Band 1: [„Der Spiegel der Erinnerung“ 3928
Band 2: [„Das magische Relikt“ 4217
In Thurkad herrscht Chaos. Yggurs Armee steht vor den Toren der Stadt und Tensor hat das Große Konklave angegriffen, um den Spiegel von Aachim an sich zu bringen. Während Tensor mitsamt dem widerstrebenden Llian im Schlepptau aus der Stadt Richtung Norden flieht und Karan von Shand aus der Ratshalle geborgen wird, hat sich Mendark mit Tallia und dem Straßenmädchen Lilis vorerst in der Feste verbarrikadiert. Die Lage ist aussichtslos, und Mendark weiß das. Während die Altstadt fällt, plant er seine Flucht. Doch er wird verraten …
Faelamor und Maigraith sind zwar ebenfalls aus der Ratshalle entkommen, Faelamor hat jedoch all ihre Kräfte verloren und keinen Verbündeten in der Stadt. Da entschließt sich Maigraith zu einem folgenschweren Schritt …
_Der dritte Band_ des Drei-Welten-Zyklus trägt den Titel „Der Turm von Katazza“. Dieser Turm wurde von Mendark bereits erwähnt, als er Llian in die Keller der Feste schickte, um nach Informationen über den Spiegel zu suchen. Wer jetzt allerdings glaubt, irgendjemand hätte sich auf den Weg nach Katazza gemacht und in dem Turm womöglich sogar ein paar Antworten gefunden, der wird enttäuscht sein. Offenbar hat derjenige, der den Titel für diesen Band vergeben hat, sich vorher nicht die Mühe gemacht, ihn auch zu lesen. Dabei wäre eine solche Reise eine durchaus logische Entwicklung für die Handlung gewesen. Stattdessen konzentriert sich alles auf die Eroberung Thurkads und die verzweifelten Versuche der verschiedenen Protagonisten, ihren Hals zu retten.
Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf Mendark. Außer seinem Gold und seinem eigenen Leben liegt diesem Mann nur die Stadt Thurkad am Herzen. Oder besser: seine Macht über Thurkad, denn die Stadt selbst und ihre Bewohner sind ihm herzlich gleichgültig. Er nutzt jeden aus, der ihm begegnet, Tallia eingeschlossen. Damit ist auch schon so ziemlich alles über diesen Mann gesagt, was es bisher zu sagen gibt.
Durch die starke Gewichtung von Mendarks Person rückt auch seine getreue Gefolgsfrau Tallia etwas mehr ins Rampenlicht, was allerdings auch nicht viel heißt. Zwar wird deutlich, dass sie nicht viel von Mendarks Rücksichtslosigkeit hält, aber sie steht trotzdem in jeder Situation treu zu ihm. Lediglich im Bezug auf Lilis ist sie diejenige, die sich durchsetzt. Da Tallia alles andere als dumm ist, stellt sich die berechtigte Frage, warum sie diesem selbstsüchtigen Kerl so treu ergeben ist!
Leider geizt Ian Irvine immer noch mit Antworten, und das gilt nicht nur für die Charaktere. Der Spiegel, der die ganze Sache erst ins Rollen brachte und eigentlich so außerordentlich wichtig für das Schicksal Santhenars sein soll, fristet nur noch ein kümmerliches Randdasein. Das einzige Wort, das darüber verloren wird, ist Tensors Feststellung, dass er keine Ahnung hat, was seit dem Diebstahl durch die Charon genau mit dem magischen Artefakt angestellt wurde. Und er hat offenbar auch keinerlei Anstrengungen unternommen, seine Flucht in eine Gegend zu lenken, wo er eventuell Antwort auf diese Frage erhalten könnte …
Auch an neuen Ideen tut sich nicht viel. Neu waren allein die Kaistadt und ihre Bewohner, die Hlune und die Telt. Um frischen Wind in die Geschichte zu bringen, blieben sie aber zu nebensächlich und die Ausarbeitung zu oberflächlich. Über die historischen Ereignisse, die zu der momentanen Situation führten, erfährt der Leser überhaupt nichts Neues. Die Aachim Malien, die Llian nach der Vergangenheit fragt, lässt sich lediglich zu einer vagen Andeutungen herab.
Auch diesmal ist also der Handlungsverlauf der Hauptträger der Geschichte. Und auch diesmal bestand sie zu meinem großen Leidwesen ausschließlich aus Flucht. Der einzige Unterschied zu den Vorgängerbänden ist der, dass jetzt nicht nur Karan und Llian, sondern auch noch die Gruppen um Mendark und Tensor auf der Flucht sind. Die Schilderung, wie Yggur die Schlinge um die in der Kaistadt Versteckten immer enger zieht, sollte den Spannungsbogen straffen, was aber nicht wirklich gelungen ist.
Dasselbe gilt für die kurze Szene, in der die Gâshâd beschließen, Karan zu fangen und zu benutzen, denn sie bleibt ohne Zusammenhang oder gar Folgen – zumindest in diesem Band. Erst als Mendarks Gruppe sich endlich auf dem Wasser befindet, zieht die Handlung vorübergehend so weit an, dass der Leser sich nicht langweilt. Besonders spannend kann man aber auch diesen Teil des Buches nicht nennen.
_Mit anderen Worten:_ Im Grunde bewegt sich die Geschichte überhaupt nicht weiter! Und so bleibt unterm Strich bei diesem Band sogar noch weniger als beim zweiten: Die Handlung kommt nicht über ein wirres Hin- und Hergerenne hinaus; der Mangel an Spannung, Abwechslung und Weiterentwicklung bewirkt bestenfalls ein Gefühl von Überdruss und Unzufriedenheit. Die Charakterzeichnung von Mendark und Tallia ist ziemlich blass geraten und die Figur des Mendark zudem nicht übermäßig sympathisch und damit eher ungeeignet, die Sympathien der Leser zugewinnen, sodass eine Identifikationsfigur fehlt, mit der man mitfiebern könnte. Ian Irvine ist es nicht gelungen, seinem vielversprechenden Anfang den entscheidenden Impuls zu geben und seine Charaktere und seine Handlung lebendig zu erhalten. Falls ich mich tatsächlich dazu durchringen sollte, einen weiteren Band aus diesem Zyklus zu lesen, dann muss der einiges mehr an Intensität, Bewegung und Einfallsreichtum aufbieten, denn sonst wird er der letzte sein, zumindest für mich.
_Ian Irvine_ ist Doktor für Meeresbiologie und hat einen Großteil des südpazifischen Raums bereist. Die Idee zu seinem Drei-Welten-Zyklus entstand bereits während des Studiums. Die damals entstandenen Karten und Skizzen dienten später als Basis für die Ausarbeitung, die inzwischen zwei Tetralogien umfasst und noch weiter ausgebaut werden soll. Abgesehen davon hat Ian Irvine den Öko-Thriller „Human Rite“ geschrieben sowie den Zyklus „Runcible Jones“. Der nächste Band des Drei-Welten-Zyklus „Die Festung der Macht“ erscheint Anfang Dezember 2007.
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