Hudson, Tara – Wenn du mich siehst

_Inhallt_

Die 18-jährige Amelia wacht völlig alleine auf einem verlassenen Friedhof auf. Sie weiß weder wie lange sie dort bereits ist noch, warum sie sich dort aufhält. Amelia ist tot! Als Geist zieht sie orientierungslos und zeitlos durch die Stadt und fühlt sich allein – bis sie auf Joshua trifft. Joshua ist in einen Fluss gestürzt und droht zu ertrinken. Amelia beobachtet den Jungen und seinen Herzschlag, bis es für einen kurzen Moment aufhört zu schlagen. Joshua wacht auf und kämpft sich an die Oberfläche. Und plötzlich ist für beide die Erkenntnis da, dass Joshua sie sehen kann.

Wenige Tage später nimmt er Kontakt zu ihr auf und die beiden Teenager nähern sich an. Alles könnte so schön sein, wären da nicht die Geisterjäger und ein Dämon, die es auf Amelia abgesehen haben …

_Eindruck_

Liebesgeschichten zwischen Menschen und Geistern gibt es wie Sand am Meer, von daher war ich bei „Wenn Du mich siehst“ besonders gespannt. Leider konnte mich die Geschichte nicht ganz von sich überzeugen, da ein paar Widersprüche und viele Wiederholungen in dem Buch vorhanden sind.

Wie in der Geschichte später herauskommt, ist Amelia im Jahr 1999 gestorben, wenn man aber ihre Gedanken und ihre Dialoge mit Joshua genauer betrachtet, hat man eher das Gefühl, dass sie aus einem Jane Austin Roman entsprungen ist. Stellenweise spricht sie doch wahnsinnig altmodisch, was zu ihrem sonstigen Wesen überhaupt nicht passt. Dadurch war sie mir während der gesamten Geschichte suspekt und ich konnte mich weder in sie hineinversetzen, noch sonst mit ihr warm werden.

Auch die vielen Wiederholungen haben mich in dem Buch gestört. Dazu gehören u. a. Amelias Albträume. Diese werden zwar gut geschildert, sind im Prinzip aber immer gleich. Wieso Tara Hudson diese dann jedes Mal aufs Neue ausführlich beschreibt, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Allgemein plätschert die Geschichte, besonders im Mittelteil, vor sich hin. Im Grunde genommen passiert gar nicht so viel, wie es zunächst durch die Kurzbeschreibung den Anschein hat. Die Geschichte hätte locker hundert Seiten weniger haben können und man hätte dennoch nichts verpasst.

Insgesamt ist der Schreibstil aber dennoch angenehm. Die Geschichte wird aus der Sicht von Amelia erzählt und man lernt ihre Gedanken, Gefühle und Ängste sehr gut kennen. Die Kapitel und die einzelnen Sätze sind recht kurz gehalten und lassen sich trotz so mancher Langatmigkeit schnell lesen. „Wenn du mich siehst“ ist Tara Hudsons erster Roman.

Die Liebesgeschichte zwischen Amelia und Joshua ist stellenweise sehr voraussehbar und naiv. Sie nähern sich schnell an und teilen Geheimnisse miteinander und merken erst spät, dass ihre Liebe ein Problem darstellen könnte. Da kann man von 18-jährigen Menschen bzw. Geistern mehr Verstand erwarten. Besonders Amelias Gedanken waren oft zu kitschig und erinnerten an einen Groschenroman.

Beispiel:

„Auf eimal spürte ich ihn. Nicht den tauben Druck, noch nicht einmal den aufregenen Strom, sondern ihn. Ich spürte die Wärme seiner Hand und die Beschaffenheit seiner Haut, die an die meine gedrückt war. Ich spürte ihn, genau wie ich es im Fluss getan hatte, als er kurzzeitig aus dem gleichen Stoff wie ich bestanden hatte.“ [Seite 134]

Joshua konnte jedoch von sich überzeugen. Seine Erfahrungen mit dem Tod haben ihn verändert und er stellt sich gegen seine Familie, insbesondere gegen seine Großmutter Ruth, die ebenfalls die Gabe hat, Geister sehen zu können. Sie will Joshua und Amelia auseinander bringen und Amelia verbannen, weil sie angeblich etwas Böses in sich hat.

Das Cover ist ein absoluter Hingucker und ein Highlight in jedem Bücherregal. Die zarten Farben umspielen sehr gut Amelias Gesicht, deren Mund leicht geöffnet ist. Unter ihrem Kopf entdeckt man Wasser. Das Wasser symbolisiert den Fluss, in dem Amelia im Jahre 1999 ertrunken ist.

Ein kleiner Kritikpunkt ist die Kurzbeschreibung, die viel zu viel verrät und schon beinahe die komplette Geschichte erzählt. Dadurch wurde ich während der Geschichte kaum überrascht, was den Lesespaß ein wenig zerstört hat.

_Fazit:_

Insgesamt ist Tara Hudson mit „Wenn Du mich siehst“ ein solider Debutroman gelungen, der viele Höhen und Tiefen hat. Da die Geschichte in sich noch nicht abgeschlossen ist, sehe ich großes Potenzial in der Geschichte. Laut Pressemitteilung des Verlags ist eine Fortsetzung bereits in Planung.

|Hardcover: 352 Seiten
Originaltitel: Hereafter
Ins Deutsche übertragen von Ute Brammertz
ISBN 978-3453267237|
[www.heyne-fliegt.de]http://www.heyne-fliegt.de
[www.tarahudson.com]http://www.tarahudson.com

_Sabrina Reithmacher_

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