Robert Jordan – Die Jagd beginnt (Das Rad der Zeit 2 – Das Original)

Die letzte Schlacht gegen den Dunklen König steht bevor. Wandernde Gaukler berichten unterdessen von der Wilden Jagd nach dem Horn von Valere, dessen Klang die toten Helden ins Leben zurückruft. Als das Horn gestohlen wird, muss Rand al’Thor einmal mehr seine magischen Kräfte einsetzen, gegen die er sich so heftig zur Wehr setzt. Denn nur mittels des magischen Instruments können die düsteren Mächte zurückgeschlagen werden … – »Das Rad der Zeit. Das Original« vereint Robert Jordans Romane – vollständig neu bearbeitet – in der kompletten Fassung der amerikanischen Originalausgabe. (Verlagsinfo)

Band 1: „Die Suche nach dem Auge der Welt“

Handlung

Die Suche nach dem Auge der Welt ist für Rand al’Thor abgeschlossen, leider jedoch ohne Erfolg. Dafür jedoch haben die einst aus Emondsfeld aufgebrochenen Helden eine Truhe gefunden, in der sich nebst anderen wertvollen Gegenständen auch das Horn von Valere befindet, welches für den Fall des Krieges eine entscheidene Begünstigung für seinen Besitzer hervorruft. Sobald man nämlich das Horn erklingen lässt, werden die Helden vergangener Zeiten wieder zum Leben erweckt und stellen sich auf die Seite des Hornbesitzers, wodurch einer eventuellen Schlacht eine deutliche Wendung zukommen könnte. Andererseits befindet sich aber auch ein zerbrochenes Siegel in dieser Kiste, welches einst den Dunklen Herrscher in seinem Gefängnis in Schach halten konnte und durch die Beschädigung nicht mehr von Nutzen ist. Besonders Lady Moiraine ist entsetzt über diese Entdeckung, wohl wissend, dass ihr machtvoller Feind hierdurch in seiner kaum noch aufzuhaltenden Rückkehr weiter gestärkt wird.

Rand will indes nicht wahrhaben, dass das Schicksal der Welt auf seinen Schultern lasten soll. Er kann nicht akzeptieren, dass in ihm der Geist des mächtigen Drachen Lew Therin Telamon schlummert und wehrt sich mit aller Macht gegen die Erwartungen der Aes Sedai Moiraine. Er schmiedet bereits Pläne, sich ihrem Einfluss zu entziehen, als unerwartet die Amyrlin, die Anführerin der Aes Sedai, nach Fal Dara reist und Moiraine in ihrem Anliegen unterstützt. Entgegen aller vorher geäußerten Vernunft soll Rand ihrem Willen nach tatsächlich nach Saidin, der nur Männern bestimmten Ausführung der Macht, greifen und seiner Bestimmung folgen, doch der ist sich nach wie vor nicht sicher, ob er dieser Verantwortung gewachsen ist. Man kommt vorerst auf keinen gemeinsamen Nenner und muss die Diskussionen jäh unterbrechen, als die Trollocs einen weiteren Angriff auf den Trupp starten und dabei das Horn von Valere sowie den verfluchten Dolch von Mat stehlen.

Nun gerät Rand gehörig unter Druck; nicht nur, dass die Position des gefürchteten Ba’alzamon durch diese Hinterlist weiter gestärkt wird, auch sein Freund Mat braucht dringend seine Hilfe, denn ohne den Dolch droht dieser von den bösen Schatten des ihm zugrunde liegenden Fluches getötet zu werden. Gemeinsam mit Perrin und Mat macht sich der junge al’Thor auf die Suche nach dem derzeit wohl mächtigsten Gegenstand in dieser Welt.

Die Aes Sedai hingegen sind zunächst hilflos gegen die jüngsten Entwicklungen. Weder Moiraine noch die weitaus mächtigere Amyrlin sind in der Lage, den Fluch des Dolches zu brechen. Und auch wenn die Magierinnen Zuwachs in Form der sich in Ausbildung befindlichen Egwene und Nynaeve erwarten, scheinen sie sich ihrer Position noch nicht ganz bewusst. Denn ebenso wie unter Rands angeblichen Freunden befinden sich auch hier einige mächtige Zauberinnen, denen das unerwartete Aufbegehren des Drachenerben nicht in den Kram passt. Und überhaupt wissen die Gefährten bald schon nicht mehr, wem sie trauen sollen und wem nicht. Lediglich die Trollocs und deren Anführer sind noch als Gegner erkennbar, kommen Rand und seinen Mannen aber stets einen Schritt zuvor. Erst eine Reise durch die von den Gegnern eröffnete Parallelwelt bringt die Truppe einen entscheidenden Schritt voran und hin zu einer diebischen Person, die Rand einst als Freund einschätzte. Doch an eins hat sich der mittlerweile 17-Jährige bis dahin sowieso schon gewöhnt: Er darf niemandem trauen außer sich selbst …

Meine Meinung

Puh, jetzt wird’s aber heftig. Der zweite Band der Originalzusammenstellung erschlägt einen förmlich mit Handlung und Inhalt und wirkt im Gegensatz zum eröffnenden ersten Buch weitaus verwirrender und komplexer. Viele der zuvor gelobten Kriterien müssen daher auch ganz neu überdacht werden, denn schließlich ist es im Zuge der mehrgleisig fahrenden Geschichte an manchen Stellen kaum noch möglich, den roten Faden auf Anhieb zu erkennen. Zwar hat Robert Jordan sich auch hier alle Mühe gegeben, sich für alles Wichtige genügend Zeit und Raum zu lassen, doch im Gegensatz zu „Die Suche nach dem Auge der Welt“ gelingt ihm dies – bedingt durch die mit unzählig vielen Wendungen gespickte Story – nicht immer ganz den Wünschen entsprechend.

