Hostache, Jean-Baptiste / Henderson, Jason / Salvaggio, Tony – Clockwerx 1: Genesis

_Clockwerx_

_Band 1: „Genesis“_
Band 2: „Sintflut“

_Story:_

London kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert: In den Docks des Hafenviertels kommt es zu mehreren grausamen Verbrechen, die auch Scotland Yard vor ein Rätsel stellen. Ein ausrangierter Polizist, Matt Thurow, nimmt sich der Sache auf eigene Faust an und stellt dabei fest, dass vor allem Schwarzarbeiter zu den Opfern der grausamen Morde zählen. Als er sich in ein anrüchiges Hafenunternehmen einschleust, weht ihm heftiger Gegenwind entgegen, doch schließlich gelingt es ihm, sich seine Sporen zu verdienen und seine Tarnung aufrechtzuerhalten.

Ungefähr zur gleichen Zeit landet das Schiff der berüchtigten Molly Vane im Hafen Londons, jedoch mit dreiwöchiger Verspätung. Vane hat bei der Überfahrt zwar ihren linken Arm verloren, jedoch nicht die geheimnisvolle Ladung, die von entscheidender Bedeutung ist. Denn ebenso wie Vane ist auch die Golden-Shell-Organisation auf das mächtige Lucifrium aus, welches sich unter dem Tower befindet und dessen Energie dazu verwendet werden kann, die mächtigen Clocks-Maschinen anzutreiben, die ihren Besitzern Macht und Vorteile in diesem ungleichen Krieg versprechen.

Die verletzte Molly will auf jeden Fall verhindern, dass die Macher von Golen Shell sich das geheime Gut sichern, doch bei ihrer verspäteten Ankunft scheint bereits alles verloren. Doch Molly kämpft um ihr Recht – ebenso wie Thurow, der noch gar nicht ahnt, in welch brutalen Bandenkrieg er hierbei geraten ist, ohne auf die weitere Unterstützung des Yard bauen zu können …

_Persönlicher Eindruck:_

Eine viel versprechende Kulisse, ein vertraut wirkendes Setting, ein paar starke Charaktere und eine sehr interessante Handlung: „Clockwerx“ bringt reichlich Potenzial mit, den Comic-Markt mit seinen beiden Bänden aufzumischen und trumpft dabei gleich in mehrerer Hinsicht auf. Inhaltlich gibt es einige brisante Verstrickungen und unverhoffte Wendungen, der Background ist ziemlich verworren und kreiert alsbald einen Mythos, und die teils undurchsichtigen Positionierungen der einzelnen Handelnden sorgen bereits schnell dafür, dass die Story im ersten Kapitel rasant und vor allem spannend Fahrt aufnimmt.

Doch mit der gleichen Geschwindigkeit sieht sich der Leser auch wieder einer Ernüchterung entgegengestellt, weil nach dem sehr flotten Anfangsszenario nichts vergleichbar Überzeugendes mehr geschieht und das Autorenteam Hostache/Henderson/Salvaggio nicht mehr allzu viel unternimmt, um die starken Figuren weiter reifen zu lassen und der Geschichte eine ebenso flotte Entwicklung zu spendieren. Die vertrackten Elemente der Handlung bleiben zwar bestehen, jedoch verlagert sich ihr Schwerpunkt gleich mehrfach in eine ungünstige Richtung, sei es nun im Hafenszenario oder aber in den Darstellungen der beiden Fronten, von denen man zwar erfährt, wie verbissen und leidenschaftlich sie um den Sieg kämpfen, die aber letzten Endes immer weiter abstumpfen und den wirklich grandiosen zeichnerischen Bedingungen ab einem gewissen Punkt nicht mehr folgen können. Außerdem bekommen die Dialoge kaum Spielraum und sind in ihrer Quantität ziemlich schmal, was vor allem bei der Schaffung von mehr Hintergrundwissen arg hinderlich erscheint.

Anfangs noch hochdramatisch, stellenweise sogar richtig theatralisch reißt die Sache immer weiter ab und verspielt sich jedweden Kredit, sobald die Vergangenheit und die Gegenwart nicht mehr so clever vermischt werden und die Autoren offenbar den Eindruck haben, es sei nun genug preisgegeben und keine weitere Geheimniskrämerei mehr nötig. Doch mit der Offenbarung der hintergründigen Mysterien verliert „Genesis“ auch spürbar an Reiz, zunehmend an Tiefgang und schließlich auch am Vermögen, den Leser durch und durch zu fesseln.

So entpuppt sich das durchaus überzeugende, fast schon überragende Startszenario leider als irreführender Trugschluss, zumindest was die weiteren Abhandlungen in diesem ersten von zwei Kapiteln betrifft. „Clockwerx“ mag seine Qualitäten haben, liest sich letzten Endes auch fließend und gut, hält aber vorerst nicht, was es auf den ersten Seiten noch verspricht – zumindest inhaltlich nicht.

Ein Lob bleibt trotzdem für die atmosphärisch sehr dichten Zeichnungen, die hier gebotene Detailschärfe und vor allem die illustrierte Umsetzung des Londons zur Jahrhundertwende – doch leider ist das Visuelle eben nur ein Teilaspekt eines Comics, dessen Vollendung in „Genesis“ nicht zufriedenstellend gelingt!

|47 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868692105|
http://www.splitter-verlag.eu

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