Holguin, Brian / Anacleto, Jay – Spawn: Godslayer

_Story_

Einst waren Bairn und Neva Geliebte. Sie stammten aus gutem Hause, und ihre Verbindung wurde allerorts begrüßt. Doch Bairn musste in den Krieg ziehen und für sein Land kämpfen – und für sein Land sterben. Jahre später bleibt Neva nur die Erinnerung. Sie ist das Gefäß der Göttin Llyra, der Hüterin von Nevas Heimat Endra-La, und erlebt die schönsten Tage am Hofe der Göttin. Doch dann machen sich in Endra-La Angst und Schrecken breit.

Ein fürchterlicher Dämon kündigt sein Kommen an und tobt wie ein Sturm über den Palast. Der Götterschlächter sucht Endra-La heim, um Rechenschaft abzulegen und zu erzählen, was tatsächlich mir Bairn geschehen ist. Die beiden Geliebten treffen in einer fernen Zukunft aufeinander, und Neva vergibt ihm für sein Fortbleiben. Doch in der Gestalt des Götterschlächters ist Bairn nach allem anderen als Vergebung zumute …

_Meine Meinung_

Die Geschichte vom Godslayer wurde vorab als ein weiteres Highlight im prestigeträchtigen Universum der „Spawn“-Comics angepriesen und bildet zweifelsohne eine der interessantesten Veröffentlichungen, die aus dem näheren Umfeld der Comic-Ikone Todd McFarlane auf den Markt gekommen ist. Ein knappes Jahr nach dem Original-Release in den Staaten wurde der Oneshot nun auch ins deutsche Programm des neuen „Spawn“-Anbieters |Panini| aufgenommen, wo in Zukunft auch eine eigenständige Serie um den Götterschlächter erscheinen soll. Doch dies ist erst einmal noch Zukunftsmusik.

Beschäftigen wir uns also mit dieser abgeschlossenen Geschichte, dem Ursprung für die angekündigte Serie, für den Brian Holguin verantwortlich zeichnet. „Spawn Godslayer“ ist an für sich ein recht typischer „Spawn“-Comic, eingeleitet mit einem pathetischen Erzählpart aus der Perspektive Nevas, anschließend jedoch mit recht wenig Handlung und einem Finale, das man in dieser Form auch schon öfter von McFarlane und Co. aufgetischt bekommen hat. Mit anderen Worten: Holguin hat sich von der Durststrecke der letzten deutschsprachigen „Spawn“-Hefte (damals noch über |Infinity| erschienen) anstecken lassen und sich einzig und allein auf herkömmliche, bereits mehrfach erprobte Elemente verlassen, die „Spawn Godslayer“ nicht wie erhofft aus der Masse herausheben.

Nervig ist zum Beispiel, dass die eigentliche Geschichte erst beginnt, nachdem man bereits die Mitte des Heftes überschritten hat. Bis dahin überzeugt lediglich Zeichner Jay Anacleto mit einigen hervorragenden Fantasy-Zeichnungen, die den künstlich aufgebauschten epischen Text zum größten Teil überspielen, jedoch sicher nicht darüber hinwegtäuschen, dass Holguin nur wenig Spektakuläres eingefallen ist. Als übergeordnete Einleitung sei die Geschichte um Neva und Bairn bzw. ihrer beider Schicksal noch toleriert, aber für einen eigenständigen Plot passiert hier einfach viel zu wenig, so dass man nach einer knappen Viertelstunde entnervt die Frage stellt, ob das nun alles sein soll.

Das Dilemma der aktuellen „Spawn“-Ära ist eigentlich ganz simpel formuliert: Es besteht nämlich darin, dass die Zeichnungen mittlerweile komplett die Oberhand gewonnen haben und die Autoren die Herausforderungen ihrer Kollegen kaum noch annehmen und sich von den Illustrationen kaum noch inspirieren lassen. Diesbezüglich hätte bei „Spawn Godslayer“ definitiv mehr herausspringen können, hätte der Autor sich bereit erklärt, die Idee etwas breiter anzulegen und die Story möglicherweise sogar über einen längeren bzw. zwei Bände aufleben zu lassen. Stattdessen hat Holguin die Prioritäten sehr ungünstig, um nicht zu sagen sehr schlecht verteilt, das Potenzial der Geschichte leichtfertig verschenkt und für die bald folgende Serie kein gutes Omen hinterlassen. Lassen wir uns künftig dennoch eines Besseren belehren und schreiben „Spawn Godslayer“ nicht sofort ab. Doch dieser erste, unabhängige Oneshot ist auf jeden Fall schon mal eine herbe Enttäuschung, wenn auch gut illustriert.

http://www.paninicomics.de

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