Kern, Claudia – Rache (Der verwaiste Thron 3)

Band 1: [„Sturm“ 5299
Band 2: [„Verrat“ 5765

_Ana ist in_ König Cascyrs Gefangenschaft geraten. Der machthungrige Mann hat es sich in den Kopf gesetzt, sie zu heiraten. Doch noch mehr als über Cascyrs Größenwahn ist Ana entsetzt über das, was sie in den unterirdischen Höhlen am Großen Fluss zu sehen bekommt. Fieberhaft wartet sie auf eine Möglichkeit zur Flucht …

Jonan sitzt in der Festung von Westfall fest, die von den Nachtschatten belagert wird. Doch während Schwarzklaue seine Krieger nur mit Daneels Hilfe bei der Stange halten kann, braut sich innerhalb der Festung eine andere, viel größere Gefahr zusammen …

Gerit ist es gelungen, Somerstorm zu erreichen und von den Nachtschatten seiner Heimatfestung als Verwalter akzeptiert zu werden. Eigentlich ist er mit seinem Leben wie es jetzt ist ganz zufrieden. Wäre da nicht diese seltsame Höhle, die sein Vorarbeiter Maccus in den Minen entdeckt hat. Und wäre da nicht der so grausam veränderte Rickard, den Gerit im Keller der Feste versteckt …

_Bei den Charakteren_ hat sich nichts Nennenswertes mehr getan, lediglich die Zusammensetzung der Gruppen hat sich noch einmal geändert, ehe die Wege fast aller Beteiligten in Somerstorm zusammenlaufen.

Ähnliches gilt für die Handlung, die auch diesmal fast ausschließlich daraus besteht, dass Leute sich von einem Ort zum andern bewegen, nur dass diesmal alle – mehr oder weniger direkt – zum selben Ort unterwegs sind. Eigentlich sollte das für eine gewisse Zuspitzung sorgen. Trotzdem wollte so etwas wie Spannung nicht so recht aufkommen. Zwar wird an einer Stelle beiläufig erwähnt, dass die Zeit drängt, allerdings ist davon im weiteren Verlauf nichts mehr zu spüren.

Auch andere Aspekte, die geeignet gewesen wären, dem Leser feuchte Hände zu verschaffen, bleiben merkwürdig nebensächlich. Dabei hat Claudia Kern mit der Vergangenen eine viel versprechende Antagonistin geschaffen, die genug Potenzial gehabt hätte, um die ganze Sache ein wenig aufzumischen. Stattdessen lässt sie diese Figur zu Beginn des Buches verschwinden und erst am Ende für den Showdown wieder auftauchen. Und auch Cascyr, der am Ende des zweiten Bandes so bedrohlich irre gewirkt hat, hätte bei einer weiteren Entwicklung in diese Richtung für etwas mehr Leben sorgen können, was er leider nicht getan hat. Schade!

Ein weiteres Manko war die Sparsamkeit in Bezug auf die Ausarbeitung von Details. Zwar erfährt der Leser letztlich doch noch einiges, so über Daneel, Jonan und auch über die Vergangenheit des Kontinents, allerdings bleibt es lediglich bei groben Skizzen, was letztlich nur zu neuen Fragen führt, zum Beispiel derjenigen, wie es den Nachtschatten möglich war, Magie anzuwenden. Oder wie es sein konnte, dass eine der Vergangenen, die doch offiziell vernichtet waren, wiedererwachen konnte. Und dass die Meister offenbar die ganze Zeit die Wahrheit über die Vergangenen wussten, wirft die Frage auf, wie es zu solch einer Diskrepanz zwischen historischen Tatsachen und offizieller Geschichtsschreibung kommen konnte. Auf keine dieser Fragen gibt die Autorin eine Antwort. Und auch viele andere Fragen bleiben unbeantwortet, zum Beispiel, wie Rickard in die geheime Kammer innerhalb der Mienen gekommen ist, ohne von einer der Wachen oder den Arbeitern bemerkt zu werden.

Das ganze Buch wirkt so, als hätte die Autorin es schrecklich eilig gehabt. Das gesamte Geschehen wird so zügig erzählt, dass es am Leser regelrecht vorbei rauscht. Der Zwischenfall bei Aroon, dem Wirt, das Zusammentreffen mit den Bur oder dem Sklavenhändler, all diese Stationen werden bestenfalls gestreift, teilweise haben sie nicht einmal größere Auswirkungen auf die Handlung. Falls sie dazu dienen sollten, die Geschichte spannender zu gestalten, dann ist das misslungen, denn dazu bleiben sie viel zu oberflächlich. Das gilt selbst für den Schluss. Obwohl Claudia Kern gleich zwei Höhepunkte eingebaut hat, verpuffen beide nahezu spurlos, obwohl ich die Idee der Falle in der Feste Somerstorm gar nicht mal schlecht fand.

_Bleibt zu sagen_, dass ich von diesem letzten Teil des Zyklus ein wenig enttäuscht war. Die Autorin hat jede Menge Potenzial verschenkt, sowohl bei den Personen als auch im Entwurf der Welt, die Handlung wirkt wie eine lose Aneinanderreihung kleiner, in sich abgeschlossener Zwischenfälle ohne echten Zusammenhalt oder innere Abhängigkeiten. Dem gesamten Buch fehlt es an Tiefe und Intensität. Letztlich konnte der Zyklus nicht halten, was der erste Band versprach.

_Claudia Kern_ lebt in Bonn und ist in vielen Bereichen tätig. Unter anderem ist sie Mitbegründerin von |Space View|, war Serienredakteurin beim Fernsehen, schreibt für Computerspiele und arbeitet als Übersetzerin. Auch für Conventions ist sie tätig, zum Beispiel für |FedCon|.

|Taschenbuch: 384 Seiten
ISBN-13: 978-3442244225|
http://www.claudiakern.com
http://www.blanvalet-verlag.de

_Außerdem von Claudia Kern auf |Buchwurm.info|:_

[„Anno 1701: Kampf um Roderrenge“ 4436
[„S.T.A.L.K.E.R. – Shadow of Chernobyl, Bd. 1: Todeszone“ 3555

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