Houot, André – Siebengestirn 1: Die gelbe Zone

_|Siebengestirn|:_

Band 1: _“Die gelbe Zone“_
Band 2: „Angusalem“
Band 3: „Sektor Glypha“
Band 4: „Blindgänger“

_Story:_

Die Menschen an Bord des Observatorium Nord nutzen ihre Besuchsrechte an der Oberfläche des Planeten zu verschiedenen Zwecken. Einem älteren Herrn, der seit geraumer Zeit gegen die Kontrollmechanismen propagiert, wird sein handeln jedoch zum Verhängnis: Die Wachen verschleppen ihn, und auch sein Sohn, der Widerstand leistet und um das Leben seines Vaters fürchtet, wird in die Zellen des Observatoriums verbannt, wo ihn qualvolle Momente erwarten. Ein weiterer Mensch mit weißem Bart beobachtet das Szenario und wehrt sich gegen seine Festnahme, die darauf begründet, sich von seiner Gruppe gelöst zu haben. Doch noch vor seiner Verurteilung gelingt ihm die gewaltsame Flucht, auf der er den Alten von seinen Qualen befreit, seinen Sohn Araal mitführt und schließlich mit letzter Kraft die verseuchte Wüste Antades erreicht. Hier treffen die beiden auf eine Schlepperkarawane, denen sie sich anschließen und alsbald als nützliches Werkzeug im Kampf gegen die gewaltsamen Nomaden aktiv werden. Ihre Reise führt sie schließlich zum Heiligtum von Katatonien, einer neutralen Zone, in der die Flüchtigen sich in Sicherheit wähnen. Doch die Taten des Mannes, den die Schlepper Chronover getauft haben, haben sich bereits herumgesprochen und machen ihn ruckartig zum Feindbild von Herrscher Devergon. Mit aller Macht versucht man, sich Chronover zu entledigen und auch seine Mitwisser verschwinden zu lassen. Aber der erfahrene Kämpfer mit dem weißen Bart ist nicht so schnell abzuschütteln …

_Persönlicher Eindruck:_

Puh, diesen ziemlich vertrackten Komplex, den André Houot im ersten Band seiner neuen Serie „Siebengestirn“ kreiert hat, will man erst einmal verdaut haben. Die Story basiert zwar auf den Mitteln der klassischen Science-Fiction und macht sich deren unterkühlte Atmosphäre geschickt zunutze, ist aber in ihrem Anfangsstadium stellenweise fast schon zu kompliziert aufgebaut, als dass man den wirren Sprüngen der Handlung und der Vielzahl der Geheimnisse, die sich hinter den Charakteren verbergen, überhaupt noch folgen könnte. Und dies macht „Die gelbe Zone“ bis auf Weiteres zu keinem angenehmen Ereignis.

Zunächst verfolgt der Autor allerdings noch einen sehr linearen Strang und schildert recht ausführlich die grausame Vorgehensweise in den Observationssektoren. Die Menschen werden genötigt, sich unmissverständlich resoluten Regeln unterzuordnen und die Weisungen des Regimes bedingungslos zu akzeptieren; andernfalls drohen Qualen, Schmerzen und ein schleichender Tod. Die Darstellung ist konsequenterweise auch sehr brutal, untermauert aber die beklemmende Grundstimmung des ersten Akts sowie der gesamten Szenerie, die daher auch inhaltlich vorerst keine Zweifel erlaubt. Mit fortschreitender Seitenzahl fällt es aber zunehmend schwerer, nachzuvollziehen, was die Protagonisten beabsichtigen und aus welchen Motiven sie handeln. Houot gibt kaum Informationen über seine Schachfiguren preis, gibt keinen Raum, ihre Strategie zu analysieren, geschweige denn, dass Informationen über die Herkunft und Vergangenheit von Chronover oder Araal herausgefiltert werden können. Alles unterliegt einem übergeordneten Mysterium, welches starr aufrechterhalten wird, und das auch infolge der actionreichen Wendungen nicht zu entschlüsseln ist. Man erfährt lediglich, dass Chronover ein erfahrener Widerstandskämpfer ist, der in allen Wissenschaften Erfahrungen und Routine mitbringt und demzufolge auch in den aussichtslosen Situationen, von denen sich in „Die gelbe Zone“ einige bieten, die Ruhe bewahrt und sich clever aus ihnen herausmanövriert. Aber was weiter hinter dieser Figur steckt, wie sich das beschriebene Regime tatsächlich konstituiert, und warum die Sache überhaupt so weit ausarten konnte, dass eine derart gewaltsame Diktatur ihre Berechtigung bekommen hat, all das kann man sich nach den Erlebnissen des ersten Albums von „Siebengestirn“ noch nicht zusammenreimen.

Daher ist es auch relativ schwer, Zugang zur Story zu bekommen und nüchtern ihre Qualität zu beurteilen, weil man einfach mehr lesen und wissen muss, um das Konstrukt besser zu verstehen und sich auf die Geschehnisse auf dem verseuchten Planeten einzulassen. Der erste Eindruck ist sicherlich sehr interessant, die Erzählung baut einen anständigen Spannungsbogen auf, und die Charaktere üben eine ähnlich große Faszination aus wie die Präsentation des frostigen Settings. Aber um wirklich mehr zu „Siebengestirn“ sagen zu können, bedarf es weiterer Informationen, die der nächste Band sicher liefern wird. Bis dahin sei lediglich darauf verwiesen, dass „Die gelbe Zone“ nichts für schwache Nerven ist und „Siebengestirn“ als Serie definitiv sehr schwere Kost ist!

|Graphic Novel: 48 Seiten
ISBN-13: 978-3868693270|
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