_Story_
In einem spektakulären Kampf haben Iron Man und Captain America das Ende des Civil Wars herbeigeführt und ihn zugunsten derjenigen entschieden, die von Anfang an das Gesetz zur Registrierung der Superhelden begrüßt hatten. Tony Stark kann sich dennoch nicht so recht über diesen Erfolg freuen, schließlich wurde das ganze Universum in eine heftige Krise gestürzt, und ein Großteil seiner einstigen Freunde verbringt nun seine Zeit in Sicherheitsverwahrung, um jedwede Rebellion bereits im Keim zu ersticken.
Im Anschluss an die letzten Schlachten des Krieges begeben sich Ben Urich und Sally Floyd an die Spitze beider Fronten, hinterfragen Captain Americas plötzliche Kapitulation und halten eine sensationelle Behauptung für die direkte Konfrontation mit dem siegreichen Stark zurück. Dieser scheint nämlich im gerade abgeschlossenen Krieg von Beginn an nicht mit fairen Mittel gespielt und somit die Misere zu seinen Gunsten geplant und entschieden zu haben. Der Captain alias Steve Rogers erhält jedoch keine Gelegenheit mehr, die Hintergründe des Iron Man zu erforschen. Noch auf dem Weg zu seiner Vernehmung wird er Opfer eines Attentats und erliegt den schweren Verletzungen kurze Zeit später.
_Persönlicher Eindruck_
Nach dem Ende des Bürgerkriegs startet erst der eigentlich brisanteste Teil des „Civil War“. Die Schlacht ist geschlagen, die Welt frustriert, und niemand weiß so recht, wie es weitergehen soll. Unter dem Regiment der Vertreter des Gesetzes scheint sich eine wachsende Depression einzuschleichen, die sich besonders bei den Hauptverantwortlichen, Captain America und Iron Mark, deutlich bemerkbar macht. Dennoch scheinen beide im Bezug auf die Zukunft guter Dinge und kompromissbereit, stehen möglicherweise sogar eines Tages wieder auf dem Standpunkt, gemeinsam für die Bürger Amerikas eintreten zu können.
Allerdings wird dieser anfängliche Hoffnungsschimmer im abschließenden Band zum „Civil War“ recht schnell aus dem Bild gedrängt, denn mit einem Mal bekommt der Leser erst wirklich zu spüren, dass der Gesetzesbeschluss viel weniger den eigentlichen revolutionären Akt darstellte, sondern vielmehr die Folge der Auseinandersetzungen mehrerer einstiger Freunde, die im Laufe der Zeit unverhofft zu erbitterten Feinden wurden. Dies erscheint unter Berücksichtigung der jüngsten Vorwürfe, die das Reporterteam aus Ben Urich und Sally Floyd gegen die beiden Protagonisten erhebt, allerdings noch einmal eine Spur dramatischer, indes aber auch überraschend politisch. Man durfte vorab schon vermuten, dass sich |Marvel| dieses Mal auch ein ganzes Stück gegen die Entwicklungen im eigenen Land auflehnt, zumindest waren einige Einsprengsel bereits in der vorangegangenen Heftserie zu sehen. Nun aber wird das Ganze in der Tat zum offensichtlichen Politikum und als solches betont kritisch und bissig, wobei der verschwörerische Eid Starks ebenso an den Pranger gestellt wird wie die konservativen Strategien Steve Rogers, welche in ihrer Wechselwirkung das Geschehen tragen und es in diesem Band auch (zumindest halbwegs) konsequent zu Ende führen.
In diesem Sinne mag aber dennoch ein Großteil des jahrelangen Publikums erstaunt und verbittert zugleich sein. Captain America geht als Opfer aus der Konfrontation hervor und erliegt den Folgen seines unerbittlichen Kampfes für seine Version der Gerechtigkeit. Natürlich mag man nun einwerfen, dass Todesfälle im |Marvel|-Universum lediglich von relativer Dauer sind, doch nach dem Abschluss der Reihe hat man in der Tat den Eindruck, als sei es den Autoren und Denkern hinter „Civil War“ mit dieser Entwicklung ernst – so ernst zumindest, dass man bereit ist, an den Schluss der Story einen echten Scherbenhaufen zu platzieren, den es nun in den nächsten Monaten wieder langsam zu rekonstruieren gilt. Dabei stellt sich aber unweigerlich die Frage: Ist dieses enorm große Opfer wirklich notwendig, um die Fortschrittlichkeit im eigenen Comic-Kosmos auch künftig zu gewährleisten? Die Zukunft wird darüber Aufschluss geben, und daher darf man auch auf die folgenden Ausgaben gespannt sein, aber es mutet schon sehr krass an, derartige Schritte zu gehen – wollen wir also hoffen, dass der Mut belohnt wird.
Abseits derartiger Philosophien sei für „Civil War: Der Tod eines Traums“ gesagt, dass die Geschichte fulminant beginnt, wagemutig Neuland betritt, dann aber in einem allzu konfusen, hektischen Treiben die eigentliche Dramaturgie aufgibt und somit einen der wohl rührseligsten Momente der Verlagsgeschichte ad absurdum führt. Der eigentliche Plot wird mehrfach fallen gelassen, um einige Retrospektiven zu gewähren, die mit der Handlung nur sehr vage in Zusammenhang stehen und sie dementsprechend auch kaum vorwärts bringen. Überlegt man also, welch revolutionäres Ereignis der Sonderausgabe zugrunde liegt und wie sträflich nachlässig man mit der Aufarbeitung dessen vorgeht, ist also ein deutliches Kopfschütteln angebracht – nicht etwa ob des unglaublichen Inhalts, sondern ganz klar wegen der verwirrenden Umsetzung. Dass die 70. Episode von „Marvel Exklusiv“ aber dennoch unverzichtbar ist, liegt ob der tragischen Hintergründe auf der Hand. Schade nur, dass man im Kapitel nach dem Grand Finale nicht mehr mit den gleichen Ambitionen zu Werke gegangen ist wie noch in den unzähligen Teilartikeln zum |Marvel|-Mega-Crossover. Im Grunde genommen ist „Der Tod eines Traums“ nämlich in Sachen Aufarbeitung eine echte Enttäuschung!
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