Kazumi, Yuana – Skydream Song

|Mana blickt aus dem Fenster. Vor ihr zieht sich eine Schlucht aus Hochhäusern dahin. Autos drängen sich auf den Straßen, eine Polizeisirene ertönt – Alltag in einer Großstadt. Nur der Himmel ist ungewöhnlich. Graue Rechtecke breiten sich bis zum Horizont aus. Eine gigantische Deckenplatte hängt über allem. Kein Wunder, denn die namenlose Stadt in Yuana Kazumis „Skydream Song“ liegt unter der Erde.|

Das neue Leben hier unten unterscheidet sich gar nicht so sehr von dem alten oben. Die Menschheit hat es einmal wieder geschafft, sich selbst an den Abgrund der Zerstörung zu treiben. Ein Krieg hat den Planeten verseucht. Den Überlebenden blieb nur eine Wahl, der Rückzug unter die Erde. Mana ist hier aufgewachsen. Obwohl es ihr gut geht und sie eigentlich alles hat, sehnt sie sich nach etwas Höherem. Sie hat noch nie in ihrem Leben Sonnenlicht oder den Himmel gesehen.

Nicht jeder hängt solchen Träumen nach. Wer sich realistisch gibt, hat die Hoffnung auf eine Rückkehr an die Erdoberfläche längst aufgegeben. So auch ihr Vater Kunio. Er hält solche Gedanken für sinnlos und töricht. Allerdings gibt es auch andere in Manas Umfeld, die die Sehnsucht nach dem Himmel teilen. Da ist zum Beispiel ihr Großvater, ein Wissenschaftler, der nach einem Weg hinauf ans Tageslicht forscht. Und nicht zuletzt der engelsgleiche Android Ciel. In ihm soll die Erinnerung an alte Zeiten schlummern. Sein wunderschöner Gesang lässt darauf schließen.

Als Ciel beschuldigt wird, Manas Großvater und ihre Eltern getötet zu haben, kommt die Geschichte ins Rollen. Das Mädchen selbst glaubt an die Unschuld ihres Androiden, sogar noch, als sich herausstellt, dass er ein gefährlicher Killerroboter aus dem Krieg ist. Ciel flüchtet. Er versteckt sich in dunklen Seitenstraßen, wo ihn das Mädchen Iku aufgreift. Sie und ihre Freunde sehnen sich ebenfalls nach dem Himmel. Gemeinsam versuchen sie, ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen.

Der neue One-Shot von |Carlsen| enthält zwei Geschichten der jungen Mangaka Yuana Kazumi: „Skydream Song“ und „Planet der blühenden Sterne“. Im ersten und längeren Teil dreht sich alles um den Androiden Ciel und seine Freunde, die den Himmel suchen. Im zweiten Teil ist die Hauptfigur sein Widersacher R, ein Android gleichen Typs. Beide Storys hängen eng zusammen. Sie ergänzen sich und bilden quasi Vorder- und Rückseite derselben Medaille. Kazumis Erzählstruktur zeichnet sich durch Tempo und Sprunghaftigkeit aus.

Das Aussehen der Figuren ist ausgesprochen konform. Große Augen, schmale Gesichter, wirres Haar. Schön anzusehen, aber eben nicht besonders innovativ oder einprägsam. Hinzu kommt eine innerliche Leere der Figuren, denn aufgrund der schnellen Erzählweise bleibt kaum Zeit für eine eingehende Charakterisierung. Mitfiebern lässt es sich da schwer.

Die Suche nach dem Himmel ist in Wahrheit eine Metapher für die Suche nach dem Glück. Die Jungen wollen etwas, was die Alten nicht mehr verstehen. Der Wunsch nach Freiheit spielt die tragende Rolle. Allerdings gestaltet Yuana Kazumi dieses Begehren ausgesprochen zaghaft. Von Revolution ist wenig zu spüren. Eine gute Abenteuergeschichte ist „Skydream Song“ nicht, dafür ist sie nicht spannend und lebhaft genug. Ein facettenreiches Sinnbild ist sie auch nicht, dafür fehlen Variationen des Themas. Die Suche nach dem Himmel wird so lange hin und her gewendet, bis sie niemanden mehr richtig interessiert. Zurück bleibt Verwirrung. Und der Rat, lieber etwas anderes zu lesen.

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