Tanya Huff – Blutschuld (Blood Ties 5)

Blood Ties:

„Blutzoll“
„Blutspur“
„Blutlinien“
„Blutpakt“

Tanya Huff beendete den vierten Teil ihrer Serie um die Privatermittlerin Vicki Nelson mit einem ziemlichen Paukenschlag: Von einer wahnsinnigen Wissenschaftlerin blutig geschlagen, lag sie im Sterben. Um ihr Leben zu retten, machte sie Henry – seines Zeichens Vampir – unsterblich. Natürlich verändert so ein extremer Schritt die Beziehungen aller handelnden Figuren zueinander und so braucht der Leser erstmal ein Weilchen, um sich in den veränderten Bedingungen zu arrangieren, die Tanya Huff im letzten Band der Serie, „Blutschuld“, vorstellt.

Als Henry selbst zum Vampir wurde, also vor rund 450 Jahren, wurde ihm beigebracht, dass Vampire Einzelgänger sind, die die Gegenwart ihresgleichen nicht ertragen können. Und so hat Henry Vicki aufgegeben und lebt zusammen mit Tony in Vancouver, während Vicki wieder nach Toronto und zu Mike zurückgekehrt ist. Außer, dass sie nun nachtaktiv ist und sich von Blut ernährt, scheint sich für Vicki kaum etwas verändert zu haben. Sie ist glücklich mit Mike und arbeitet immer noch als Privatdetektivin. Ab und zu hält sie zu Henry telefonischen Kontakt, wobei das ausgeprägte vampirische Revierverhalten wohl kein Problem darstellt.

Henry hingegen schreibt nun in Vancouver Liebesromane. Tony, der seinen Schulabschluss nachholt und in einer Videothek arbeitet, teilt sein Bett und öffnet von Zeit zu Zeit eine Ader – eine Arrangement, von dem beide profitieren. Henry fängt gerade an, sich zu fragen, „warum ihm sein Leben mit einem Mal so normal vorkam“, da erscheint ihm plötzlich ein Geist. Nach einigen Nächten stellt sich heraus, dass dieser Geist offensichtlich Henry auserkoren hat, seinen Tod zu rächen. Jeden Abend, wenn Henry aufwacht, steht der Geist vor seinem Bett und erwartet eine Frage. Kann er die Frage mit ja beantworten, verschwindet er bis zum nächsten Sonnenuntergang. Beantwortet er sie aber mit nein, so folgt ein solches Höllengeschrei, dass Leute davon Herzinfarkte bekommen und sterben.

Natürlich fühlt sich Henry von der Situation völlig überfordert – schließlich ist er Schriftsteller, und zwar von Liebesschnulzen, nicht von Krimis. Also bittet er Vicki um Hilfe, die sich in einem verdunkelten Van und mit Mike am Steuer zu einem Trip quer durch Kanada aufmacht, um Henry von seinem Geisterproblem zu befreien.

Alle Protagonisten der Romanreihe sind also bald wieder vereint, doch stellt das Revierverhalten der Vampire tatsächlich ein zunächst schier unüberbrückbares Problem dar. Ständig gehen sich Vicki und Henry an die Gurgel, knurren sich an oder attackieren sich zumindest verbal. Das erschwert die Nachforschungen um einiges, doch auch ohne zwei bockige Vampire kommen die drei ungleichen Ermittler zunächst nicht weiter. Schon die Identität des Geistes festzustellen scheint unmöglich. Warum fehlen ihm die Hände? Und warum wurde ihm kurz vor seinem Tod eine Niere entfernt?

Vieles ist anders in „Blutschuld“: Die Handlung findet jetzt in Vancouver, nicht mehr in Toronto statt, und das spiegelt sich im Ton des Romans wider. Und zum Anderen ist Vicki jetzt selbst ein Vampir, was sich fatal auf ihr ohnehin schon riesiges Ego auswirkt. Nun braucht sie sich wirklich nichts mehr gefallen lassen, und Hilfe anzunehmen fällt ihr schon gar nicht ein. Da wird es sowohl für Mike als auch für Henry schwer, überhaupt noch zum Zug zu kommen!

À propos „zum Zug kommen“: Vicki, die in den vergangenen Bänden sowohl Henrys als auch Mikes Bett geteilt hat, lebt nun monogam mit Mike zusammen. Schließlich verhindert das vampirische Einzelgängergen, dass sie ihre Beziehung mit Henry fortführen könnte. Die beiden Vampire stellen aber fest, dass es mit ein wenig Anstrengung doch möglich ist, zumindest zivilisiert miteinander umzugehen. Und so sind sie zwar kein Liebespaar mehr, aber ihre Freundschaft ist doch immer noch eng – auch wenn sie sich ständig an die Kehle wollen.

Damit lebt „Blutschuld“ gleichermaßen von seinen Charaktere wie von seinem spannenden Plot. Denn tatsächlich tun sich die drei einigermaßen schwer damit, dem Geist seinen Willen zu verschaffen. Denn erst fehlt ihnen ein Motiv, dann fehlen ihnen Verdächtige und dann geht auf einmal alles schief. Erschwert werden die Untersuchungen davon, dass zwei Drittel der Ermittler eben nur nachts agieren können. Und das ist relativ unpraktisch, wenn der einzige Mensch im Trio gekidnappt und irgendwo an ein Krankenhausbett gefesselt wird.

Es macht wie immer Spaß, „Blutschuld“ zu lesen. Das Buch ist spannend, unterhaltsam, witzig, flott. Leider ist es eben auch der letzte Band in Huffs “Blut”-Reihe und je näher man dem Ende kommt, desto wehmütiger wird man beim Umblättern der Seiten. Doch das ist der einzige Wermutstropfen, den die Lektüre bietet. Und auch für dieses Problem gibt es eine Lösung. Wer noch nicht genug hat von Henry und Tony, der kann sich Tanya Huffs dreiteiliges Spin off vornehmen, in dem Tony für eine Fernsehserie über einen Vampirdetektiv arbeitet. Huff hat ihren Sinn für Humor definitiv nicht verloren!

Broschiert: 443 Seiten
ISBN-13: 978-3802581946
Originaltitel: Blood Dept
Übersetzt von Dorothee Danzmann

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