Hohlbein, Wolfgang – Auge des Satans, Das (Der Hexer von Salem 6)

[„Die Spur des Hexers“ 4081 (Der Hexer von Salem 1)
[„Der Seelenfresser“ 4141 (Der Hexer von Salem 2)
[„Engel des Bösen“ 4206 (Der Hexer von Salem 3)
[„Der achtarmige Tod“ 4353 (Der Hexer von Salem 4)
[„Buch der tausend Tode“ 4597 (Der Hexer von Salem 5)

„Das Auge des Satans“ nennt sich der der sechste der auf insgesamt acht Sammelbände ausgelegten „Hexer von Salem“-Reihe – inhaltlich überarbeitet und optisch neu gestaltet. Über 720 Seiten dick, umfasst der Band einmal mehr neun Einzelfolgen der Heftromanreihe um Robert Craven, die von Wolfgang Hohlbein, Frank Rehberg und weiteren Co-Autoren verfasst worden sind. In diesem Band zudem als prominenter Gastautor vertreten ist Arndt Ellmer, der sich als Perry-Rhodan-Autor einen Namen gemacht hat. Dementsprechend weichen die beiden von ihm und Hohlbein zusammen geschriebenen Folgen auch ein wenig vom typischen Hexer-Stil ab und schildern ein Nebenabenteuer, das sich nur um Cravens Gefährten Rowlf und Howard (genau, H. P. Lovecraft) dreht. Bedingt durch diese Nebenhandlung hat sich auch die Anordnung der einzelnen Episoden verändert: Der sechste Sammelband weicht damit erstmals von der Reihenfolge der Erstveröffentlichung der Heftromane ab.

Die zusammenhängenden Episoden „Das unheimliche Luftschiff“ und „Endstation Hölle“ von Hohlbein und Ellmer wurden nämlich unter den Nummern 40 und 44 veröffentlicht und demnach durch drei dazwischen geschobene Folgen auseinandergerissen worden. Was zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung nicht zu ändern war, da die Fertigstellung von „Endstation Hölle“ mehr Zeit in Anspruch nahm als beabsichtigt, ist nun revidiert worden. Die Reihenfolge liest sich wie folgt: 40, 41, 44, 42, 43 und 45. Die Anordnung nach dem Erscheinen der Heftromanfolge ist also zugunsten einer Anordnung gewichen, die eher der Chronologie innerhalb des Hexer-Universums gerecht wird. Ähnliches ist bereits mit der Vorgeschichte im ersten Band „Die Spur des Hexers“ geschehen, die zwar erst später veröffentlicht wurde, aber vor dem eigentlichen Beginn der Serie spielt und somit folgerichtig an den Anfang geschoben worden ist. Gleiches lässt sich über die Neuordnung in Sammelband sechs sagen. Was nach einer unbedeutenden Kleinigkeit anmutet, ist im Hinblick auf das Ziel dieser finalen Ausgabe nämlich mehr als sinnvoll: die Abenteuer des Hexers in der Form zu veröffentlichen, wie sie ursprünglich vorgesehen war.

_Inhalt_

Einen vollständigen inhaltlichen Überblick zu geben, ist angesichts vieler kleiner Einzelgeschichten, obwohl diese miteinander verbunden sind, auch für den sechsten Band kaum möglich. Daher erscheint die Beschränkung auf einige ausgewählte, zentralen Folgen sinnvoller.

Einen neuen Schauplatz steuert gleich die erste enthaltene Geschichte „In der Festung des Dschinn“ an. Durch ein Dimensionstor, das Robert Craven in seinem Londoner Haus aufgefunden hat, gelangt er nach Nordafrika – und dort mitten zwischen gläubige Muslime, die in dem Neuankömmling eine teuflische Bedrohung sehen. Der Hexer entkommt einmal mehr nur knapp einem Lynchmob. In Colonel Trouwne findet er einen Verbündeten, der ihn über die Lage aufklärt. Ein Magier namens Nizar kontrolliert das Gebiet und vereint immer mehr Gläubige unter seinem Banner. Sein Ziel ist die Vertreibung der europäischen Besatzer. Das geht jedoch nicht mit gewöhnlichen Dingen vonstatten, und so sieht sich Craven bald in ein Abenteuer verstrickt, bei dem er sowohl gegen fanatische Gläubige als auch Mumienkrieger bestehen muss.