Dabei nimmt er zu Beginn sehr konsequent den Faden des letzten Buches wieder auf und erzählt vom Leben der Gefährten in der Stadtfestung Fal Dara, in der Moiraine sich Gedanken über die Entwicklung ihres Hoffnungsträgers macht. Der jedoch will sich mit seiner Bestimmung nicht anfreunden und sucht nach Ausflüchten gegen den ihm auferlegten Weg. Vieles spielt sich dabei auch in den Träumen und Visionen des Frodo-Spiegelbildes ab, was so manchen bis dato stringenten Handlungsstrang dann wieder unterbricht, weil verschiedene Hintergründe und Motivationen sich erst dann ergeben, wenn man diese meist ellenlang beschriebenen Visionen hat deuten können. Und allein das ermöglicht dem Autor aufgrund der vielen sich daraus ergebenden Offenheiten schon mindestens Stoff für drei bis vier weitere Bücher, die ja in Wirklichkeit auch tatsächlich schon längst erschienen sind. Gleichzeitig birgt dies natürlich die Gefahr, dass sich Jordan in allzu vielen Handlungseinheiten verstrickt – hier sind es derer immerhin mindestens drei – und später selber den Überblick verliert. Beim Lesen fällt es ja hier schon wesentlich schwerer, den mehrfach ineinander verwobenen Linien zu folgen.

Mehr Handlungsspielraum kann aber natürlich auch positiv genutzt werden, und dies gelingt dem Autor vor allem bei der Darstellung der stark angehäuften Action. Rand und seine Gefährten kämpfen nicht nur erneut an den verschiedensten Schauplätzen dieser Welt, sondern verfolgen gleichzeitig die Trollocs und deren geheimnisvolle Verbündete in eine andere Dimension, in der es an gebündelter Action keinesfalls mangeln soll. Durch die Einbeziehung des sagenumwobenen Horns führt Robert Jordan zudem ein Element ein, das in etwa der Bedeutung des Ringes im bekannten Tolkien-Epos entspricht und als begehrtes Machtmittel vom Autor auch geschickt in die Handlung eingeflochten wird. Nicht zu vergessen der Dolch, von dem Mats Leben abhängt und der demzufolge auch Auslöser für die Entscheidungen des wankelmütigen, manchmal auch naiven Hauptcharakters ist. Überhaupt wächst der bedrohte Mat in diesem zweiten Teil immer mehr in die Rolle des ersten Helden hinein, weil er einerseits durch den drohenden, unschuldigen Tod Sympathien gewinnen kann und sich andererseits in den meisten Handlungsabläufen als weitaus geschickter als sein Gefährte al-Thor herausstellt. Zumindest sind die beiden Helden ebenbürtig, wohingegen der Dritte im Bunde, Perrin, ebenso wie die angehenden Aes Sedai Egwene und Nynaeve, noch nicht die Stellung einnehmen konnte, die einem literarischen Helden zu seinem Status verhilft.

Die überaus sympathischen Charaktere waren im ersten Buch eine der am meisten gelobten Eigenschaften und zur gleichen Zeit auch einer der wichtigsten Bestandteile beim Vergleich zum angesprochenen Tolkien-Dreiteiler [„Der Herr der Ringe“. 1330 In „Die Jagd beginnt“ haben die hier entdeckten Ähnlichkeiten allerdings stark nachgelassen, sieht man mal von der offenkundigen Parallele zwischen Frodo und Rand ab, die sich ja beide nicht mit ihrem Schicksal abfinden wollen. Ansonsten gewinnt „Das Rad der Zeit“ hier ganz deutlich an Eigenständigkeit, damit aber auch an Tempo, bei dem ich mir letztendlich nicht vorstellen kann, dass der Autor es bis zum letzten Buch durchhalten wird.

Damit einher geht jedoch dann auch, dass die Geschichte schwerer zu verdauen sein wird. Dies liegt jedoch nicht am harten Inhalt, sondern am deutlich komplexeren Handlungsaufbau, bei dem der Anspruch im Vergleich zum direkten Vorgänger arg gestiegen ist. Hier bestätigt sich dann auch die These, dass „Die Suche nach dem Auge der Welt“ letzten Endes nur eine groß angelegte Einleitung für die eigentliche Saga gewesen ist und erst mit Band numero zwo das opulente Epos richtig gestartet wird. Mir persönlich war zwar die etwas detailverliebtere, kontrolliertere Herangehensweise des eröffnenden Buches ein wenig lieber, aber weil sich an der Genialität der Weiterentwicklung der Erzählung nichts Grundlegendes geändert hat, teile ich auch weiterhin meine Begeisterung für diese gewaltige Serie.

„Die Jagd beginnt“ wird auf jeden Fall bestimmt durch das Mehr in allerlei Belangen. Damit begibt sich Robert Jordan zwar auf dünnes Eis, was die Fortsetzung betrifft, hat aber gleichzeitig auch die Chance, sich durch eine logische, zufrieden stellende Ausarbeitung der vielen neuen Sub-Plots als Ideengeber zu profilieren. Doch bevor es so weit ist, sollte man sich mit diesem Buch ausfühlich auseinander setzen und sich langsam aber sicher auf ein fulminantes, in seiner Tragweite schon enormes Finale vorbereiten! Hier zeigt sich nämlich dann wieder die ganze Klasse vom „Rad der Zeit“, doch mehr möchte ich dazu jetzt noch nicht sagen. Nur so viel: Entgehen lassen sollte man sich diese erhabene Story auch mit den kleinen Störfaktoren auf gar keinen Fall!

Taschenbuch: 784 Seiten
ISBN-13: 9783492700825

www.piper.de

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