Hoffmann, Horst – galaktische Rallye, Die (Magic Edition, Band 9)

Als ich bei Erwähnung des Titels „Die galaktische Rallye“ an die legendäre Trickfilm-Serie „Space Race“ dachte, lag ich damit anscheinend gar nicht mal so verkehrt. Tatsächlich glänzt auch die von „Perry Rhodan“-Autor Horst Hoffmann erstellte Story durch ziemlich abgedrehten Humor, der auf den abwegigsten, aber letztendlich doch klar durchschaubaren Ideen beruht. Damit ist „Die galaktische Rallye“ sicherlich auch der ungewöhnlichste Vertreter der „Magic Edition“ aus dem |BLITZ|-Verlag und will auch nicht so ganz in die Serie hineinpassen, was aber sicherlich nicht heißen soll, dass man dieses Buch als Fan der feinen Reihe nicht trotzdem lesen darf.

_Story:_

Die verschiedenen Völker des Universums haben beschlossen, die Herrschaft über das Weltall neu zu strukturieren. Doch statt einen Krieg um den Thron über die Galaxis zu entfachen, soll ein Wettrennen zwischen den Raumschiffen der verschiedenen Gruppierungen stattfinden, bei dem dann das siegende Volk ermittelt werden soll. Während die Kul-Uys mit einem Bierflaschen-ähnlichen Konstrukt (siehe Cover) ins Rennen gehen und dabei ihrem Ruf als alkoholabhängige Sippe vollends gerecht werden, machen die Treehs mit den einst eingesperrten Knastorianern gemeinsame Sache und werden von ihnen übers Ohr gehauen. An anderer Stelle kämpfen Frauen um die Macht: Bei den Goobhins wird ordentlich um die Führungsposition gerangelt, was natürlich nur Stress einbringt. Für die Terraner geht ein gewisser Oberst Julius von Wolkenheim an den Start, der schwer mit seiner General-Attitüde zu kämpfen hat und deswegen mehrfach sein Schiff demoliert. Deswegen hat er auch keinen einfachen Stand in der galaktischen Rallye, die jedoch nur mit Intrigen und Bösartigkeiten zu gewinnen zu sein scheint.

Der Startschuss ist gefallen, die Punkte einbringenden Aufgaben sind verteilt und die Hindernisse aufgestellt – jetzt geht es für die Beteiligten nur noch darum, mit größtmöglicher Hinterlist und dem ständigen Drang, seinen Gegnern Böses anzutun, um die Führungsposition zu boxen. Aber auch die Ankunft am Ziel als solche ist schon eine große Herausforderung, der nicht jedes Raumschiff gewachsen zu sein scheint …

_Meine Meinung:_

In gewisser Weise kann man den Inhalt dieses kurzweiligen Romans als die deutsche Antwort auf den durchgeknallten Douglas Adams bezeichnen. Wären da nicht einige Schönheitsfehler, dürfte man Autor Horst Hoffmann sogar auf eine Stufe mit dem Kultautor von der Insel stellen. Der Unterschied zu besagtem Adams besteht jedoch darin, dass nicht alle Aspekte der Handlung von „Die galaktische Rallye“ wirklich schlüssig sind. Aber das ist in der begrenzten Spanne von 224 Seiten auch kaum zu realisieren, zumal Hoffmann sich im zweiten Teil ziemlich oft wiederholt oder bereits Bekanntes unnötigerweise rezitiert. Dies liegt jedoch daran, dass die Story damals in etwas größerem Zeitraum über zwei Bände verteilt auf den Markt gekommen ist. Der Lesefluss ist dadurch gerade zur Halbzeit stark eingeschränkt, weil man von den ständigen, wenn auch nicht ausufernden Rückblicken bald genervt ist.

Hoffmann verbringt allerdings – und das muss man ihm zugute halten – nicht allzu viel Zeit damit, die einzelnen Völker und ihre wichtigsten Vertreter vorzustellen. Mit den ersten Seiten ist man direkt in der Story drin, und sofern man noch Hintergrundinformationen zu den jeweiligen Gruppen benötigt, wird man sie im Laufe des Buches an passender Stelle erfahren. Diese Tatsache hilft dem Autor auch dabei, die Spannung mitsamt einiger ungeklärter Geheimnisse aufrecht zu erhalten. Doch von Spannung im klassischen Sinne darf man bei „Die galaktische Rallye“ jetzt nicht sprechen; es steht eher die Frage im Raum, welche ausgefallene Idee sich Hoffmann für den nächsten Zwischenfall auf dem Weg zum Ziel hat einfallen lassen.

Der Humor ist dabei allerdings Geschmackssache; sicher, anfangs wird noch jeder schmunzeln, wenn Oberst von Wolkenheim seine Fähre anhimmelt, oder wenn die Tanks der „Bottle Of Beer“ von den Kul-Uys (natürlich nicht, ohne vorher selber die Geschmacksprobe gemacht zu haben) mit neuem Gerstensaft befüllt werden, doch mit der Zeit wiederholen sich die Gags in ihrer Machart und die skurille Wirkung verfliegt infolgedessen auch ein wenig. Und so etwas wäre einem vollkommen bekloppten und gerade deswegen genialen Autor wie Douglas Adams nicht passiert.

Unterhaltsam ist „Die galaktische Rallye“ aber allemal, dafür sorgen schon die unheimlich witzigen Charaktere und überhaupt der ganze Rahmen, in dem dieser außergewöhnliche Wettkampf stattfindet. Die schlichte Sprache trägt hierzu einen nicht zu unterschätzenden Teil bei und hilft einem selbst in den etwas konfuseren Abschnitten dabei, die jeweilige Situation auf Anhieb zu erfassen. Es gibt jedenfalls keine Stelle, in der man plötzlich nicht mehr wüsste, was jetzt genau Sache wäre – auch nicht beim sehr direkten Einsteig, dessen Hintergründe umgehend aufgelöst werden. Es ist nur manchmal so, dass einige Passagen keinen direkten Sinn und, wie eingangs erwähnt, im Hinblick auf den gesamten Plot keinen erkennbaren Zusammenhang ergeben. Wer das seltsame Ende bereits kennt, wird diese Worte verstehen. Humor um der Lustigkeit willen ist dies zwar nicht, dafür sind die vielen unmterschwelligen Attacken auf die einzelnen Randgruppen der Gesellschaft zu bissig und auch zu gut verpackt, aber dieses Mittel als ausschließliches Element eines Buches zu verwenden, ist in diesem Fall nicht immer glücklich gewählt.

Wer Douglas Adams zu seinen Heldern zählt, sollte sich aber dennoch mal mit dem zweieinhalb Dekaden alten Werk des „Perry Rhodan“- und neuerdings auch „Titan“-Autors befassen. Ich habe es trotz der einzelnen Mängelpunkte nicht bereut, dieser irrwitzigen Wettfahrt einen Abend gegönnt zu haben. Vielleicht auch, weil ich hierdurch in meiner Betrachtung von Douglas Adams als unantastbarem Gott in diesem Genre enorm bestärkt wurde!

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