Kirstein, Rosemary – verschwiegene Steuermann, Der (Die Expedition der Steuerfrau 3)

Buch 1: [„Das magische Juwel“ 2183
Buch 2: [„Das Geheimnis des Saumländers“ 2200

Rowan ist von den Binnenländern nach Alemeth gekommen. Im Annex, der Außenstelle des Ordens, will sie nach Hinweisen suchen, um herauszufinden, wo Slado sich aufhält. Allerdings befindet sich der Annex in einem chaotischen Zustand. Mira, die Steuerfrau, die ihn hätte verwalten sollen, hat sich keinen Deut darum gekümmert, und Rowan kann sie nicht einmal dafür anbrüllen, weil sie inzwischen gestorben ist.

Schon bald jedoch verblasst das Problem des Sortierens angesichts der Tatsache, dass in Alemeth Dämonen auftauchen, Lebewesen, die eigentlich im Saumland heimisch sind und in den Binnenländern weder geeignetes Wasser noch geeignetes Futter finden. Die Bewohner Alemeths lernen bald, die Dämonen wirkungsvoll zu bekämpfen. Einer der Eifrigsten ist Janus, ehemaliger Steuermann und Rowans Freund aus Ausbildungstagen. Dann kommt der Tag, an dem eine ganze Gruppe Dämonen nach Alemeth kommt, zu viele, um ihrer Herr zu werden. Sie schnappen sich Janus und verschwinden.

Gemeinsam mit Steffie, einem jungen Burschen, der ihr im Haushalt hilft, macht Rowan sich daran, die Dämonen zu verfolgen …

|Allerlei Volk|

Die Binnenländer sind ein völlig anderes Völkchen als die Saumländer. Sie sind vernünftig und bodenständig, aufgeschlossen, gesellig und feiern gern. Mira kam diesem Wesenszug entgegen, war ebenfalls leutselig und liebte es, zu klatschen und einen über den Durst zu trinken. Rowan ist völlig anders, weshalb die Alemether zunächst so ihre Vorbehalte haben, die nach dem Sieg über den ersten Dämon jedoch rasch schwinden.

Steffie dagegen hat von Anfang an einen guten Draht zu Rowan. Er ist nicht der Allerschnellste, dafür aber unvoreingenommen, und er besitzt Beobachtungsgabe. Sein schlichtes Gemüt ist frei von Eigennutz und Unaufrichtigkeit. Er ist Rowan, die Bel schmerzlich vermisst, eine große Unterstützung, nicht nur, weil sie mit ihm reden kann, sondern auch, weil er sie vor denjenigen Einwohnern in Schutz nimmt, die dazu neigen, schlecht von Rowan zu denken.

Rowans schlechter Ruf basiert nicht unbedingt nur auf ihrer etwas spröden Art. Janus hilft mit ein paar gelegentlichen Bemerkungen kräftig nach. Dabei will er Rowan nicht wirklich etwas Böses. Aber es ist klar, dass er ihr etwas verheimlicht, er wirkt zerrissen und fahrig, und auch seine gelegentliche, aufgesetzte Fröhlichkeit kann darüber nicht hinwegtäuschen. Und schließlich findet Rowan heraus, dass er lügt. Für Rowan ist es eine äußerst schmerzliche Erkenntnis, dass sie ihrem früheren Freund offenbar nicht mehr trauen kann.

Nicht minder schmerzlich ist diese Erkenntnis für Zenna, die als Ersatz für Mira aus Wulfshafen gekommen ist. Zenna hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Bel. Sie ist ungeheuer zäh – trotz eines fehlenden Beines hat sie gelernt, wieder zu rennen – und lässt sich genauso wenig dreinreden. Im Gegensatz zu Rowans eher einzelgängerischem Wesen kann Zenna recht gut mit Menschen umgehen. Als Matrosin auf einem Schiff aufgewachsen, ist sie genau die Richtige, um Rowan nach Süden zu begleiten und Steffie das Segeln beizubringen, wovon sie sich auch durchaus nicht abbringen lässt.

