Wolfgang Hohlbein – Von Hexen und Drachen. Das große Wolfgang-Hohlbein-Buch

Bei dem Buch „Von Hexen und Drachen“ von Wolfgang Hohlbein handelt es sich um eine Sammlung von Kurzgeschichten, die in den meisten Fällen nicht sehr kurz sind und nur sehr selten von Hexen oder Drachen handeln. Abgesehen davon, dass man bei einem solchen Titel tendenziell eher Fantasygeschichten erwarten würde, ist „Von Hexen und Drachen“ eine bunte Sammlung von überwiegend gelungenen Science-Fiction-Erzählungen. Die persönlichen Kommentare des Autors zu einzelnen Geschichten bilden eine gute Ergänzung und der Bericht seines Verlegers und Freundes Michael Schönenbröcher gibt einen interessanten Einblick in den privaten Alltag von Wolfgang Hohlbein.

Thematisch drehen sich viele der Geschichten um Zeitreisen, Dinosaurier oder Weltraumabenteuer. Die Geschichte „Im Namen der Menschlichkeit“ zum Beispiel ist eine Mischung aus Science-Fiction und Fantasy. Sie handelt von einer Gruppe Zeitreisender, die mit Hilfe einer Zeitreisemaschine aus einer uns unbekannten Zukunft unabsichtlich in die Zeit versetzt werden, in der Pontius Pilatus der Präfekt von Jerusalem war. Es dauert nicht lange, bis die Fremden auf eine weitere sehr bekannte Person treffen und die einmalige Gelegenheit erhalten, die Entwicklung des „Christlich-Römischen Imperiums“ und damit den Lauf der ganzen Weltgeschichte zu verändern. Nicht nur in dieser Geschichte bleibt für den Leser am Ende die Frage, was passieren würde, wenn es den Menschen tatsächlich einmal gelänge, in die Vergangenheit zu reisen, und ob eine Einmischung in der Vergangenheit die Zukunft tatsächlich zu verändern imstande wäre. Diese Fragestellung taucht als Motiv gleich in mehreren der hier gesammelten Kurzgeschichten auf.

Die Erzählungen in diesem Buch wurden alle schon einmal veröffentlicht, einige sind Teile einer Serie, wie zum Beispiel „Zombiefieber“ aus der Reihe „Professor Zamorra“ oder „Zeitbeben“ aus der Reihe „Dinoland“, andere wurden in Science-Fiction-Magazinen veröffentlicht, wie zum Beispiel „Hamlet 2007“ oder „Frankenstein & Co“. Auch wenn sich die Kurzgeschichten in diesem Buch nicht mit anderen Werken wie zum Beispiel den Romanen „Märchenmond“, „Spiegelzeit“ oder „Elfentanz“ von Wolfgang Hohlbein vergleichen lassen, haben diese Geschichten eine ganz eigene Qualität. In den wenigsten Fällen erfüllen sie die klassischen Kriterien einer Kurzgeschichte, was vor allem daran liegt, dass es Hohlbein, wie er selbst zugibt, schwerfällt, sich kurz zu fassen. Doch gerade durch die detaillierten Beschreibungen, die trotzdem niemals langweilig werden, und die umfassende Charakterisierung der einzelnen Personen zeichnen sich meiner Meinung nach die Werke von Hohlbein aus. Dem Leser gelingt es schnell, in die Handlung der Geschichte einzutauchen und sich mit den Charakteren zu identifizieren. Hinzu kommt, dass es dem Autor gelingt, bei diesen kürzeren Geschichten noch viel nachdrücklicher als bei seinen Romanen dem Leser eine klare Botschaft zu senden, die zum Nachdenken anregt.

Insgesamt ist „Von Hexen und Drachen“ ein sehr lesenswertes Buch, und wer Wolfgang Hohlbein und seine Werke kennt, wird vieles davon hier wiederfinden. Bei einigen Werken fragt man sich, warum aus diesen Ideen und Geschichtsanfängen kein ganzer Roman entstanden ist.

Taschenbuch: 930 Seiten
www.hohlbein.net
www.luebbe.de