Während der Hexer in der Wüste um sein Leben kämpft, bestreiten Rowlf und Howard in London ein Abenteuer, das nicht weniger gefährlich ausfällt – besagtes Nebenabenteuer von Wolfgang Hohlbein und Rhodan-Autor Arndt Ellmer. Howard erhält darin einen Hinweis, der auf einen Mann namens Phileas Fogg hindeutet (mal wieder ein Brückenschlag zu einer literarischen Figur, in diesem Fall aus Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“). Fogg hat eine Wette angenommen und versucht ein zweites Mal, die Welt zu umrunden, dieses Mal jedoch in knapp zwei Monaten statt der 80 Tage. Dass es eine Falle ist und ein Großer Alter dahintersteckt, hat Fogg nicht erkennen können. So bedarf es der Unterstützung von Howard und Rowlf. Doch das gestaltet sich als schwierig, denn Fogg befindet sich bereits auf der anderen Seite der Welt. Nach mehreren Rückschlägen können Howard und Rowlf den Abenteurer in Indien schließlich doch noch einholen. Doch die Freude währt nicht lange, denn der Gegner ist der Gruppe bereits auf der Spur und befördert sie mittels eines Zaubers an einen erdenklich schlechten Ort: in die Tiefe des Erdreichs.

Da schon Jules Verne bzw. sein Roman bedacht wird, verwundert es kaum, dass mit H. G. Wells nur einige Seiten später ein weiterer Autor ins Hexer-Universum integriert wird, der wie Verne zu den großen Visionären seiner Zeit gezählt werden kann. Im Gegensatz zu Verne, der nur indirekt über sein literarisches Werk eingebaut wird, taucht Wells in Folge 41 jedoch persönlich auf. Und das nicht alleine, sondern zusammen mit seiner Zeitmaschine, die nicht ganz so funktioniert, wie sie soll, und das Zeitgefüge mächtig durcheinanderbringt.

_Bewertung_

„Das Auge des Satans“ knüpft direkt an den fünften Band an, vollzieht aber durch seine enthaltenen Episoden einen Richtungswechsel hin zu mehr Fantasy. Der Hexer will weiter überzeugen und, nach den Zyklus-Höhepunkten in vorigen Bänden, Neues bieten. Das gelingt allerdings nur bedingt. Originell sind die Auftritte der realen und literarischen Personen schon, die nun gehäuft den Helden zur Seite stehen, und sei es auch nur für kurze Gastauftritte. Weniger wäre hier allerdings mehr gewesen, denn aufeinander folgende oder gekoppelte Auftritte von Phileas Fogg, H. G. Wells oder auch eines Professor Moriarty (als Gegenspieler bekannt aus mehreren Sherlock-Holmes-Romanen) nehmen der Geschichte das Besondere. Es überrascht nicht mehr, dass eine bekannte Persönlichkeit auftaucht, vielmehr stellt man sich andersherum die Frage, welche zeitgenössische Figur noch nicht im Hexer-Universum eingebaut worden ist. Die Figuren werden nicht in die Handlung integriert, sondern dienen eher als Ausgangspunkte, um welche herum die Handlung erst aufgebaut wird. Das wirkt stellenweise arg konstruiert und kann auch nicht mehr den Lauf der Geschichte rechtfertigen, der hinsichtlich wechselnder Orte und Settings immer schneller und dadurch unübersichtlicher wird.

Prinzipiell als positiv zu bewerten ist die Tendenz, mehr Abwechslung in die Erzählung hineinzubringen. Durch die häufigen Sprünge zwischen nun parallel laufenden Abenteuern, die zudem innerhalb der Erzählung zu häufigeren Zeitsprüngen neigen, geht diese Abwechslung jedoch ebenfalls auf Kosten der Übersicht. Die Neuordnung einiger Folgen versucht sich zwar dieses Problems anzunehmen, ändert jedoch nichts an der generellen Erzählstruktur. Wie schon mehrfach darauf hingedeutet: Den größten Reiz konnte der Hexer von Salem noch zu Beginn ausmachen, als vieles im Unklaren lag und Freund und Feind sich noch belauerten. Jeder große Endkampf zwang Hohlbein und seine Mitautoren dazu, das nächste Finale noch gewaltiger auszuschmücken. Was vielleicht beim ersten Mal noch geklappt hat, hat sich irgendwann in die Unglaubwürdigkeit verabschiedet. Das mag an die Konstruktion eines Heftromans gekoppelt sein, die einen packenden Einstieg und ein ebensolches Ende verlangt und einfach schneller auf den Punkt kommen muss. Zusammengefasst in einem Band ergibt das aber eine derartige Häufung von Spannungsbögen, dass die damit zu erzeugende Spannung sich jedoch nicht immer einzustellen vermag. So besticht auch „Das Auge des Satans“ wieder mit einigen schönen Einzelfolgen, bringt den Zyklus aber allmählich vom Kurs ab und bietet nicht mehr das, was man vom Hexer kennt.

http://www.bastei-luebbe.de

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