekommen. Tio Holtzman hat Norma Cenva, seine frühere Assistentin, praktisch degradiert – sie habe eh nur an ihrem eigenen unverständlichen und unnützen Zeug gearbeitet. Sie wendet sich an Aurelius Venport, der die Vision, die sie zeichnet, mit etwas Mühe begreift: Raumschiffe, die sich ohne Zeitverzug quer durch die Galaxis bewegen können, nur indem sie den Raum falten! Der Handel, in dem er sein eigenes Imperium errichtet hat, würde sehr viel schneller ablaufen. Er finanziert ihr sowohl ein abgelegenes Labor als auch den Prototyp eines Raumfaltschiffes.

Wie vorauszusehen, ist Holtzman auch hinter dieser Erfindung her und nimmt sie Norma weg, die er ins Exil schickt. Doch etwas macht ihm einen Strich durch die Rechnung: ein neuer Sklavenaufstand. Allerdings bleibt es diesmal nicht dabei. Als der Rebellenführer eine Laserpistole auf Holtzmans Körperschild abfeuert, ereignet sich eine nukleare Explosion, die die Hauptstadt in weitem Umkreis einäschert!

(Arrakis)

Die einzigen überlebenden Sklaven sind die hundert Zensunniten um Ishmael, der stets Frieden gepredigt hat. Sie müssen Poritrin schnellstens verlassen – nur wie? Das einzige Gefährt, das zur Verfügung steht, ist das unerprobte Raumfaltschiff. Nur Venports Kompagnon Keedair, den sie kidnappen, kann es fliegen, und die einzigen Koordinaten, die er kennt, sind die von Arrakis, von wo er Spice-Melange importiert. Die Zensunniten stranden auf dem Wüstenplaneten, wo die einheimischen Rebellen sie vor dem Verdursten und den Sandwürmern retten.

(Bela Tegeuse)

Unterdessen erobern die Titanen-Cymeks die Welt Bela Tegeuse und bauen sie zu ihrer Festung aus. Von hier aus greifen sie die Synchronisierten Welten an, denn sie haben Omnius die Gefolgschaft aufgekündigt. Das aber macht sie noch lange nicht zu Freunden der Freien Menschen. Nachdem sie sich bei ihren Attacken auf Menschen verschätzt haben, sind nur noch drei der Titanen übrig: Agamemnon, Juno und Dante. Fieberhaft arbeiten sie daran, freiwillige Menschen zu Neo-Cymeks zu verwandeln. Sie versprechen ihnen Unsterblichkeit.

(Corrin)

Bei vorgespiegelten Friedensverhandlungen stirbt Serena Butler, Priesterin des Djihad, unter mysteriösen Umständen. Die Geschichtsfälscher erklären sie zur Märtyrerin, ebenso wie ihren Sohn Manion den Unschuldigen und den Großen Patriarchen. Sie bilden fortan eine Art Dreifaltigkeit, und die „Märtyrer-Jünger“ sind ihre fanatischsten Anhänger, die auf allen freien Welten die Maschinen vernichten.

Handlung von „Die Schlacht von Corrin“

Man schreibt das Jahr 107 V.G. (vor der Gilde), und der Djihad wütet nun schon fast hundert Jahre durch die Galaxis. Viele tapfere und hoffnungsvolle Menschen sind umgekommen, viele Welten mit Flüchtlingen gefüllt, die zu den drei Märtyrern beten.

Auf Arrakis floriert der Abbau der Spice-Melange, und der über hundert Jahre alte Ishmael sieht das Vermächtnis von Selim Wurmreiter, der genau dies verhindern wollte, durch dessen Sohn gefährdet. Aber er kann nichts tun, denn die Außenweltler zahlen gut. Allerdings hat das Unternehmen VenKee Enterprises, das Norma Cenva und ihrem Sohn Adrien Venport gehört, das Monopol auf den Spice-Vertrieb und zahlt folglich keineswegs Spitzenpreise. Nur Konkurrenz würde das Geschäft beleben. Die gibt es aber (noch) nicht. Ishmael fühlt sich wegen der verjüngenden Wirkung der Spice-Droge immer noch wie ein rüstiger 50-Jähriger und harrt der Dinge, die da kommen sollen. Er ahnt nicht, dass sich schon bald aller Augen begehrlich auf Arrakis richten werden …

