Iggulden, Conn – Imperator: Das Feld der Schwerter (3)

Das Jahr 60 vor Christi Geburt: Ein Mann in der Blüte seines Lebens, den Kopf voller Träume, Ziele und Ideologien, verlässt mit tausenden von Männern die spanischen Küsten. Gaius Julius Cäsar hält nichts mehr in dem Land am Mittelmeer. Als Prätor wurde er in die römische Provinz entsandt, um mit seinen Männern den Einfluss des Stadtstaates in westlicher Ausdehnung zu sichern und die Mächtigen des römischen Senats mit spanischem Gold zu speisen. Doch seine Ideen haben Flügel, erheben sich weit über die Grenzen Spaniens und die ihm dort gegeben Möglichkeiten. Er will etwas verändern, die Gedanken des Revolutionärs Marius aufgreifen und in seinem Rom verwirklicht sehen.

Doch die grausame Ermordung seiner Frau erstickt jeden Funken von Leidenschaft im Herzen des Cäsar. Schließlich hatte er durch sein Amt in Spanien Abstand zu diesem Schicksalsschlag gewinnen können, doch genau wie sein Gut und seine Familie hatte er auch seinen Enthusiasmus in Rom zurückgelassen. Bis zur Erschöpfung hatte er sich der Verwaltung Spaniens verschrieben, sich ein unmenschliches Maß an Arbeit aufgebürdet, doch Bedeutung hatte es nur wenig für ihn. Gemeinsam mit seinem besten Freund Brutus und seinem Neffen Octavian hatte er wenigstens die Trauer über den grausamen Mord an seiner Frau in Rom verdrängen können und Abstand zu den immer wiederkehrenden Bildern in seinem Kopf geschaffen.

Schließlich hat er in den Weiten Spaniens sogar den Funken für neuen Lebensmut in den Armen einer Frau wiederentdeckt. Eine tüchtige Geschäftsfrau namens Servilia, die Mutter des Brutus, fasziniert ihn vom ersten Augenblick an und eine knisternde Spannung liegt zwischen den beiden. Ihre Leidenschaft und Hingabe schaffen es, die Mauern des später größten Mannes Roms einzureißen und seine Begeisterung freizusetzen.

Er setzt sich zum Ziel, seinem Vorbild Alexander dem Großen nachzueifern und den Ruhm des Römischen Reichs zu mehren, neue Welten zu entdecken und Gerechtigkeit zur Maxime der Politik zu machen. Diesen ehrgeizigen Ambitionen steht in erster Linie der Machthunger der römischen Optimaten entgegen. Sie fürchten Einbuße an Einfluss, sollten die Popularen, die Volksfreundlichen, die Entscheidungsgewalt im Staat innehaben.

So muss sich Cäsar, nach Rom zurückgekehrt, in den wenigen Tagen bis zur Wahl der Konsuln an allen Fronten behaupten: Einerseits will er das Volk mit Ehrlichkeit von sich überzeugen, andererseits um die Unterstützung der scheidenden Amtsinhaber buhlen, denn mit Crassus und Pompeius stehen ihm der Wohlhabendste und Einflussreichste Roms gegenüber. Während Crassus sich fast ein wenig zu schnell zu Cäsar bekennt, hadert Pompeius lange, und selbst als er ihm seine Unterstützung zusichert, ist er dem aufstrebenden Mann aus dem Geschlecht der Julianer nicht besonders zugetan. Mit Schwertkämpfen, der Zerschlagung der Verschwörung des Catilina, Reden vor dem Volk, Gerichtsfällen und seiner dominanten Präsenz schafft es Cäsar letztlich, für das nächste Jahr das Amt des Konsuls zu gewinnen.

Noch vor der ersten Senatssitzung beschließen Pompeius, Crassus und Cäsar in einer geheimen Vereinbarung die Aufteilung der Macht und der größtmöglichen Durchsetzung der Ziele jedes Einzelnen. Zum einen erhält der geldgierige Crassus das Handelsmonopol Roms, Pompeius kann seine vorherige Macht als Konsul weiterhin geltend machen und auch Cäsar zieht folgenschwere Vorteile aus diesem Triumvirat: Nach der halben Amtszeit, in der er grundlegend verändernde Beschlüsse durchsetzen will, beendet er seine Tätigkeiten in Rom und erhält das Recht, ohne Rechenschaft ablegen zu müssen mit seinem Heer Gallien zu erobern. Nie zuvor hatte in der römischen Geschichte ein Feldherr so freie Hand gegenüber dem Senat. Die Verwirklichung der jeweiligen Ziele ist den drei Männern nur möglich, da Cäsar die pikanten Vorlieben seines Amtskollegen Bibulus nicht verborgen bleiben und er ihn so vollkommen in der Hand hat.

Der Reise über die Alpen in das vollkommen unbekannte Gebiet im Norden steht nun nichts mehr im Weg. In beeindruckender Weise erobert er die Regionen Galliens und es dauert nicht lange, bis ganz Gallien in Aufruhr ist. Die gallischen Stämme sind verzweifelt und fürchten, von dem eindrucksvollen Heer aus Rom überrannt zu werden. Diese Furcht ist keineswegs unbegründet, doch erst der Stammesführer der Arverner, Vercingetorix, wagt es, Cäsar die Stirn zu bieten. In einem eindrucksvollen, lang währenden Gefecht kämpfen nicht nur Armeen gegeneinander, sondern vor allem auch zwei stolze Männer. So ist es auch Vercingetorix, der Cäsar erstmals gefährlich nah an den Rand einer totalen Niederlage führt …

Spätestens zu diesem Zeitpunkt im Buch meint man, die Gallischen Kriege, die Wahlen der Konsuln oder Cäsars Verwaltungszeit in Spanien am eigenen Leib miterlebt zu haben, so bildgewaltig präsentiert Autor Conn Iggulden die Ereignisse im ersten Jahrhundert vor Christus. Es ist nicht nur ein historischer Schmöker, es ist ein Roman voller Abenteuer, Liebe, Freundschaft und Politik, so ansteckend mitreißend und lebendig, obwohl die Helden der Vergangenheit angehören.

Der Leser fühlt sich mit dem größten Imperator aller Zeiten menschlich verbunden und erlebt Geschichte hautnah, anstatt nur darüber zu lesen. Dies liegt insbesondere auch daran, dass der Autor auf die Erwähnung von Daten verzichtet und die Ereignisse nicht mit Begriffen der Geschichtsforschung belegt. Beim Lesen spürt man die ungehaltene Freude des Autors an dem historischen Stoff. In mancherlei Hinsicht hat Iggulden sicherlich die Lücken der Geschichte mit den Freiheiten eines Autors ausgefüllt, aber dies stärkt nur den Charme des Buches. Dort, wo in den Lexika der Bibliotheken nichts über das Liebesgeflüster zwischen Cäsar und seiner geliebten Servilia steht, wo die Feste im Kreise der Freunde nicht dokumentiert wurden, dort verbindet Iggulden meisterlich Fiktion und Fakt.

© _Stefanie Borgmann_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.X-Zine.de/ veröffentlicht.|

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