Kate, Lauren – Engelsnacht

Genug der Vampire, jetzt gehen die Engel an den Start! Die junge Autorin Lauren Kate beginnt mit „Engelsnacht“ eine Fantasyreihe, die vor allem Fans der „Bis(s)“-Reihe ansprechen wird.

_Die siebzehnjährige Luce_ muss nach einem merkwürdigen Vorfall, bei dem ihr Freund Trevor ums Leben gekommen ist, auf das Internat Sword & Cross, das sich als Besserungsanstalt für psychisch Kranke und Vorbestrafte entpuppt. Die meisten ihrer Mitschüler sind ziemlich schräg, aber Luce ist auch nicht gerade ohne. Seit ihrer Kindheit sieht sie ständig Schatten um sich herum, die andere nicht wahrnehmen.

Sie lebt sich recht schnell ein und findet in der verrückten Arriane und der strebsamen Penn gute Freundinnen, in dem Punkmädchen Molly aber auch eine Feindin. Außerdem sind da noch zwei Jungen, Cam und Daniel. Beide sind attraktiv und machen Eindruck auf Luce, doch während Cam sich ihr gerade aufdrängt, weicht Daniel ihr aus und weist sie ab. Er ist unglaublich unfreundlich zu ihr, was ihn in ihren Augen aber noch attraktiver macht. Sie beginnt damit, über ihn zu recherchieren, weil sie mehr über ihn herausfinden möchte, doch keine der Informationen bringt sie wirklich weiter. Gleichzeitig wird Cam immer aufdringlicher. Fast schon zu aufdringlich, doch Daniel rettet sie aus einigen brenzligen Situationen – und offenbart dabei, dass sie mehr verbindet als Luce jemals gedacht hat …

_Der Schwerpunkt in_ Kates Roman liegt eindeutig auf der Romantik. Es gibt zwar einige Spannungselemente – das Geheimnis um Daniel und Cam, ein actionreiches Finale -, doch diese sind nur schwach ausgeprägt und werden auch nicht richtig ausgebaut. Ansonsten dreht sich das Buch, das aus Luces Perspektive erzählt wird, aber hauptsächlich um ihre Gefühle und Gedanken. Von diesen gibt es viele. Luce muss den Unfall mit ihrem Freund verarbeiten, sich an die neue Schule gewöhnen, neue Freunde finden und das erste Zusammentreffen mit Daniel stürzt sie in ein schreckliches Gefühlschaos. Ausgewalzt auf über 400 Seiten kann es da schon zu der einen oder anderen Länge kommen. Insgesamt fehlt es dem Aufbau noch etwas an klarer Linie und vielleicht auch etwas mehr Ausgewogenheit zwischen Romantik und Spannung.

Kate greift in ihrem Roman ein hinreichend bekanntes Thema auf: gefallene Engel. Dabei verzichtet sie weitgehend auf religiösen Ballast. Das bedeutet auf der einen Seite ein paar Längen weniger, auf der anderen wirkt das Buch an einigen Stellen allerdings etwas oberflächlich. Hinsichtlich des jungen Publikums ist dieses Vorgehen allerdings sicherlich das bessere.

Luce ist eine Figur, die, ähnlich wie Bella aus der „Bis(s)“-Reihe, viele junge Mädchen ansprechen wird. Sie ist auf der Suche nach sich selbst, muss Ereignisse aus ihrer Vergangenheit verarbeiten und muss sich mit der Liebe auseinandersetzen. Die inneren Konflikte, die dabei entstehen, beschreibt die Autorin sehr anschaulich in einer mitreißenden, leicht verständlichen Sprache. Bereits nach den ersten Kapiteln hat man sich ein gutes Bild von der Protagonistin gemacht, das auch bis zum Ende konsistent bleibt. Sie ist damit sicherlich nicht der originellste Charakter, aber sie ist interessant und lebendig und besitzt Potenzial.

_Ob sich dieses_ Potenzial auch in der von Lauren Kate geplanten Reihe fortsetzen wird, wird sich zeigen. „Engelsnacht“ hat hinsichtlich der Protagonistin und des verständlichen Schreibstils jedenfalls die richtigen Tendenzen. Die Handlung überzeugt allerdings noch nicht ganz. Etwas mehr Spannung und weniger Längen wären wünschenswert.

|Gebunden: 448 Seiten
Originaltitel: Fallen
Deutsch von Doreen Bär
ISBN-13: 978-3570160633|
http://www.cbt-jugendbuch.de

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