Omnius verbreitet die „Pest“

Auf Corrin hat nämlich der unabhängige Roboter Erasmus zusammen mit einem der Tlulaxu-Genhändler ein tödliches Virus entworfen und getestet, das 43 % der Infizierten tötet. Mit weit fliegenden Torpedos werden die Virenbehälter auf 15 Liga-Welten losgelassen. Die erste Welt, die es trifft, ist Parmentier. Unglücklicherweise ist der dortige Gouverneur Rikov ein Nachkomme aus der Familie der Heiligen Serena Butler. Sofort ist nach dem Ausfall von über 60 Prozent der menschlichen Bevölkerung die Quarantäne verhängt worden. Nur einem Einzigen gelingt es, das verseuchte und verwüstete Parmentier zu betreten und es unversehrt wieder zu verlassen: Vorian Atreides, dem Oberkommandierenden der Liga-Streitkräfte.

Da er von seinem Vater, dem Cymek Agamemnon, eine lebensverlängernde Behandlung erhalten hat, ist er auch gegen die neuen tödlichen Viren immun. Eigentlich wollte er nur eines seiner unehelichen Kinder suchen, und er fand es auch: Raquella Berto-Anirul ist eine schöne Frau – aber auch diejenige Ärztin in einem Hospiz, die Infizierte pflegt und die Krankheitsursache erforscht. Sie setzt Vorian, der sich als ihr Großvater zu erkennen gibt, davon in Kenntnis, wie das Virus, das sie „Omnius’ Geißel“ nennt, vorgeht und dass es offenbar eine Substanz gibt, die die Widerstandskraft gegen das Virus erhöht: die Spice-Melange. So kommt es, dass die Reichen, die das Spice regelmäßig einnehmen, weitaus weniger stark betroffen sind als die Armen, die sich diese Substanz nicht leisten können.

Mit dieser ermutigenden Nachricht fliegt Vorian sofort zu VenKee Enterprises. Norma Cenva, eine intensive Spice-Konsumentin mit hellseherischen Fähigkeiten, hat seine Ankunft bereits vorausgesehen und fliegt mit ihm zum Parlament auf Salusa Secundus. Dort stößt sie auf eine ihrer Halbschwestern, die Zauberin Ticia Cenva. Ticia, eine ohne Mutterliebe aufgewachsene herrische Frau, ist die Chefin der Zauberinnen von Rossak, die mit Telepathie und Energiestößen die Denkmaschinen bekämpfen. Ticia unterbreitet dem Parlament den Plan, von den bedrohten – nicht den betroffenen – Welten das Genmaterial der Besten einzusammeln, um es für die Nachwelt zu erhalten. (Diesen Plan, der zum optimalen Menschen führen soll, übernimmt am Schluss eine grundlegend veränderte Raquella, die den Orden der Bene Gesserit gründet.)

Verhängnis für Arrakis

Als Vorian und Norma vor dem Parlament verkünden, welche lindernde Rolle die Spice-Melange im Kampf gegen „Omnius’ Geißel“ spielen könnte, werden zwei Dinge veranlasst. Die vorhandenen Spice-Vorräte werden den infizierten Welten bereitgestellt, aber auch den bedrohten. Zweitens annektiert der Oberste Patriarch den Planeten Arrakis und gibt den Abbau der Spice-Melange an alle frei, die ihn realisieren können. Das Spice-Monopol, das VenKee Enterprises reich gemacht hat, besteht nicht mehr.

Ein Run auf Arrakis setzt ein, denn jedes der Häuser will nun seinen Claim abstecken. Aber leider kommen nicht nur Melangesucher, sondern auch Sklavenjäger nach Arrakis. Zwischen den Freien Menschen kommt es zu einem Machtkampf. Der alte Ishmael hält an den Traditionen fest, die Selim Wurmreiter eingeführt hat und die zu Abstand zu den Außenweltlern raten. Doch Selims Sohn El’hiim ist allem Neuen aufgeschlossen, das die Fremden bringen, und solange sie Melange zu guten Preisen abkaufen, geht es den darbenden Stämmen besser. Nach einen packenden Sandwurmduell zwischen El’hiim und Ishmael kommt es zur Spaltung der Freien Menschen – Ishmaels Anhänger ziehen sich in die tiefste Wüste zurück.

