_Moonshine_:
Band 1: _Stadt der Dunkelheit_
Urban-Fantasy-Reihen gibt es viele. Da ist es schwierig, sich noch von der Masse abzuheben. Die amerikanische Autorin Alaya Johnson probiert es bei ihrer Reihe „Moonshine“ mit einem besonderen historischen Kontext. Der erste Band der Serie, „Stadt der Dunkelheit“, entführt den Leser in das New York der Goldenen Zwanziger des 20. Jahrhunderts.
Zephyr Hollis wird zu dieser Zeit in einer Welt groß, in der Menschen nicht immer friedfertig mit den so genannten Anderen zusammen leben. Zu diesen Anderen gehören neben Vampiren auch Feen und Dschinns. Sie sind nicht gerne gesehen in New York, doch Zephyr, eine begnadete Kämpferin, setzt alles daran, dies zu ändern. Sie engagiert sich nicht nur in diversen Kommitees, sondern arbeitet auch ehrenamtlich für eine Blutbank und verdingt sich als Lehrerin einer Abendschule für Einwanderer und Andere.
Als sie eines Tages einen Jungen in einer dunklen Gasse findet, der soeben in einen Vampir verwandelt wurde, handelt sie wider ihres besseren Gewissens und beschließt, ihn zu retten anstatt ihn ordnungsgemäß bei der Polizei abzugeben, damit diese ihn pfählt. Kinder und Jugendliche dürfen nämlich eigentlich nicht gewandelt werden, da sie damit nicht zurecht kommen. Was die impulsive Zephyr da macht, ist sogar strafbar. Doch sie bekommt Hilfe von ungeahnter Seite. Amir, einer ihrer Schüler, bietet sich an, sich um den Jungen zu kümmern.
Der geheimnisvolle Fremde, ein Dschinn, wie Zephyr erfährt, bittet sie im Gegenzug um einen Gefallen. Sie soll das Versteck von Rinaldo, dem meistgesuchten Vampir New Yorks, ausfindig machen, da Amir mit diesem noch eine Rechnung offen hat. Zu diesem Zweck nähert sie sich den Turn Boys an, einer Gang jugendlicher Vampire, die mit Rinaldo in Verbindung stehen soll. Das ist kein einfaches Unterfangen und ungefährlich erst recht nicht, denn just in diesem Augenblick wird die Stadt von einer Droge überschwemmt, die Vampire in enthemmte Monster verwandelt …
Die Goldenen Zwanziger – dieser historische Kontext verspricht einiges, ist dieses Zeitalter doch für sein ausschweifendes Nachtleben, die lebhafte Musik und die politischen Querelen bekannt. Leider gelingt es der Autorin nur ansatzweise, dieses zum Leben zu erwecken. Häufig wirkt die Geschichte eher wie eine Aneinanderreihung diverser Szenarien dieser Zeit. Etwas genauere Recherche, exaktere Beschreibungen und wirklich Interessantes, was man als Laienleser nicht unbedingt weiß, hätten dem Buch gut getan.
Die Handlung von „Stadt der Dunkelheit“ ähnelt im Grunde der von ähnlich gearteten Reihen. Eine junge, kämpferische Frau muss sich gegen dunkle Mächte behaupten und verliebt sich dabei in einen zwielichtigen Mann. Zusätzlich hat sie noch ein Geheimnis, von dem niemand etwas weiß. Für eine wirklich spannende Geschichte fehlt es allerdings an entsprechenden Ereignissen und überraschenden Wendungen. Das Buch ist zwar gut konstruiert, doch das entscheidende Bisschen fehlt. Von der Handlung her ist Johnsons Debüt eher Mittelmaß.
Spaß macht hingegen die Hauptfigur. Zephyr ist wie viele ähnliche Figuren eine Kämpferin, aber durch den historischen Kontext wirkt sie dabei sehr authentisch. Als engagierte Vorkämpferin für Frauenrechte, bessere Bedingungen für Andere und alles, wofür es sich sonst noch zu kämpfen lohnt, hat sie etwas ganz Eigenes. Ihr freches Mundwerk tut das seinige. Der auffälligste Charakter neben Zephyr ist ihre Mitstreiterin Lily, eine vornehme Journalistin, die wirklich alles für eine gute Exklusivstory zu tun scheint. Die Klassenunterschiede zwischen den beiden sind immer sehr erheiternd.
Der Schreibstil der Geschichte ist angenehm, lässt aber ebenfalls ein wenig den Flair der Zwanziger Jahre vermissen. Derart hätte auch ein Buch aus der modernen Zeit geschrieben sein können. Bestimmte Begriffe, vielleicht ein anderes Sprachniveau in den Dialogen hätte vielleicht für etwas mehr Pfeffer gesorgt.
„Stadt der Dunkelheit“ ist kein schlechtes Buch. Die Personen beispielsweise sind toll, vor allem vor dem zeitlichen Hintergrund. Trotzdem hätte man mehr aus der Geschichte herausholen können, gerade bei der Beschreibung der damaligen Zeit. Es bleibt also zu hoffen, dass Alaya Johnson in den Folgebänden auf diesem guten Fundament aufbaut und sich dadurch von ähnlichen Reihen abhebt.
|Broschiert: 425 Seiten
Originaltitel: |Moonshine|
Deutsch von Christiane Meyer
ISBN-13: 978-3426507162|
http://www.knaur.de