Gregg Hurwitz‘ Romanfigur, der US-Marshall Tim Rackley, hat in „Die Meute“ bereits seinen dritten Auftritt. Auch dieses Mal ist er persönlicher in den Fall involviert als ihm lieb ist …
_Die Polizei in_ Los Angeles beobachtet den Krieg verfeindeter Motorradgangs mit Argwohn. Als bei einem Gefangenentransport zwei Biker auf spektakuläre Art und Weise befreit werden und dabei zwei Polizisten sterben, wollen sie nicht mehr nur länger zuschauen. Unter US-Marshall Tim Rackley formiert sich eine Truppe, die alles daran setzt, um die Bikergangs ein für allemal auszuschalten.
Als die hochschwangere Dray, Tims Frau, von den flüchtigen Gefangenen angeschossen wird, intensivieren sich Tims Bemühungen. Während Dray im Krankenhaus im Koma liegt und um ihr Leben kämpft, deckt ihr Mann etwas auf, womit keiner gerechnet hat. Erst löschen die Laughing Sinners mit einem einzigen Schlag die Cholos, ihre verfeindete Bikergang aus, dann zeichnet sich ab, dass sie an einem merkwürdigen Mord an einem jungen Mädchen beteiligt sind. Als sich allmählich die ganze Tragweite der Taten der Gang verstehen, ist es beinahe schon zu spät …
_Ein Thriller ist_ ein Thriller ist ein Thriller. Obwohl dieses Genre eigentlich von Natur aus spannend und mitreißend sein sollte, trifft das nicht immer zu. Es gibt diverse Stereotype, die nur allzu gerne befolgt werden. Gregg Hurwitz‘ Roman stellt da eine wohltuende Ausnahme dar. Mit Hilfe kleiner Besonderheiten hat er ein überaus lesenswertes Buch geschrieben.
Das beginnt bei der Handlung. Diese ist actiongeladen und baut von der ersten Seite an Spannung auf. Die Ermittler decken immer wieder kleine, aber wichtige Details auf und liefern sich mit den Sinners ein Kopf-an-Kopf-Rennen – bei dem sie häufig zu spät kommen. Der Anschlag auf Dray und die Ungewissheit über ihren Zustand sorgen zusätzlich dafür, dass man das Buch nicht weg legen kann. Hurwitz geht auch sonst nicht zimperlich mit seinen Figuren um. Wieso sollte er die junge Frau also nicht einfach sterben lassen? Diese Frage bleibt bis zu den letzten Seiten unbeantwortet. Ein geschickter Schachzug, denn auch wenn man die beiden vorherigen Bücher nicht kennt, wächst Dray einem ans Herz. Zum Einen durch Tims Erinnerungen, zum Anderen aber auch dadurch, dass er eine Weile im Kopf Dialoge mit seiner Frau führt.
Dray ist nicht die einzige Person, die Sympathien weckt. Eine von Hurwitz‘ Besonderheiten sind seine tollen, authentischen Charaktere. Er stellt diese weder als Gutmenschen noch als psychische Wracks dar. Trotz einiger Erschöpfungsstrecken wirken die Polizisten engagiert und verlieren zumindest ihren Humor nicht. Manchmal hat man sogar das Gefühl, bei den bewaffneten Herren würde es sich um normale Angestellte handeln, so wie sie flachsen. Von den auf Hochglanz polierten Helden anderer amerikanischer Thriller sind diese wunderbar weit entfernt. Es ist zwar ab und zu schwierig, die Vielzahl an Mitarbeitern auseinander zu halten, doch Hurwitz rückt Tim und seine direkte Partner in den Vordergrund, so dass man letztendlich ganz gut den Überblick behält.
Hinzu kommt ein lockerer Sprachstil, der die unkonventionellen Protagonisten unterstreicht. Die Dialoge gefallen durch ihre Lockerheit und den Humor. Hurwitz übertreibt es mit Letzterem nicht, lässt ihn aber immer wieder einfließen. Statt klinischem, aber flüssigem Stil, wie das in anderen Büchern häufig der Fall ist, geht es in „Die Meute“ rauer zu. Gut erzählt ist es trotzdem. Der Autor fasst sich kurz, lässt aber nichts Wichtiges aus. Durch geschickte Kapiteleinteilung baut er Spannung auf. Dass das Buch über 450 Seiten hat, merkt man nicht, denn es vergeht wie im Flug.
_Mit „Die Meute“_ ist Hurwitz ein überaus spannender, toll geschriebener Thriller gelungen, der sich an einigen Stellen angenehm von anderen Thrillern abhebt.
|Taschenbuch: 470 Seiten
Originaltitel: Troubleshooter
Deutsch von Wibke Kuhn
ISBN-13: 978-3426636923|
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