Angelika Janssen – Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Das Spiel zum Buch

Die Idee zum Spiel

Aufgrund der ständigen Modernisierung der deutschen Sprache und des unliebsamen Gebrauchs von seltsamen Anglizismen und ähnlichen Unarten ist der Umgang mit den im Duden beschriebenen Vorgaben in den letzten Jahren partiell zur Willkür geworden. Eine bedenkliche Entwicklung, nicht nur im Hinblick auf die gerne zitierte PISA-Studie, sondern auch ganz allgemein betrachtet. Ein Mann, dem dieser Missstand allmählich auf den Zeiger ging, ist Bastian Sick, der Verfasser der nunmehr schon dreiteiligen Buchreihe „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“. Mit seiner teils satirischen Wiedergabe des alltäglichen Sprachgebrauchs hat er die Not zur Tugend gemacht und eines der wichtigsten Kulturgüter unseres Landes bissig parodiert. Das Resultat waren Spitzenpositionen in den Bestseller-Listen und damit auch ein außergewöhnlicher Erfolg für ein Sachbuch, das mit den Fehlern seiner Leser aufräumt.

Parallel hierzu wurde auch das gleichnamige Spiel entwickelt, welches Inhalte aus dem Buch zur Diskussion stellt und dabei gleichzeitig den Wissensstand im Bezug auf die richtige Handhabung von sprachlichen Grenzfällen abfragt. In Zusammenarbeit mit Buchautor Sick wurde dieses Spiel von den drei Ideengebern Markus Reichert, Stefan Stadler und Bärbel Schmidts entworfen und über den |Kosmos|-Verlag rechtzeitig zur diesjährigen Spielemesse in Essen publiziert.

Das Spielmaterial

• 180 Karten mit 360 Sätzen zu den Themen der Bücher
• 5 Tippkärtchen „RICHTIG“
• 5 Tippkärtchen „FALSCH“
• 100 Punktechips
• 1 Decoder
• 1 Spielanleitung

Wie gehabt, ist das Spielmaterial bei |Kosmos| sehr hochwertig. Dies gilt sowohl für das Kartenmaterial mit den kniffligen Aufgaben als auch für die aus recht dicker Pappe auszustanzenden Tippkärtchen und die Plastikchips. Mit dem Decoder hat man sich zudem ein Element ausgesucht, das sich bereits vor vielen Jahren bei „Outburst“ bewährt hat und die verschlüsselten Antworten der Fragekarten mit den begründeten Lösungen transparent macht.

Spielvorbereitung

„Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ ist für zwei bis fünf Spieler konzipiert, könnte aber theoretisch auch von einer größeren Gruppe gespielt werden, weil sich diese Limitation lediglich auf die Anzahl der enthaltenen Punktechips beschränkt. Sollte also tatsächlich ein sechster oder gar siebter Mann am Tisch sitzen, muss dieser nicht dringend außen vor bleiben, was durch ein wenig Improvisationsgeschick bei der Handhabung besagter Chips oder aber durch die Aufteilung in Teams umgangen werden kann.

Entsprechend der höchstmöglichen Verteilungen der roten Punktemarker werden vor Spielbeginn die gestapelten Fragekarten auf dem Tisch ausgelegt, wobei die jeweilige Anzahl zwischen 20 (fünf Spieler) und 24 (drei bis vier Spieler) bzw. 26 Karten (zwei Spieler) variiert. Nachdem diese noch einmal ordentlich durchgemischt wurden, bekommt jeder Spieler noch die beiden Tippkärtchen, mit denen nach jeder Fragestellung die individuelle Entscheidung mitgeteilt wird. Anschließend wird das übrige Spielmaterial zurück in den Karton gelegt und für die aktuelle Runde nicht mehr benötigt.

Der erste Zug

Bevor die erste Karte aufgedeckt wird, wird je nach Anzahl der Mitspielenden pro Akteur ein Punktechip in die Mitte gelegt. Daraufhin darf dann der Startspieler – in diesem Fall ist dies der jüngste Beteiligte – die erste Karte vom Nachziehstapel nehmen und sich für eine Seite der beidseitig bedruckten Fragekärtchen entscheiden. Nun wählt er eine der gegebenen Möglichkeiten, um den angegebenen Satz zu vervollständigen, ganz unabhängig davon, ob es sich dabei um die richtige Variante handelt. Er liest jedoch auch nur wirklich eine Möglichkeit vor, um so zu vermeiden, dass es für die übrigen Spieler ggf. zu einfach wird. Wichtig ist hierbei, dass er genau einschätzt, ob er den vorgelesenen Satz selber als richtig bzw. falsch erkennen kann, gleichzeitig aber auch berücksichtigt, wo bei seinen Gegenübern eventuelle Schwächen auftreten könnten, an welche dann auch wichtige Punkteverluste bei der Konkurrenz geknüpft sind.

Nachdem sich jeder innerlich dafür entschieden hat, ob der Satz in der kurz zuvor vorgelesenen Version sprachlich korrekt oder falsch ist, legt er das entsprechende Tippkärtchen verdeckt auf den Tisch und wartet nun auf die Auflösung. Hat sich jeder Spieler entscheiden, werden die Tippkärtchen gleichzeitig aufgedeckt und die Ergebnisse verglichen. All diejenigen, die richtig getippt haben, einschließlich des Vorlesenden, dürfen sich nun einen Punktechip aus der Tischauslage nehmen. Hat bis auf den Vorleser indes niemand die richtige Entscheidung getroffen, darf dieser sich sogar mit allen Chips eindecken. Ist dies nun geschehen, geht es reihum im Uhrzeigersinn wieder von vorne los.