|Die Dämonenwesen|

Abgesehen von dem Geheimnis um Janus stehen die Dämonen diesmal im Mittelpunkt. Die Bezeichnung Dämonen legt eine unstoffliche, magische Wesenheit nahe, was aber irreführend ist. Dämonen sind fremdartige, aber stoffliche Wesen, die nichts mit Magie oder Übersinnlichkeit zu tun haben. Für Rowan sind sie Tiere, und es ist nur logisch, dass sie einen seziert, um möglichst viel über diese unbekannte Lebensform herauszufinden. Am meisten beschäftigt sie jedoch die Frage, warum die Dämonen so hartnäckig in ein für sie derart lebensfeindliches Gebiet vordringen. Als Janus entführt wird, ist Rowan sicher: Die Dämonen werden von Slado geschickt! Sie haben Janus entführt, weil er etwas über Slado herausgefunden hat!

Die Expedition in unbekannte Gewässer ist schwierig, aber nichts im Vergleich zu dem, was Rowan an Land erwartet. Das Land ist karg und fremdartig, und vieles von dem, was Rowan vorfindet, ergibt keinen Sinn. Als sie schließlich auf Dämonen stößt, macht sie eine Entdeckung, die alle ihre Vermutungen und Schlussfolgerungen über den Haufen wirft. Es gelingt ihr, Janus zu finden. Doch obwohl dieser einst ein Steuermann war, scheint er nicht in der Lage, die Bedeutung ihrer Entdeckung gedanklich zu erfassen, geschweige denn, dass er bereit wäre, Konsequenzen daraus zu ziehen …

|Charakterbilder und Gesamteindruck|

Die Charakterzeichnung ist gut gelungen, das gilt für jeden einzelnen Einwohner von Alemeth, ganz gleich, wie häufig er auftaucht. Bürgerwehr und Kaufleute, das Getratsche am Waschtag, die undifferenzierten, voreingenommenen Sichtweisen von Gwen auf der einen, Steffies erwachendes Interesse an den Logbüchern der Steuerfrauen und den darin enthaltenen Abenteuern auf der anderen Seite, das alles zeichnet ein lebendiges, realistisches Bild einer Kleinstadt. Dazu kommen Janus‘ Verstörtheit, die schon an eine Manie grenzt, und sein eigenartiges Verhalten …

Die Handlung braucht ein Weilchen, um in Schwung zu kommen, hält dann aber, im Gegensatz zum zweiten Band, den Leser etwas mehr bei der Stange. Rowan will unbedingt Slados Festung finden und hofft, dabei nicht nur Janus zu befreien, sondern auch eine Menge Antworten auf ihre drängenden Fragen zu erhalten. Der Weg dorthin sowie die Funde am Rand des Weges sind interessant beschrieben und schüren die Neugier. Die Verwirrung, die Rowan bei ihrer Entdeckung empfindet, wird gut rübergebracht. Leider stellt sich letztlich heraus, dass der Leser am Ende des Bandes noch immer keinen Deut weitergekommen ist! Die Autorin geht schon äußerst sparsam mit ihren Informationen um.

Das Niveau ist demnach ziemlich gleich geblieben, allerdings war die Geschichte diesmal frei von Durchhängern, wenngleich das Ergebnis am Ende zwar ein wenig überraschend, aber – im Hinblick auf Fortschritte – auch ein wenig enttäuschend war. Die Ereignisse stehen ziemlich außerhalb des ursprünglichen Kontextes und laufen Gefahr, zur nebensächlichen Abschweifung zu werden, es sei denn, die Autorin findet im vierten Band noch einen Weg, das Geschehen des dritten Bandes mit sinnvollen Auswirkungen in die weiterführende Handlung einzuflechten.

Rosemary Kirstein ist Amerikanerin und hat schon in den unterschiedlichsten Berufen gearbeitet. Außerdem ist sie in der Folk-Szene aktiv, spielt Gitarre und singt. Die einzelnen Bände ihres Zyklus |Die Expedition der Steuerfrau| sind mit teilweise erstaunlichem zeitlichem Abstand entstanden. Der jüngste Band „The language of power“ erschien 2004, das Erscheinen der deutschen Übersetzung unter dem Titel „Die Sprache der Macht“ ist für Januar 2007 vorgesehen.

Band 4: [„Die Sprache der Macht“ 3251

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