Jeschke, Wolfgang & Bova, Ben (Hg.) / Anderson, P. / Campbell J. W. jr. / Smith, C. – Titan-8

_Unsichtbar & hungrig: das Alien aus dem Eis_

Die Großen der Science-Fiction sind mit ihren Meisterwerken bereits in der so genannten „Science Fiction Hall of Fame“ verewigt, welche natürlich in Buchform veröffentlicht wurde (statt sie in Granit zu meißeln). Daher können Freunde dieses Genres noch heute die ersten und wichtigsten Errungenschaften in der Entwicklung eines Genres nachlesen und begutachten, das inzwischen die ganze Welt erobert und zahlreiche Medien durchdrungen hat.

In der vorliegenden Ausgabe des Auswahlbandes Nr. 8 von „Titan“, der deutschen Ausgabe der „SF Hall of Fame“, sind Novellen von Poul Anderson, John W. Campbell jr. und Cordwainer Smith gesammelt.

_Die Herausgeber_

1) Wolfgang Jeschke, geboren 1936 in Tetschen, Tschechei, wuchs in Asperg bei Ludwigsburg auf und studierte Anglistik, Germanistik sowie Philosophie in München. Nach Verlagsredaktionsjobs wurde er 1969-1971 Herausgeber der Reihe „Science Fiction für Kenner“ im |Kichtenberg|-Verlag, ab 1973 Mitherausgeber und ab 1977 alleiniger Herausgeber der bis 2001 einflussreichsten deutschen Science-Fiction-Reihe Deutschlands beim |Heyne|-Verlag, München. Von 1977 bis 2001/02 gab er regelmäßig Anthologien – insgesamt über 400 – heraus, darunter die einzigen mit gesamteuropäischen Autoren.

Seit 1955 veröffentlicht er eigene Arbeiten, die in ganz Europa übersetzt und z. T. für den Rundfunk bearbeitet wurden. Er schrieb mehrere Hörspiele, darunter „Sibyllen im Herkules oder Instant Biester“ (1986). Sein erster Roman [„Der letzte Tag der Schöpfung“ 1658 (1981) befasst sich wie viele seiner Erzählungen mit Zeitreise und der Möglichkeit eines alternativen Geschichtsverlaufs. Sehr empfehlenswert ist auch die Novelle „Osiris Land“ (1982 und 1986). Eine seiner Storysammlungen trägt den Titel „Schlechte Nachrichten aus dem Vatikan“.

Zuletzt erschien 2005 [„Das Cusanus-Spiel“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__:book=2065 bei |Droemer|.

2) Ben Bova, Jahrgang 1932, ist schon über 70 und ein verdammt erfahrener Bursche. 1956 bis 1971 arbeitete er als technischer Redakteur für die NASA und ein Forschungslabor, bevor er die Nachfolge des bekanntesten Science-Fiction-Herausgebers aller Zeiten antreten durfte, die von John W. Campbell. Campbell war die Grundlage für das „Goldene Zeitalter der Science Fiction“, indem er mit seinem Magazin „Analog Science Fiction“ jungen Autoren wie Asimov, Heinlein, van Vogt und anderen ein Forum gab. Hier entstanden der „Foundation“-Zyklus und andere Future-History-Zyklen.

Für seine Herausgeberschaft von Analog wurde Bova sechsmal (von 1973-79) mit einem der beiden wichtigsten Preise der Science-Fiction ausgezeichnet, dem |Hugo Gernsback Award|. Von 1978-82 gab er das Technik-&-Fiction-Magazin „Omni“ heraus. 1990-92 sprach er für alle Science-Fiction-Autoren Amerikas in seiner Eigenschaft als Präsident der Berufsvereinigung. Seit 1959 hat er eigene Bücher veröffentlicht, die sich oftmals an ein jugendliches Publikum richten, darunter die Kinsman- und Exiles-Zyklen.

Ebenso wie Robert Heinlein und Larry Niven ist Bova ein Verfechter der Idee, dass die Menschheit den Raum erobern muss, um überleben zu können. Und dies wird nur dann geschehen, wenn sich die Regierung zurückzieht und die Wirtschaft den Job übernimmt. Der Brite Stephen Baxter hat in seiner Multiversum-Trilogie diese Idee aufgegriffen und weiterentwickelt.

