Jackson, Steve / Hyland, Greg – Munchkin Fu

_Die Munchkins waren beim Film …_

… und nun bevölkern sie die Gassen der asiatischen Mega-Metropolen, leben sich in der Rolle von Samurais, Yakuiza und Ninjas aus und lassen ihrer Passion, dem Mönchsdasein, nach jahrelanger Durststrecke endlich freien Lauf. In „Munchkin Fu“, dem Schlitzaugen-Ableger der beliebten Serie, verulken Steve Jackson und Greg Hyland im Wesentlichen die fernöstliche Kultur mit all ihren Eigenheiten und merkwürdigen Herausgaben. Da blüht die Jackie-Chan-Parodie neben dem unglücklichen Bruce-Lee-Plagiat so richtig auf, es winken wertvolle Gegenstände wie das Anime-Amulett, und wenn es ganz dick kommt, begegnen einem in irgendwelchen Hinterwäldlervierteln fragwürdige Gangster-Gruppierungen wie Hong Kong Tong oder der Surferdämon Is Nich. Völlig verrückt? Aber klar doch …

_Von Hong Kong Kong zum Lotusblüten-Ecstasy_

Ein weiteres Mal waren die beiden Spieldesigner bei der Erstellung eines humorigen, teils auch recht albernen Konzepts enorm erfinderisch. Ohne das Spielprinzip in irgendeiner Form grundlegend umzuschmeißen, hat man den Charakter des bewährten, 168-teiligen Kartensatzes lediglich durch neue Grafiken und äußerst witzige Gegenstand-, Personen- und Zustandsbeschreibungen modifiziert, hierbei aber mal wieder einen umwerfenden Wortwitz bewiesen.

Insbesondere die Beschreibung der Gegenstände lockt einem die eine oder andere Zwerchfellfraktur hervor, so zum Beispiel der Stab, der den menschlichen Geist vernebelt, das Kamikaze-Stirnband oder gar fünf Jahre alte Zehennägel, scheinbar eine Spezialität der asiatischen Eigenbrötler. Auch nicht schlecht sind die Beschreibungen der altbekannten, wenn auch leicht veränderten Monster-Charaktere, angefangen bei der Godzilla-Abart Jogira über den Casino-Helden Wet-King bis hin zum Kung-Fu-Kämpfer vom anderen Stern. Sollte bis dahin immer noch niemand breit grinsend seine Kartenhand füllen und das Charakterprofil seines Helden erweitern, ist spätestens die Begutachtung der einzelnen Monster-Entwicklungen das zündende Element. Tatsächlich soll es Monster geben, die auf Lotusblüten-Ecstasy rumhoppeln, im Kampf mit sichtbaren Drähten vor der Kamera arbeiten oder sich sogar ein Stunt-Double aneignen. Keine Frage: Hier werden Tränen gelacht, unter anderem auch wegen der vorzüglichen Illustrationen von Greg Hyland, der seinem unbestrittenen Vorbild John Kovalic in nichts nachsteht.

Die wesentlichen Änderungen des Spiels beruhen also wieder vornehmlich auf der Einführung neuer Charaktere sowie der thematischen Neuanordnung des Kartenmaterials. Lediglich die Mooks lockern den bewährten Ablauf ein wenig auf und ermöglichen einige weitere Optionen im Kampf, so zum Beispiel auch die Opferung des Mooks anstatt des Weglaufwurfs am Ende des Kampfs. Dementsprechend entkommt man allen Gegnern problemlos mit Hilfe des Mooks, muss ihn dazu allerdings abwerfen. Außerdem können Monster-Bonusstufen darauf ausgespielt werden.

Für den Spielverlauf nicht ganz so entscheidend, als witziges Gimmick aber durchaus interessant sind die zwölf verschiedenen Stile, allesamt einzigartige Kampfsporttechniken, die weitere Vorteile bringen. Jeder Spieler (außer Mönchen) darf eine solche Karte offen ausliegen haben und eventuell in Kampfsituationen einsetzen, sie aber auch beliebig gegen weitere derartige Handkarten austauschen. Das erweitert zumindest ein wenig den bestehenden Modus und grenzt „Munchkin Fu“ diesbezüglich ein wenig von den übrigen Fortsetzungen ab – und das natürlich im positiven Sinne!

_Persönlicher Eindruck_

Bei der asiatischen Adaption der populären Rollenspiel-Komödie haben Jackson und Hyland ein weiteres Mal bewiesen, dass es grundsätzlich möglich ist, eine oftmals erprobtes Spielprinzip lediglich durch den Einsatz neuer Kartenmotive interessant zu halten. Die neuen Skizzen sind einfach umwerfend komisch, die Ideen zeugen von großer Fachkenntnis und gehörigem Erfindungsreichtum, und der Humor ist auch im Kung-Fu-Ableger ein Garant für heftigste Lachmuskel-Attacken und höchsten Zwerchfell-Strapazen. Dies scheint vor allem unter dem Aspekt erstaunlich, dass sich John Kovalic eine kleine „Munchkin“-Pause gegönnt und ein gewaltiges Erbe an einen bis dato noch unbekannten Grafiker weitergegeben hat, der dieses aber mit Würden verwaltet und weiterträgt.

Nicht zuletzt durch die dezenten Neuerungen des Spielverlaufs mit Mooks und Stilen ist es so gelungen, einen weiteren Dauerbrenner in der nimmer endenden „Munchkin“-Reihe erfolgreich zu etablieren und ihn selbst als Einstiegdroge in das Referenzprodukt aus dem Hause Jackson lukrativ zu machen. Klar also, dass sich die fast schon standesgemäße Empfehlung fast wie von selbst ausspricht.

http://www.pegasus.de

Schreibe einen Kommentar