19 Jahre später (88 V.G.)

In einem massiven Gegenschlag, der „Großen Säuberung“, vernichtet die Flotte der Liga alle Welten des Synchronisierten Imperiums mit Atomwaffen. Milliarden Menschen werden getötet. Doch der Angriff auf Corrin, Omnius’ Heimatwelt, wird vereitelt, und der Liga gelingt es lediglich, eine Belagerung einzurichten. Der Djihad wird unter Jubel für beendet erklärt, und 19 Jahre später hat sich die Bevölkerung der Liga derartig an den Frieden gewöhnt, dass keiner der fetten Politiker mehr an eine Bedrohung durch Omnius glaubt oder denkt. Doch sie täuschen sich.

Auf Rossak entwickelt sich eine schlimmere Variante des von Omnius eingeschleppten RNS-Virus, die 60 % aller Infizierten tötet und Raquella in schwere persönliche Bedrängnis bringt. Ihre Rettung gelingt auf schier wunderbare Weise und verändert sie. Sie ahnt jedoch nicht, welche Rolle Ticia Cenva bei den Todesfällen im Lazarett spielt.

Auf der Liga-Hauptwelt Salusa Secundus tauchen klitzekleine fliegende Sägen auf, die alle Soldaten in kleine Stücken zerhacken. Da wissen Vorian Atreides und Abulurd Harkonnen, dass sie wieder gegen Omnius in den Krieg ziehen müssen. Aber weil Abulurds Vater Quentin Butler, ein Oberbefehlshaber der Armee, den Titanen-Cymeks in die Hände gefallen ist, gilt es für Vorian zuvor noch, dieses Problem zu lösen. Doch wie tötet man eine Kampfmaschine?

Mein Eindruck

Am Schluss ist jener komplexe Zustand erreicht, den „Wüstenplanet“-Leser bestens kennen und auch in der Trilogie der „Frühen Chroniken“ (s.o.) wiederfinden. Die Harkonnens, die von Abulurd abstammen, sind die Ausgestoßenen und bösen Jungs der Liga. Ihre geschworenen Todfeinde sind die Angehörigen des Hauses Atreides, die von Vorian Atreides abstammen. Berücksichtigt man diese uralte Feindschaft, ist der Leser ziemlich erstaunt, wenn die Geschichte erzählt, wie Vorian Atreides diesen Abulurd nicht nur zu einem ranghohen Mitglied der Flotte emporhebt, sondern aus ihm einen Ersatzsohn macht. (Vorians eigene Söhne lehnen ihn ab, weil er nie für sie da war.)

Doch die Auflösung dieses Rätsels muss bis zu jener schicksalhaften und titelgebenden Schlacht um die Omnius-Welt Corrin warten. Entsprechend komplex sind die letzten 200 Seiten des Buches vorbereitet und ausgeführt. Sie zu schildern, würde zu weit führen. Es möge genügen, dass hier alle Fäden, die zuvor so unmotiviert erschienen, zusammengeführt werden. (Die einzigen Figuren, die nicht daran teilnehmen, sind Raquella und Norma Cenva: die Gründerinnen der Bene Gesserit bzw. der Raumnavigatorengilde. )

Vorian Atreides will gerade den Generalangriff auf Corrin befehlen, als ihm Abulurd Harkonnen in den Arm fällt, und zwar nicht nur in Worten, sondern auch in Taten. Dieser Verrat findet nach der siegreich beendeten Schlacht seine Strafe, aber nicht in einer Hinrichtung, sondern auf Vorians Betreiben in lebenslangem Exil: Auf diese Weise sind die Harkonnens für immer als Feiglinge abgestempelt. Das wirkt ziemlich ironisch, denn es war Vorians Anliegen, seinen Freund Xavier Harkonnen, Abulurds Großvater, vom Ruch der Feigheit, den ihm Geschichtsfälscher wie Yorek Thurr angehängt hatten, reinzuwaschen. Sicher hält diese Geschichte für den Leser auch hierdurch wieder eine Lehre bereit, und einen Hinweis darauf liefern die Motti, die jedem der 116 Kapitel vorangestellt sind. Ich gehe nicht so weit zu behaupten, ich wüsste, worin diese Lehre besteht.