1992 begann Bova mit der Veröffentlichung seines bislang ehrgeizigsten Projekts: die Eroberung des Sonnensystems in möglichst detaillierter und doch abenteuerlicher Erzählform.

_Die Erzählungen_

1) _John W. Campbell jr: Wer da?_ (Who goes there?, 1938)

Dies ist die literarische Vorlage für Howard Hawks‘ SF-Film „Das Ding aus einer anderen Welt“ – und natürlich auch für dessen Remake von John Carpenter!

Die Besatzung der amerikanischen Südpol-Station ist im ewigen Eis auf ein außerirdisches Raumschiff gestoßen, das seit 20 Millionen Jahre hier liegen muss – es hat einen zweiten magnetischen Südpol verursacht. Um eindringen zu können, sprengten sie das U-Boot-förmige Vehikel mit Thermit – und setzen es dabei in Brand, weil sie zu spät merkten, dass es vor allem aus Magnesium bestand. Doch ein Insasse ist entkommen, nur um jedoch sogleich zu Eis zu gefrieren. Und diesen Eisblock haben sie nun auf einem Tisch in ihrer Basis liegen.

Was ist damit zu tun, lautet nun die Frage, die die Wissenschaftler zu entscheiden haben. Bringt der Außerirdische Mikroben mit, die Menschen schaden könnten? Nachdem man sich entschieden hat, den Block aufzutauen, ist schließlich zu erkennen, dass das Fremdwesen drei rote Augen in einem blauen Fell hat und sich Tentakel am „Kopf“ bewegen – es lebt! Doch keiner hat daran gedacht, dass es Gedanken lesen oder beeinflussen könnte. Noch ahnt auch keiner, dass es die Gestalt von organischen Lebensformen annehmen könnte.

Als das Alien auf einmal verschwunden ist und es nicht gefunden werden kann, dämmert Kommandant Garry und seinem Vize McReady die schreckliche Wahrheit: Das Alien kann sich in jeden der Männer verwandelt haben, indem es dessen Zellsubstanz imitiert. Und ebenso schnell kann es sich mit der zusätzlichen Zellmasse vermehren und andere Lebewesen, etwa Schlittenhunde, übernehmen und imitieren.

Die Frage ist nun: Gibt es einen endgültigen Test, der beweist, dass ein menschlich aussehender Proband mit absoluter Sicherheit kein Alien ist?

|Mein Eindruck|

Anfang und Ende des Textes sind der Action gewidmet, und Hawks dürfte wohl alles bis Seite 30 verwendet haben. Doch dann kommt eine Zäsur, die einen ruhigen Mittelteil einleitet, in dem fast nur geredet wird. Das ist ziemlich ermüdend, wenn auch notwendig, um die Lage zu begreifen, in der sich die Leute nach dem Verschwinden des Alien befinden (man denke an den Alien-Film von Ridley Scott). Sie haben zudem nicht viel Zeit, denn das Alien wird versuchen, die ganze Erde zu erobern und mit seiner Art zu bevölkern.

Mir hat das Lesen nicht viel Spaß gemacht, denn die Szenen sind wie gesagt nicht sonderlich anschaulich, bis auf das Finale, und die Erzählmethode derartig antiquiert, dass ich nur den Kopf schütteln konnte. Am Anfang berichtet McReady seitenlang in einem ununterbrochenen Monolog von den Ereignissen beim Raumschiff der Aliens. Dann treten die einzelnen Wissenschaftler auf, und allein schon die Aufgabe, sich deren Namen zu merken, ist anspruchsvoll.

Noch seltsamer ist jedoch die Methode der Charakterisierung. Das war wohl der damalige Groschenheftstil, aber so holzschnittartig trieben es selbst Asimov und Heinlein nicht. McReady ist ein bronzener Riese und ein anderer Mann scheint nur aus Stahl zu bestehen. Klar, dass wir diesen Typen trauen sollten. Aber nur weil das behauptet und mehrmals wiederholt wird, muss es noch lange nicht glaubhaft klingen. Wahrscheinlich hielt der Autor seine (meist jugendlichen) Leser für begriffsstutzig.

