Hoffmann, Markolf – Schattenbruch (Das Zeitalter der Wandlung 3)

Das |Zeitalter der Wandlung|:
Band 1: [Nebelriss 473
Band 2: [Flammenbucht 1280
Band 3: _Schattenbruch_
Band 4: [Splitternest 4027

Markolf Hoffmann setzt mit „Schattenbruch“ seine Tetralogie „Das Zeitalter der Wandlung“ fort. Lebensechte Charaktere und Sprachgewandheit zeichnen sein Werk aus, und „Schattenbruch“ stellt keine Ausnahme dar. Erneut beweist Markolf Hoffmann wortgewaltig, wie man einer Geschichte und ihren Charakteren Leben einhauchen kann.

Der Kampf um die magischen Quellen der Welt Gharax zwischen den Menschen und den echsenartigen Goldéi entpuppte sich als eine uralte Fehde zwischen zwei Magiern, Mondschlund und Sternengänger, deren Netz aus Lüge und Verrat das der weltlichen Herrscher noch bei weitem übertrifft. Der junge Kaiser Uliman Thayrin hat den „Silbernen Kreis“ seiner Fürsten und Ratgeber ermordet, nur Baniter Geneder hat überlebt und wird von ihm zum Unwillen seiner Zweck-Gemahlin, Königin Inthara von Arphat, die von Baniter einen Sohn erwartet, festgehalten.

Das magische Verlies der Schriften unter der alten Hauptstadt Vara, eine Quelle der Magie, erwacht zudem zu grausigem Leben, seine Schatten treiben die Bewohner in den Wahnsinn, sie reißen sich selbst die Augäpfel aus den Höhlen und sterben. An anderer Stelle erreichen Aelarian Truarc und sein Leibdiener Cornbrunn den mysteriösen Schattenbruch, Baniters entführte Gemahlin Jundala fährt mit den Südseglern einem ungewissen Schicksal auf dem geheimnisvollen Südkontinent entgegen. Laghanos und Nhordukael, die Auserwählten der beiden legendären Zauberer, bereiten sich derweil auf die entscheidende Auseinandersetzung vor. Kaiser Uliman wird zusätzlich mit einer unwillkommenen Überraschung konfrontiert: Sein wahnsinniger Vater Akendor lebt und drängt sich zusätzlich in den Machtkampf zwischen Inthara, Uliman und den Schatten des Verlieses hinein …

„Schattenbruch“ ist mit 343 Seiten der bisher kürzeste Teil des „Zeitalters der Wandlung“. Man kann ihn guten Gewissens als Brückenband zum abschließenden Band des Zyklus, „Splitternest“, verstehen. Die Handlung wird zwar vorangetrieben, Entscheidungen fallen in diesem Band allerdings keine. Stattdessen wird der Leser mit neuen Mysterien konfrontiert: Besteht ein Zusammenhang zwischen dem vermeintlich harmlosen Schattenspieler, dem Schattenbruch und den Schatten des Verlieses? Der sagenhafte Südkontinent zeigt sich ebenfalls vorerst nur in Gestalt vorgelagerter Inselgruppen – alles andere bleibt dem Folgeband vorbehalten.

Spielerisch und ausgelassen zeigt sich Markolf Hoffmann bei Aelarian Truarc und Cornbrunn samt ihren Kieselfressern Grimm und Knauf; ihre fröhlichen Eskapaden lockerten bereits [„Flammenbucht“ 1280 auf und auch dieses Mal sorgen sie für einen angenehmen Kontrast zu den düsteren Fürsten Sithars. Leider bleibt nicht viel Raum für eine Charakterentwicklung Uliman Thayrins; der junge Kaiser kann dennoch Kälte und Furcht ausstrahlen, ein zentrales Thema dieses Romans: Die Schatten aus der Tiefe Varas sorgen für wohlige Schauder. Ein wenig enttäuscht war ich von dem ungewöhnlichen Ende des Rachefeldzugs der Kämpferin Ashnada, eine interessante Wendung der Geschichte, die mir jedoch nicht wirklich stimmig erschien. Allerdings illustriert sie vortrefflich die verworrenen Loyalitäten im Netz der Lügen und Täuschungen der beiden Zauberer und der Herrscher der Welt Gharax. Das Tempo, mit dem Hoffmann Intrigen spinnt und Handlungsfäden in Richtung Finale hin entwickelt, sorgt auch dafür, dass Laghanos, wie bereits in den Vorgängern, kaum in Erscheinung tritt, Nhordukael und die Goldéi treten dieses Mal ebenfalls kürzer.

Das Grauen der Entfesslung der Quellen hat Markolf Hoffmann exzellent und innovativ eingefangen, hier kann er mit tollen Bildern und seiner sprachlichen Finesse auftrumpfen. Seine sonst so starken Charaktere leiden dieses Mal jedoch unter den häufigen Wechseln der Handlungsebene; das sorgt für eine gewisse Distanz zu den Figuren, mit denen man in den Vorgängern wie zum Beispiel mit einem Baniter Geneder noch mitfiebern konnte. Alles in allem ist „Schattenbruch“ aber eine gelungene Fortsetzung der Reihe, die leider viel zu viele Fragen offen lässt und neue aufwirft, die auf den Abschlussband „Splitternest“ neugierig machen. Es würde mich nicht wundern, wenn dieser aufgrund der Komplexität der Handlung und der vielen noch offenen Fragen zum Zweiteiler werden würde.

Offizielle Homepage des Autors:
http://www.nebelriss.de/

[Unser Interview mit Markolf Hoffmann]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=34

Schreibe einen Kommentar