James, Peter – Nicht tot genug

Peter James steht für Nervenkitzel, Spannung von der ersten bis zur letzten Seite und Mordmethoden, die ihresgleichen suchen. Mit den beiden Büchern „Stirb ewig“ und „Stirb schön“ hat er sich in die Herzen der Thrillerfreunde geschrieben. So ist der Griff zum dritten Roy-Grace-Band „Nicht tot genug“ praktisch eine Pflichtübung.

_Mord oder unübliche Sexpraktiken?_

An einer Tankstelle steigt Katie Bishops Mörder in ihren Wagen. Er zwingt sie, zu sich nach Hause zu fahren, wo er die gutaussehende Katie vergewaltigt und ermordet. Die Putzfrau findet Katie schließlich mit einer Gasmaske vor dem Gesicht tot im Bett auf und verständigt die Polizei. Doch die muss zunächst die Frage klären, ob es sich um einen Mord handelt oder um ein Sexspiel, das außer Kontrolle geraten ist. Am Tatort findet sich nur die DNA von einem Mann, nämlich von Katies Ehemann Brian. Der jedoch war zur Tatzeit an einem ganz anderen Ort. Das behauptet zumindest Sophie Harrington, die Brian davon zu überzeugen versucht, dass er die Nacht mit ihr verbracht hat. Doch daran kann er sich gar nicht erinnern …

Kurz darauf wird auch Sophie ermordet, wieder finden sich Brians Spuren am Tatort, woraufhin er ins Visier der Ermittler gerät. Brian Bishop bestreitet jedoch auch dieses Mal, zur Tatzeit am Tatort gewesen zu sein, doch ein Video beweist das Gegenteil. Spielt Brian Bishop ein doppeltes Spiel? Oder kann er sich wirklich nicht mehr an die Morde und seine Affäre mit Sophie Harrington erinnern?

Mit viel Intuition und kriminalistischem Gespür versucht Roy Grace, diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Doch auf einer Pressekonferenz begeht er einen verhängnisvollen Fehler, der eine geliebte Person in Lebensgefahr bringt …

_War der Ehemann der Mörder?_

Von Beginn an zieht Peter James seine Leser in den Bann. Gleich im ersten kurzen Kapitel lernen wir den Mörder kennen, der gerade sein erstes Opfer ins Visier genommen hat. Und dann schleicht er sich auch schon ins Auto von Katie Bishop, während die ihre Tankrechnung begleicht. Nicht lange dauert es, bis Peter James uns zudem einen Verdächtigen par excellence präsentiert, nämlich den Ehemann, der am Tag nach dem Mord seelenruhig ein Golfturnier absolviert – und zwar mit überraschendem Erfolg – und sich von der Polizei eigentlich nicht vom Grün locken lassen will. Alles spricht gegen ihn, seine DNA wurde am Tatort gefunden, Zeugen haben ihn gesehen, eine Videoaufnahme widerlegt sein Alibi. Doch obwohl alles gegen ihn spricht, glaubt Roy Grace dennoch lange an Brians Unschuld. Seine Aussagen scheinen die Wahrheit zu sein, zumindest kann Grace keine Lügen identifizieren, auch wenn er diffizile Methoden anwendet, um Brian Bishop zu überführen. Und auch als Leser fragt man sich natürlich, wie diese beiden losen Enden, die einfach nicht zusammen passen wollen, am Ende zusammen gefügt werden können.

Bis zum Schluss hält Peter James die Spannung, auch wenn die Lösung des Falls zugegebener Maßen doch recht offensichtlich ist. Einen winzigen „Schlenker“, der den Leser (und auch Roy Grace) gen Ende noch einmal an der Nase herum führt, baut Peter James noch ein, bevor er schließlich die einzig sinnvolle Lösung präsentiert. Immerhin: Dadurch, dass man die richtige Lösung vorausahnen kann, ist sie definitiv schlüssig und fällt nicht vom Himmel. Für meine Begriffe tat es der Spannung keinen Abbruch, dass man schon ahnte, was geschehen würde.

_Eine Liebe in München?_

Detective Superintendent Roy Grace hat vor Jahren seine Frau verloren. Sie ist von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden. Seitdem sucht er sie und kann sie nicht aus seinen Gedanken und Erinnerungen tilgen, obwohl Grace inzwischen erneut glücklich liiert ist. Doch dann erreicht ihn ein Anruf aus München von einem guten Freund, der Graces Frau Sandy in einem Biergarten im Englischen Garten gesehen haben will. Roy Grace kommen Zweifel, ob seine neue Liebe Cleo wirklich die alte ersetzen kann. Er muss einfach wissen, ob seine Frau tatsächlich in München lebt, er muss herausfinden, warum sie damals spurlos verschwunden ist. Also fliegt er kurzerhand mitten in den laufenden Ermittlungen nach München, um Sandy zu suchen. Dafür riskiert er sogar einen deftigen Beziehungsstreit, der die neue Liebe fast im Keim erstickt hätte.

Die Geschichte von Roy Graces verschwundener Frau zieht sich durch alle bisherigen Bände, doch noch ist keine Lösung in Sicht, denn der Besuch in München trägt keine Früchte. So erleben wir Roy Grace in diesem Band im Strudel seiner Gefühle. Obwohl er Cleo liebt, muss er einfach wissen, ob seine Frau Sandy noch lebt und was mit ihr geschehen ist. Ungeschickt versucht er, seinen Besuch in München zu vertuschen, doch Cleo durchschaut ihn sofort und ist entsprechend verletzt. Und obwohl man sie verstehen kann, fühlt man auch mit Roy Grace, da sein Gefühlschaos nur zu nachvollziehbar ist. Mir gefiel diese menschliche Seite, in der er nicht der taffe Ermittler ist, der jede Augenbewegung seines Gegenübers minutiös verfolgt, ausgesprochen gut, zeigt sie doch, dass hinter dem erfolgreichen Ermittler ein verletzbarer und unsicherer Mensch steckt. Außerdem führt diese Nebengeschichte dazu, dass man definitiv zum nächsten Band um Roy Grace greifen wird – nicht nur, weil Peter James meisterlich Spannung aufbauen kann, sondern auch, weil man wissen will, ob es Neuigkeiten aus München gibt.

_Meister der Spannung_

Auch den dritten Band um Roy Grace habe ich regelrecht verschlungen. Wieder einmal schaffte es Peter James von Anfang an, mich in einen Sog hinein zu ziehen, dem ich nicht entkommen konnte. Dieses Buch |muss| man einfach schnell durchlesen, weil man es sonst vor Spannung kaum aushält.

|Broschiert: 448 Seiten
ISBN-13: 978-3596175642|
Originaltitel: |Not Dead Enough |(Bd.3)

_Peter James auf |Buchwurm.info|:_

[„Stirb ewig“ 3268
[„Stirb schön“ 3154
[„Stirb schön“ 3680 (Lesung)
[„Nicht tot genug“ 4844 (Lesung)
[„So gut wie tot“ 5711 (Lesung)
[„Mein bis in den Tod“ 2493
[„Wenn er fällt, dann stirbt er“ 1391

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