Uwe Antons Übersetzung ist von minderer Qualität. Aus einem Ofenrohr wird eine „Ofenpfeife“ und aus einem Kirchenlied eine „Hymne“. Außerdem wurden Kapitel zusammengezogen, so dass zeitliche Pausen nur dann zu bemerken sind, wenn man ganz genau mitdenkt. In der Übersetzung durch Rosemarie Hundertmarck, die sich in „Fragezeichen Zukunft“ (Moewig Nr. 6736, 1984) findet, wurden alle Kapitel säuberlich nach Sinn- und Zeiteinheiten getrennt, so dass es zwei mehr sind als in „Titan-8“; vierzehn statt zwölf.

2) _Poul Anderson: Nenn mich Joe_ (Call me Joe, 1957)

Die Menschen erforschen den Riesenplaneten Jupiter. Auf dessen Oberfläche herrscht unter den Gaswolken ein extrem hoher Druck, unter dem sich die bekannten Elemente wie Methan und Wasserstoff auf drastische Weise verändern. Doch wie kann man diese menschenfeindliche Gegend erkunden, wenn die Technik komplett versagt? Deshalb hat die bionische Wissenschaft einen Pseudojupitermenschen entwickelt, und nach zahlreichen Fehlschlägen haben sie das optimale Modell geschaffen. Sie nennen ihn Joe. Und er kennt sich selbst nur unter diesem Namen.

Joe ist ein grauer, sehr widerstandsfähiger Zentaur und weiß sich der Raubtiere des Jupiter durchaus zu erwehren. Wie bei Frankensteins Ungeheuer wurde seine Intelligenz aber lediglich angelegt – sie anzuwenden erfordert einen geistigen Steuermann. Hier kommt Edward Anglesey ins Spiel. Ed ist ein von der Brust abwärts gelähmter Telepath, der an Bord eines kleinen Jupitermondes lebt, den man zu einer Forschungsstation ausgebaut hat. Mit Hilfe seiner psi-verstärkenden Technik kann sich Ed ins Bewusstsein Joes hineinversetzen und ihn sich intelligent verhalten lassen.

Allerdings gibt es in letzter Zeit ein technisches Problem. Die K-Röhre (Transistoren sind noch nicht erfunden), die seine Gedanken bei der Psi-Kommunikationen verstärkt, brennt immer öfter durch. Die Ursache ist unbekannt. Deshalb hat die Station den Psitechniker Jan Cornelius angefordert. Cornelius setzt sich mit dem Problem auseinander, findet aber keinerlei technischen Fehler. Die Ursache vermutet er im psychologischen Bereich. Die Überlastung der K-Röhre könnte durch eine Art negative, sich verstärkende Rückkopplung herbeigeführt werden. Doch welche Faktoren sind dafür verantwortlich?

Zunächst wendet Cornelius simple Freudianische Psychotheorie an, denn von „Analyse“ kann bei einem so cholerischen Menschen wie Anglesey keine Rede sein. Der Widerspruch zwischen Joes perfektem, starkem Körper und Eds schwachem Krüppelkörper könnte eine Rolle spielen. Aber Ed sagt, er finde es herrlich, Joe sein zu dürfen. Was er sich wünsche, seien Gefährten. Diese wurden bereits vorbereitet und sollen nun zur Oberfläche geschickt werden.

Als Cornelius sich in dieser entscheidenden Phase des Projekts mit einem Psiprojektor in die Kommunikation zwischen Ed und Joe einklinken kann, führt er eine Krise herbei, die endlich zur gesuchten Erkenntnis führt, aber gleichzeitig für Ed eine Katastrophe bedeutet. Und doch ist nichts verloren, wie der Forschungsleiter von einem aufgeregten Cornelius erfährt: Dies ist nicht das Ende von Ed und Joe, sondern der Anfang von Joe Anglesey …

|Mein Eindruck|

Poul Anderson schafft es immer wieder, seine unmöglichen Konstellationen von Problemen zu einem positiven, menschlich zufriedenstellenden Ende zu führen. So auch hier, wenn die altbekannte Horrorstory von Frankensteins Ungeheuer zu einer Vision gewendet wird, die nicht nur die unmittelbar Beteiligten befriedigt, sondern auch der Erde selbst eine verheißungsvolle Zukunftsperspektive bietet.

