Der Bereich der Jazzmusik wird derzeit zum Unmut vieler Genre-Verfechter gehäuft von Vertretern der Pop-Branche unterlaufen, die in etwas mehr beschwingten Arrangements sofort die direkten Parallelen zur weitläufigen, experimentierfreudigen Szene sehen wollen. Allerdings ist diesbezüglich auch keine festgesetzte Trennlinie möglich, da die Übergänge phasenweise fließend sind und man wahrscheinlich ewig darüber streiten und diskutieren kann, was nun auch wirklich dem Jazz angehört bzw. was sich doch eher nur mit dem wohlklingenden Namen dieses Musikstils schmückt.
Eine derartige Diskussion könnte nun auch Hans-Günter Heumanns neues Songbook „The very Best of … New Jazz“ auslösen, in dem zehn Künstler aus dem aktuellen Zeitgeschehen mit einem kurzen Beitrag geehrt werden. Während bereits die beiden Singer/Songwriter-Heroen Katie Melua und Norah Jones in ihrer Einordnung hier grenzwertig sind, scheint die Einbeziehung Roger Ciceros doch ein wenig fragwürdig, zumal der diesjährige Grand-Prix-Teilnehmer in den Verdacht gerät, zu einem gewissen Teil auch aufgrund des anhaltenden Medienrummels um seine Person als Zugpferd verwendet worden zu sein. Dies wäre ob der Klasse der übrigen Beiträge allerdings gänzlich unnötig gewesen, denn es sind speziell Ausnahmekompositionen wie ‚That ole Devil called Love‘ von Alison Moyet oder ‚You Don’t know me‘ aus der Feder von Harry Connick jr., die diese kleine Sammlung merklich aufwerten und zumindest im Bezug auf ihren musikalischen Gehalt einen entsprechenden Gegenwert für die Investition bieten.
Darüber hinaus bietet Heumann in seinem aktuellen Sammelwerk auch allerhand Aktuelles, angefangen bei ‚Spoiled‘, für das die junge Soul-Sängerin Joss Stone verantwortlich zeichnet, über Jamie Cullums ‚Twentysomething‘ bis hin zu Diana Kralls ‚The Girl in the other Room‘, die allesamt in vergleichsweise simple Klavierarrangements gepackt wurden und somit erneut eher den Einsteiger als den Profimusiker ansprechen sollten – doch diese Maxime verfolgt der Autor bzw. der Herausgeber schon von jeher.
Insofern kann „The very Best of … New Jazz“ auch jedem interessierten Musiker ans Herz gelegt werden, wobei noch einmal darauf verwiesen sei, dass die Begriffe ‚Best of‘ und ‚Jazz‘ ein wenig frei ausgelegt wurden. Im Großen und Ganzen umschreibt der Titel nämlich ein wenig mehr, als tatsächlich enthalten ist. Doch da die Songauswahl – mal ganz vom Schubladendenken losgelöst – wirklich ordentlich ist und sich dazu inhaltlich nicht mit den bisherigen Publikationen Heumanns deckt, liegt man mit der Anschaffung dieses zehnteiligen Werkes gar nicht mal so verkehrt.
_Inhalt_
1. JAMIE CULLUM – Twentysomething
2. NORAH JONES – The Nearness of you
3. DIANA KRALL – The Girl in the other Room
4. JOSS STONE – Spoiled
5. KATIE MELUA – My Aphrodisiac is you
6. PATRICIA KAAS – Mademoiselle Chante Le Blues
7. ROGER CICERO – Zieh die Schuh‘ aus
8. ALICIA KEYS – Fallin‘
9. HARRY CONNICK JR. – You don’t know me
10. ALISON MOYET – The ole Devil called Love
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