Bei diesem Nachnamen erwartet man viel: Rebecca Hohlbein ist die Tochter des wohl bekanntesten Autors Deutschlands. Zusammen mit ihrem Vater Wolfgang hat sie bereits einige Romane verfasst, nun veröffentlicht sie mit „Himmelwärts“ ihr erstes ganz eigenes Buch.
Das kleine Örtchen Oberfrankenburg in Franken ist nicht so beschaulich wie es aussieht. Zwei Vampire leben auf Burg Werthersweide, der neue Prophet lebt unerkannt in der Stadt und wird von Alvaro, seinem Schutzengel, davor bewahrt, in Gefahr zu geraten, bevor er seine eigentliche Aufgabe erfüllt hat. Und dann ist da noch die Mafia, die die Ereignisse ins Rollen bringt.
Bei einer Schießerei in einer Kneipe trifft ein Querschläger Lennart, den neuen Propheten, der daraufhin stirbt. Dies ist eine Tragödie für Alvaro, denn sein Auftrag ist damit gescheitert. Um Ärger mit seinem Vorgesetzten, dem Engel Tamino, zu vermeiden, reist er zur Erde, um Lennart wiederzubeleben. Doch auch das geht schief. In Oberfrankenburgs pathologischem Institut findet er den toten Lennart nicht, da dessen Leiche entführt worden ist. Statt dessen verharrt er bei der Leiche einer jungen Frau – die plötzlich die Augen aufschlägt und ihn in den Hals beißt.
Tabea, seit einiger Zeit untot, hat von einem Menschen genascht, der Drogen im Blut hatte, was ihr nicht besonders gut bekommen ist. Alvaro ist da aber auch nicht besser. Nachdem sie ihn gebissen hat, verliert sie vorübergehend ihre Fähigkeit, sich in eine Fledermaus zu verwandeln, Alvaro wird zu einem Normalsterblichen degradiert. Doch dadurch taucht Lennarts Leiche auch nicht wieder auf. Gemeinsam mit Tabea, die sich nicht sicher ist, ob sie den ehemaligen Engel mögen oder hassen soll, begibt Alvaro sich auf die Suche nach dem neuen Propheten. Doch so einfach ist das nicht, denn oberste Mächte sind gegen die beiden …
Was erwartet man, wenn man den Namen Hohlbein auf dem Cover eines Buches liest? Vermutlich nicht das, was man in „Himmelwärts“ bekommt. Rebecca Hohlbein schreibt sehr versiert mit eigener Stimme. Diverse Wortspielereien, eine satte Portion Humor und schlagfertige Dialoge bestimmen die Geschichte. Dabei gelingt es der Autorin, diesen Stil von der ersten bis zur letzten Seite durchzuziehen. Das ist sehr löblich, doch nicht jedem wird diese Erzählweise gefallen. Tatsächlich ist es an der einen oder anderen Stelle etwas zuviel des Guten. Gerade die längeren Sätze wirken manchmal zu verschachtelt und anstrengend.
Ähnlich humorvoll wie der Schreibstil ist die gesamte Geschichte. Hohlbein reiht ein skurriles Ereignis an das andere. Die Handlung ist manchmal geradezu aberwitzig und spielt gewieft mit diversen Klischees. Dabei vergisst sie aber nicht, auch mal ruhige Töne anzuschlagen, zum Beispiel, wenn Tabea entdeckt, dass Alvaro mehr ist als ein durchgeknallter Flattermann. Dessen Versuche, sich in der Menschenwelt zurecht zu finden, werden durch seine naive, durch bedingungslose Nächstenliebe geprägte Sichtweise bestimmt. Die ist teilweise überaus amüsant, teilweise wird dem Leser aber auch ein Spiegel vorgehalten. Dies täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die Handlung selbst nicht immer überzeugt. Die Geschichte verfranst sich, weil diverse Nebenereignisse miteinbezogen werden. Dadurch geht die Spannung etwas verloren, die unterschiedlichen Motive der Beteiligten erschweren das Verständnis.
Ähnlich humorvoll wie die Handlung sind auch die Charaktere der Geschichte. Tabea und Alvaro geben ein ziemlich ungleiches Paar ab, die freche Vampirin auf der einen, der naive Engel auf der anderen Seite. Beide sind überzeichnet, doch gerade bei Tabea gibt es immer wieder besonnenere Momente. Alvaro hingegen wird meistens ziemlich naiv dargestellt. Daraus resultieren einige lustige Situationen, wenn er versucht, sich in der Menschenwelt zurechtzufinden. Insgesamt fügen sich die beiden, genau wie die übrigen Figuren, nahtlos in die Geschichte ein: Sie sind zumeist sehr amüsant, manchmal zu extrem, dann aber auch an einigen Stellen durchaus tiefgründig.
Mit „Himmelwärts“ zeigt Rebecca Hohlbein, dass sie nicht von ihrem berühmten Nachnamen abhängig ist, um erfolgreich zu sein. Ihr Debütroman ist ein heiteres Stück Literatur, dass mit viel Schwung geschrieben ist. An einigen Ecken ist es sicherlich verbesserungswürdig – die Handlung ist beispielsweise etwas zu ungeordnet -, insgesamt hinterlässt die Autorin aber einen guten Eindruck. Vor allem ihr origineller Schreibstil gefällt.
|Gebunden: 618 Seiten
ISBN-13: 978-3453266889|
http://www.heyne.de