Denn wenn nun Krüppel und alte Menschen und Behinderte eine zweite Chance benötigen, brauchen sie nicht lange zu suchen: Sie lassen ihren Geist in einen von Joes Verwandten übertragen. Die Übertragung ist zwar etwas völlig anderes als das Verschicken einer E-Mail, wie man an Ed Angleseys Beispiel sieht, aber sie eröffnet ein zweites, völlig andersartiges Leben, voller Vitalität und Schönheit.

Der Text ist zwar relativ leicht verständlich, richtet sich aber dennoch an Leser, die etwas mit Physik, Chemie und Psychologie anfangen können. Ohne diese Wissensbereiche wäre die Erzählung nur romantisches Wischiwaschi, aber so ist sie eine mit menschlichen Dimensionen ausgestattete wissenschaftliche Vision. Sehr amüsant fand ich dabei die King-Kong-Allüren, die Ed seiner „Marionette“ Joe eingibt. In den Anspielungen auf das Elisabethanische Zeitalter (Prosepero, Caliban und andere Heroen, die auch in Dan Simmons SciFi-Epos [„Ilium“ 346 auftauchen) erweist sich Anderson als ausgezeichneter Shakespearekenner.

3) _Cordwainer Smith: Die Ballade der verlornen K’mell_ (The ballad of lost C’mell, 1962)

In ferner Zukunft wird die Erde von den Herren der „Instrumentalität“ beherrscht. Die Lords sind langlebige Telepathen, sorgen für Recht und Ordnung, lenken die Geschiche einer sehr veränderten Menschheit. Neben Menschen-Lords und Menschen-Ähnlichen (Hominiden) gibt es noch die rechtlosen Untermenschen. Sie wurden aus Tieren wie etwa Stieren, Hunden oder Katzen gezüchtet. Katzenmenschen tragen das Kürzel K vor dem Namen, so wie K’mell.

K’mell ist eine Hostess, deren Aufgabe darin besteht, den Besuchern der Erde ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, in jeder Hinsicht. Sie hat feuerrote Haare und grüne Augen. Eigentlich kommt es nie zu Kontakten zwischen Untermenschen wie ihr und den hohen Lords, die in ihrem 25 Kilometer hohen Turm leben. Und deshalb ist die Begebenheit, die die Ballade erzählt, umso erstaunlicher.

Lord Jestocost ist ein ungewöhnlicher Lord, mit einem großen Sinn für Gerechtigkeit. Deshalb sieht er es nicht gern, wenn die Untermenschen so entrechtet sind und ausgebeutet werden. Ein berühmter Weitspringer ist gestorben und wird bestattet. Es handelt sich um K’mells Vater K’macintosh. Als der Lord der Bestattung beiwohnt, liest er K’mells Geist und was er dort findet, haut ihn um: Sie betet einen anderen Geist an und erfleht von diesem Beistand.

Mit diesem höheren Wesen will er Bekanntschaft schließen und lässt K’mell zu sich in sein riesiges Büro kommen. Per Telepathie und Hypnose gelingt es ihm, direkten Kontakt mit dem höheren Wesen aufzunehmen. Und er geht noch einen Schritt weiter: Er gewährt diesem Einblick in seinen eigenen Geist, wenn auch nur in diejenigen Bereiche, die mit den Untermenschen zu tun haben. Er will zeigen, wie sehr er sich um das Schicksal der Untermenschen sorgt. Würde er sich an einer Rebellion beteiligen? Unter Umständen ja. Sie trennen sich.

K’mell ahnt nicht, was ihr Geist mit dem von Jestocost ausgetauscht hat, doch sie weiß eines: Sie liebt den Lord, so wie eine Frau einen Mann liebt (und sie weiß alles über beide Geschlechter). Aber liebt der Lord auch K’mell? Er ahnt es vielleicht, doch noch mehr als Menschen liebt er die Gerechtigkeit.

Wie auch immer: Der Tag der Intrige kommt, der entscheidende Moment dauert nur wenige Minuten, in denen der Geist K’mells durch Jestocosts Augen in die Datenbank der Lagezentrale der Lords blickt und sich alles merkt. Dann bricht der Kontakt ab und K’mell kann gehen. Es dauert nicht lange, und die Untermenschen sind in der Lage, sich den Todesschwadronen der Wächter zu entziehen, weil sie nun die Daten des Geistes besitzen und ausweichen können. Über kurz oder lang gelingt es ihnen, Bürgerrechte zu erlangen. Der Sieg der Gerechtigkeit ist endlich herbeigeführt.