Als Abschlussband der „Legenden“-Trilogie liefert das Buch eine ganze Reihe von Ergebnissen, die in den später angesiedelten DUNE-Romanen aufgegriffen werden.

1) Faykan Butler, der anfangs Befehlshaber und dann politischer Viceroy ist, wird nicht nur zum weltlichen, sondern auch zum religiösen Oberhaupt der Gemeinschaft der Menschen. Daraus wird später der Imperator. Nach dem Endsieg benennt er sich um: Corrino soll sein Haus fortan heißen, und wir kennen es zur Genüge aus dem Roman „Das Haus Corrino“.

2) Die Zerstörung aller elektronischen Gerätschaften wie etwa von Computern und Gelschaltkreisen, aber sogar von Mikrowellen und Kaffeemaschinen geht auf das Konto der elfjährigen Rayna Butler, Tochter des Gouverneurs Rikov, der in der Großen Seuche umkam. Rayna hat eine Vision, in der die heilige Serena Butler persönlich ihr die Zerstörung aller Maschinen, nicht nur der Denk-Maschinen, befahl. Die Serena-Jünger wachsen binnen 19 Jahren zu einer mächtigen politischen Kraft und sind auf jeder Welt präsent. Das erklärt das schier mittelalterlich anmutende Technikniveau in DUNE.

3) Es erklärt ein weiteres Phänomen, nämlich die Notwendigkeit der Mentaten. Da es keine Denk-Maschinen mehr gibt, aber nach wie vor Bedarf an komplexen Berechnungen besteht, hat der „Sohn“ des unabhängigen Roboters Erasmus, Gilbertus Albans, ein weites Betätigungsfeld. Er ist der erste Mentat. Auch darin liegt eine tiefe Ironie.

4) Nirgendwo gibt es mehr Denk-Maschinen? Das stimmt nicht ganz! In den tiefsten Höhlen des Planeten Rossak führen die Anhänger des Bene-Gesserit-Ordens unter Raquella ihr Archiv der Vererbungslinien nur mit Computern, alles andere wäre unpraktikabel. Um die Genlinien zu manipulieren, schickt Raqella, die Ehrwürdige Mutter, ihre Schwestern in alle Häuser des neu erstehenden Imperiums aus. Auch nach Arrakis.

5) Norma Cenva hat sich voll und ganz dem mutierenden Einfluss der Spice-Melange ergeben. In einem extra dafür gebauten Tank (wie er in David Lynchs Verfilmung zu sehen ist) setzt sie sich zunehmend höheren Konzentrationen des Melange-Gases aus, bis ihr Geist in der Lage ist, das Universum zu erfassen und ein Raumfaltschiff mit hundertprozentiger Sicherheit zu steuern. Fortan wird es keine Piloten geben, die im Innern einer Sonne auftauchen und sterben. Der Weg für die Gründung der Navigatorengilde ist frei. Diese erfolgt 88 Jahre später. Voraussetzung für die Navigatorenarbeit ist die Versorgung mit dem Spice-Gas. Daher gilt als oberstes Gebot der Gilde: „Das Spice muss fließen!“ Arrakis ist für die Menschheit von nun an absolut unentbehrlich. Was sämtliche Vorgänge um und auf dem Wüstenplaneten eminent wichtig macht.

6) Die Freien Menschen auf Arrakis spalten sich in Traditionalisten um Ishmael und Progressive um El’hiim auf. Die Trennung erklärt die später in DUNE beschriebenen Zustände auf Arrakis, was die Fremen betrifft. Paul Atreides hat als Herzogssohn zuerst mit den städtischen Fremen zu tun, als Exilant jedoch kann er nur mit den Traditionalisten in der tiefen Wüste überleben. Wie stets unterweist Arrakis die Menschen mit harten Lektionen.

