Hillen, Hans Jürgen / Fink, Gerhard – Geschichte Roms, Die: Römische und griechische Historiker berichten

Wer kennt sie nicht, die Geschichte jenes Dorfes in Mittelitalien, welches zum Machtzentrum der westlichen antiken Welt aufstieg. Die Geschichte Roms wurde sehr oft erzählt, in all ihren Epochen und Facetten. Das vorliegende Buch ist allerdings im Rahmen dessen etwas Besonderes. Anhand von ausgewählten Quellentexten der Antike wird hier die wechselvolle Historie für den geneigten Leser lebendig aufbereitet. Die äußerst gelungene Quellenauswahl wurde von Hans Jürgen Hillen vorgenommen, während die einleitenden Texte von Gerhard Fink verfasst wurden.

Das Buch beginnt mit den Gründungsmythen um Aeneas und Romulus, die auf das Jahr 753 v. Chr. zurückdatiert werden, und endet mit dem Niedergang Roms unter Kaiser Romulus Augustulus. Dazwischen werden die berauschenden Siege und die erschütternden Niederlagen des Imperium Romanum nacherzählt. Wir begegnen den schon nahezu klassisch gewordenen Gestalten des Caesar, Hannibal, Nero und vielen andern. Zahlreiche Auszüge aus den Werken griechischer und römischer Historiker, wie z. B. Diodor, Plutarch, Sueton und Cicero, eröffnen dem Leser einen interessanten und originellen Blick auf gut 1200 Jahre römischer Geschichte.

Die Gesamtidee hinter diesem Buch ist absolut lobenswert, allerdings darf man auch einige Schönheitsfehler bei der Umsetzung nicht außer Acht lassen. Die Einführungstexte zu den einzelnen Kapiteln sind durchaus informativ und verständlich geschrieben, jedoch handelt es sich dabei um Texte mit extrem narrativem Charakter. Die wissenschaftlichen Kontroversen und etwaige Gegenthesen zu den einzelnen Themenbereichen werden nicht erwähnt. Es handelt sich bei diesem Buch eben um eine Lektüre, die offensichtlich ausschließlich für geschichtsinteressierte Laien konzipiert wurde. Dieser Eindruck erhärtet sich anhand diverser Beobachtungen. Zum einen sind die Quellen nur in der deutschen unkommentierten Übersetzung abgedruckt, was natürlich verhindert, dass sich der Leser gegebenenfalls eine eigene Meinungen zu kritischen Textpassagen des Originals bilden kann. Zum andern gibt es nur einen sehr spärlichen Anmerkungsapparat, der zudem noch an den Gesamttext angehängt wurde, was ein Nachschlagen unnötig kompliziert macht. Der damit einhergehende Verzicht auf Fußnoten mag das Buch zwar optisch schöner machen, aber er erschwert eine intensivere eigene Auseinandersetzung mit den Quellen. Darüber hinaus sind die Kapitelübersichten, die jeweils vor dem betreffenden Kapitel abgedruckt sind, äußerst lieblos gestaltet und zudem unübersichtlich, was ihren eigentlichen Sinn und Zweck ins Gegenteil umkehrt.

Alles in allem überwiegen bei diesem Buch jedoch die positiven Eindrücke. Die insgesamt knapp 500 Seiten sind sehr angemessen bebildert und die Begriffserklärungen im Anhang helfen dem Laien beim Verständnis der Texte. Zudem finden sich im Anhang noch recht umfangreiche und qualitativ hochwertige Literaturhinweise, die eine weiterführende und tiefergehende Beschäftigung mit den einzelnen Themenbereichen des Buches erleichtern. Dieses Buch ist also speziell für geschichtsinteressierte Laien und „Einsteiger“ äußerst geeignet. Die Idee, anhand einer Auswahl antiker Quellen die Geschichte Roms nachzuerzählen, ist sehr erfrischend und wurde in diesem Buch gut umgesetzt.

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