Der weitere Verlauf

Im Laufe der verschiedenen Spielrunden müssen die Mitwirkenden versuchen, die Konkurrenten geschickt zu täuschen, dabei möglichst alle Aufgaben richtig zu lösen und letztendlich so viele Chips wie möglich einzukassieren. Besonders wichtig sind hierbei die Runden, in denen man selber den Lückentext auswählen kann, denn hier gilt es, die Mitspieler durch Intuition auf die falsche Fährte zu locken und sie dahingehend zu beeinflussen, dass man sie über Selbstzweifel zu Fehlern verführt. Zwar wird dies wegen der erwiesenermaßen unterschiedlichen Schweregrade der einzelnen Satzergänzungen nicht immer gelingen, doch gerade in Grenzfällen lohnt es sich, ein wenig zu pokern, wobei natürlich jederzeit wichtig ist, dass man seine Formulierung glaubhaft wählt und den Gegner somit auch tatsächlich mit sprachlichen Mitteln in die Knie zwingt.

Ende des Spiels

Sobald die im Vorhinein ausgeteilten Satzkarten aufgebraucht sind, endet das Spiel. Gewonnen hat derjenige, der im Gesamtverlauf die meisten Punkte hat sammeln können. Bei Gleichstand gibt es zwei oder mehrere Sieger. Wem es dabei gelungen ist, die Prüfung fehlerfrei zu bestehen, darf sich gerne auf die Fahne beschreiben, die deutsche Sprache perfekt zu beherrschen. Allerdings ist es bis hierhin selbst für echte Kenner ein langer, harter Weg, der so manchen Kopf zum Qualmen bringt.

Empfohlene Varianten

„Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ kann offiziell von 2-5 Spielern gespielt werden, wobei die unterschiedlichen Variationen nicht alle den gleichen Spaß bringen. So hat sich speziell im Spiel zu zweit herausgestellt, dass der Reiz durch die Tatsache, dass man einen größeren Rückstand kaum noch wettmachen kann, erheblich eingeschränkt wird. Außerdem ist das Spiel in dieser Variante weitaus weniger kommunikativ und entwickelt sich nach und nach zu einer Art Frage-und-Antwort-Spiel, was es aber eigentlich gar nicht, zumindest nicht im klassischen Sinne, sein soll.

In der Mehrspielerversion hingegen ist der Spaß über die gesamte Spieldauer garantiert. Es kommt schneller zu Diskussionen und Bluffs, welche die Spannung und die Interaktion spürbar fördern – Letztgenannte übrigens vor allem bei den sicheren Spielern, deren Taktik darin bestehen sollte, ihre Mitstreiter zu verunsichern und letzten Endes ihre Punkte einzustreichen. Ohne Zweifel ist die mögliche Höchstspielerzahl deswegen auch die empfehlenswerteste.

Unterm Strich

„Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ ist bezogen auf den Anspruch und den Humor ähnlich reizvoll wie die bisher erschienenen Bücher, deren Inhalt ja auch die Grundlage zu diesem Spiel lieferte. Das Material ist sehr ansprechend gestaltet, das Spielprinzip leicht verständlich, die Aufgaben sind indes nicht zu unterschätzen. Auch wenn nicht jeder Lückentext mit großen Schwierigkeiten besetzt ist (zumindest habe ich dies so empfunden) sind die Vervollständigungen ob ihrer Grenzwertigkeit oftmals ziemlich knifflig. Aus diesem Grunde ist auch der Langzeitspaß an diesem Spiel gesichert, denn auch wenn man die 360 Karten bei intensiver Beanspruchung von „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ schnell durchhaben sollte, hat man darauf folgend nicht zwingend alle Lösungen verinnerlicht und kann sich auch im Nachhinein immer wieder selber testen.

Zu kritisieren sind lediglich die etwas farblose Zwei-Spieler-Variante, bei der die Idee ein Stück weit auf der Strecke bleibt, und die sehr knapp bemessene Zeitvorgabe von 20-30 Minuten. Sofern man das Spiel nämlich mit ausreichend Kommunikation gestaltet, kann es schon mal eine Stunde dauern, bis dann die Schlussabrechnung einsetzt und der Sieger der pädagogisch sicherlich sehr wertvollen Partie gefeiert werden darf.

Davon abgesehen, kann sich „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod – Das Spiel zum Buch“ nur positiv hervorheben. Eine tolle Idee, ein recht simples Konzept und ein trotz des auf lange Sicht limitierten Spielmaterials langfristig garantierter Spielspaß – so in etwa kann man die Adaption von Sicks Erfolgsbüchern beschreiben. Mit einem Mindestalter von zwölf Jahren ist die in Frage kommende Zielgruppe ebenfalls sehr gut erfasst, denn es bedarf schon einer gewissen sprachlichen Reife sowie Erfahrungen und diesbezüglicher Grundkenntnisse, um gegen die schon länger geübten Vertreter des Erwachsenenalters antreten zu können. Sind jedoch all diese Voraussetzungen erfüllt, steht einem abendfüllenden, kommunikativen und dazu auch noch lehrreichen Spielspaß nichts mehr im Wege. Kurzum: „Der Dativ ist dm Genitiv sein Tod“ ist ein wirklich überzeugendes, sehr ansprechendes Wissensspiel!

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