7) Und das Schicksal der Cymeks? Sie haben sich gegen Omnius aufgelehnt, um ihr eigenes kleines Imperium zu errichten. Zunächst nur auf Bela Tegeuse und auf Richese, dann eroberten sie die von der Liga verwüsteten Synchronisierten Welten. Ihre Basis befindet sich auf dem Eisplaneten Hessra, wo sie die Kogitoren töten, als Philosophen tätige unsterbliche Gehirne. Als sie General Quentin Butler gefangen nehmen, stellen sie schreckliche Dinge mit ihm an, gegen die sich „The Manchurian Candidate“ wie ein Kindergeburtstag ausnimmt. Als Vorian Atreides davon erfährt, fasst er einen kühnen Plan, um seinem Vater Agamemnon und dessen zwei Gefährten ein für allemal auszuschalten. Ein actiongeladenes Kapitel.

8) Erasmus, der unabhängige Roboter, der den Djihad ausgelöst hat, hat jahrhundertelang versucht, den Menschen zu verstehen. Dabei ist er immer menschenähnlicher geworden. Das Erziehen und Ausbilden seines „Sohnes“ Gilbertus Albans hat mit dazu beigetragen. Nun, in der finalen Schlacht um die letzte Welt der Denkmaschinen, sieht sich Erasmus zu einigen Handlungen veranlasst, die nicht nur ihn selbst, sondern auch seinen Sohn und Omnius selbst in Erstaunen versetzen. Handelt er wie ein Roboter oder wie ein Mensch? Der Leser entscheide selbst!

Anhänge

Dieser Band der „Legenden“-Trilogie enthält als Anhang lediglich zwei Stammbäume: 1) den von Iblis-Ginjo & den Boros, den Erben des Alten Imperiums; 2) den der Harkonnens und Butlers. In beiden ist Faykan Butler, nachmalig Corrino, eingetragen. Ulkigerweise kommt seine Frau Jessica Boro-Ginjo, das Bindeglied zum Alten Imperium, das seinen imperialen Anspruch begründet, im Roman überhaupt nicht vor!

Ein Glossar hat man in den früheren Bänden zu suchen, und eine Landkarte von Arrakis findet man in den ersten neuen DUNE-Romanen.

Unterm Strich

Action und Wunder finden sich auch in diesem Abschlussband wieder in ausreichender und gut verteilter Mischung, um den Leser bei der Stange zu halten. Da die Psychologie nie zu sehr verkompliziert wird und die Philosophie sich nie in unverständliche Details verirrt, ist das Buch ebenso wie seine fünf Vorgänger aus der Schreibfabrik Herbert/Anderson leicht zu verstehen, flüssig zu lesen und sofort wieder zu vergessen. Die Belastung beim Lesen hält sich also sehr in Grenzen, das Vergnügen ist jedoch sehr zufrieden stellend. Die Ergebnisse aus dem Handlungsverlauf habe ich oben zusammengefasst. Sie lassen ein paar weitere Romane erwarten – das ist (hoffentlich) keine Drohung. So etwa ist ein Band mit verschiedenen Biografien möglich, aber die Frage ist natürlich, wie dieser begründet werden soll. Ist nicht meine Sorge.

Der Leser sollte einige Kenntnisse über das geschilderte Universum mitbringen. Dabei reicht die Kenntnis der Verfilmungen nicht unbedingt aus, denn der Schlussband greift natürlich auf die zwei Vorgängerbände zurück. Eine kurze Chronologie gibt es nur im 2. Band „Der Kreuzzug“, und auch die betrifft nur einen kurzen Zeitraum. Leider muss man also die anderen beiden Bände kaufen oder sich die zweibändige „Enzyklopädie des Wüstenplaneten“ besorgen. Leider ist diese Rarität nur für gutes Geld zu haben.

Wer nichts mit dem DUNE-Universum anzufangen weiß, sollte die Finger von diesem Buch lassen. Denn selbst wenn man es nicht als Fortsetzung eines Kultbuches betrachtet, sondern nur als normale Science-Fiction, ist es nicht besonders gut geschrieben, sondern als schnell lesbare Massenware. Die lieblose, aber durchaus korrekte Übersetzung, die vor Druckfehlern wimmelt, trägt zu diesem Eindruck ihren Teil bei. Die Fehler lassen sich ja bei der obligatorischen Taschenbuchausgabe bereinigen.

Taschenbuch: 863 Seiten
Originaltitel: Dune: The Battle of Corrin, 2005
Aus dem US-Englischen von Bernhard Kempen.
ISBN-13: 978-3453521209

www.heyne.de

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