Doch was wird aus dem Paar Jestocost und K’mell?

|Mein Eindruck|

Das ist eine recht ungewöhnliche Rebellionsgeschichte, und sie wurde von einem Briten im diplomatischen Dienst geschrieben. (Paul Myron Anthony Linebarger, 1912-1966, war Politologe und amerikanischer Regierungsberater mit Erfahrungen im China vor der Mao-Revolution und während des zweiten Weltkriegs.) Deshalb kennt er sich mit den Verwicklungen zwischen Herren und Beherrschten gut aus. Der Autorenname ist natürlich ein Pseudonym, und unter diesem Namen veröffentlichte der Autor einen ganzen Zyklus von Erzählungen, die als Norstrilia- oder Instrumentalitäts-Zyklus bezeichnet wird. Sie sind bei |Suhrkamp| erschienen.

Die vorliegende Story ist geschickt erzählt, mit Vorausverweisen, um das Interesse des Lesers zu wecken und wachzuhalten. Außerdem gibt es zwei faszinierende Hauptfiguren: eine sehr erotische Frau, der personifizierte Sex, und ein asexueller langlebiger Lord, der mit persönlichen Dingen nichts mehr zu tun haben will, sich aber brennend für Ideale wie Gerechtigkeit interessiert. Wie können solche Gegensätze konstruktiv zusammenwirken – das ist das Gedankenspiel, das der Autor anstellt.

Das Ergebnis ist bis heute interessant, wenn man bedenkt, dass sich der Geist in K’mell durch andere Kommunikationstechniken wie etwa drahtlose Internetverbindungen ersetzen ließe. Doch überzeitlich gültig wird die Story erst durch die anrührende Liebesgeschichte zwischen Jestocost und K’mell. Diese Affäre überdauert den Aufstand der Untermenschen, bis über K’mells Tod hinaus und bis zum Ende Jestocosts. Doch über sein Ende hinaus erzählt die Ballade, was die beiden taten, um die Untermenschen zu Bürgern zu machen. Und so sind sie unsterblich geworden.

_Unterm Strich_

Von den drei Erzählungen hat mich vor allem die von Poul Anderson zu überzeugen gewusst. Sie ist überzeitlich gültig und hat die Flut ständig neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse über den Jupiter relativ gut überstanden. Die Freudianische Psychologie mag heute überholt erscheinen, doch darauf kommt es letzten Endes nicht an, um die Story funktionieren zu lassen.

„Wer geht da?“ offenbart jedoch furchtbare Mängel in der Wirkung auf den heutigen Leser. Ich habe diese Defizite oben bereits aufgelistet. Mag die Grundstory auch schon zweimal erfolgreich verfilmt worden sein, so ist doch dieser Abklatsch eines Lovecraft-Mythos nur noch schwer erträglich. Wer einmal Lovecrafts [„Berge des Wahnsinns“ 3652 gelesen oder als Hörspiel gehört hat, dem kommt Campbell recht steif und hölzern vor. Gut, dass sich der Autor später vor allem auf die Herausgeberschaft von |Astounding Stories| und |Analog| beschränkt hat.

Für die Story von „Cordwainer Smith“ (das Pseudonym eines Chinakenners) braucht man, denke ich, eine romantische Ader. Damit kann man sich in die Beziehung zwischen Lord Jestocost und der Hostess K’mell einfühlen und ihr wünschen, sie habe eine Zukunft. Die Sprache des Autors ist unverwechselbar und bildet einen weiteren Anreiz, seine Erzählungen über die Instrumentalität zu lesen, z. B. „Alpha Ralpha Boulevard“ oder „Das Spiel von ‚Ratte und Drache'“.

Wie alle „Titan“-Auswahlbände bildet auch dieses Buch einen qualitativ guten und leicht verständlichen Einstieg in die frühen Jahre des Science-Fiction-Genres.

|Originaltitel: Science Fiction Hall of Fame Band 2/A, 1973
140 Seiten, aus dem US-Englischen von Uwe Anton|