Konopatzki, Sigrid & Filz, Sylvia – Bürozicken

_Der nicht ganz normale Büroalltag …_

… der herrscht bei Anne und Hella, die gemeinsam mit der 33-jährigen Daniela im imposanten Vorzimmer von Dr. Heimer arbeiten und so allerlei Geschichten im Büro und mit ihren Kollegen erleben. Daniela arbeitet seit der Geburt ihrer zweiten Tochter nur noch vormittags, doch das ist Hella und Anne immer noch lieber als die unbeliebte und einschleimende Schwangerschaftsvertretung. Zu dritt lästern sie gern über ihre Chefs und vor allem über die Leiterin der Finanzabteilung Evelyn Sauher-Seidel, die sich mit all ihren Äußerungen und ihrem penetranten Aufforderungen im gesamten Kollegenkreis nicht eine Freundin macht. Doch auch Hella, die nach ihrer Scheidung für ihre Kolleginnen kein nettes Wort übrig hat, heißt hinter ihrem Rücken nur „Hella Wahnsinn“. Besonders auf Mai Schubert hat sie es abgesehen – eine ausgesprochen attraktive Thailänderin. Ausgerechnet bei deren Hochzeit hat nämlich ihr eigener Ehemann eine neue Frau kennen gelernt und Hella kurzerhand verlassen. Das hat Hella immer noch nicht überwunden und gibt nach wie vor Mai dafür die Schuld.

Nur noch Anne hält zu Hella, doch als diese erfahren muss, dass Hella eine ganz besondere E-Mail von ihrem Schwarm Simon Moninger aus der Grafikabteilung aus völlig egoistischen Gründen gelöscht hat – und das, obwohl Hella doch genau weiß, dass Anne mehr als nur ein Auge auf Simon geworfen hat – droht der einstigen Freundschaft das Aus. Hella wird immer mehr abgekanzelt und verscherzt es sich schlussendlich bei einer Fahrstuhlpanne mit der einzigen Person, die noch zu ihr hält, obwohl sie diesen Mann doch eigentlich ausgesprochen attraktiv und anziehend findet …

Und so muss Hella, nachdem sie all ihre Fehler vor Augen gehalten bekommen hat, versuchen, ihre Freundschaften zu retten. Doch ob es dafür nicht schon zu spät ist …??

_Der ganz normale Wahnsinn_

Sigrid Konopatzki und Sylvia Filz schildern in ihrem zweiten gemeinsamen Roman den nicht ganz alltäglichen Büroalltag, der ganz dominiert ist von Frauen, die zwar gemeinsam arbeiten, aber doch allerlei Fehden austragen und sich manchmal am liebsten die Augen auskratzen würden. Da gibt es in der Tat die ganz klassisch klischeebesetzten Oberzicken, die kein gutes Haar an ihren Kolleginnen und Chefs lassen können. Aber daneben gibt es natürlich auch ausgesprochen sympathische Frauen, wie z. B. Anne, die sich nichts mehr wünscht als den richtigen Mann an ihrer Seite. Und den scheint sie in Simon Moninger auch gefunden zu haben – zumindest weiß bereits die gesamte Belegschaft, dass sie „heimlich“ in ihn verliebt ist. Aber es will nicht so recht klappen mit den beiden – zumal sich dann auch noch Hella einschaltet und die aufkeimende Liebe zwischen den beiden torpediert. Anne ist eine Frau ganz aus dem Leben gegriffen, die sehr sympathisch rüberkommt und der man von ganzem Herzen wünscht, dass sie mit Simon glücklich werden wird. Ganz nebenbei wimmelt sie auch noch einen ungeliebten Verehrer ab (der eigentlich aber sehr nett ist) und verkuppelt ihn kurzerhand mit einer Kollegin, die in Annes unerwünschtem Verehrer den Mann fürs Leben findet. Obwohl Anne immer eine Spitze gegen Evelyn Sauher-Seidel auf den Lippen hat, bleibt sie anderen Kolleginnen und ihren Chefs gegenüber doch loyal und sammelt dadurch immer mehr Sympathiepunkte.

Ganz im Gegensatz zu Hella, die einem zu Beginn eigentlich von einer Szene zur nächsten immer unsympathischer wird, da sie nichts anderes kann als lästern und da sie immer nur an sich selbst denkt. Und dabei ist sie doch im Grunde genommen einfach nur eine sehr unglückliche Frau, die immer noch der gescheiterten Ehe hinterher trauert und die Schuld an diesem Verlust auf andere abwälzen will, weil sie nicht die Kraft hat, die Fehler bei sich selbst zu suchen. Hella macht in dem Buch die wohl größte Wandlung durch, denn zunächst wirkt sie wie die selbstbewusste Frau, die alles kann und alles besser weiß und daher allen Grund hat, über andere nur zu lästern, doch dann fällt sie so tief, dass sie zunächst gar nicht weiß, wie sie sich aus dieser Grube wieder herausschaufeln soll. Mit aller Kraft versucht sie, ihre Fehler wieder gutzumachen und sich zu besser. Ob ihr das wohl gelingen wird?

Jede einzelne Figur in diesem Buch bringen die beiden Autorinnen einem so nah, dass man sie bildhaft vor Augen hat. Und dabei können die beiden aus einem großen eigenen Erfahrungsschatz schöpfen. Und so zeichnen sie Figuren, die aus dem Leben gegriffen wirken und sehr menschliche Eigenarten besitzen. Es sind Figuren wie du und ich, sodass man sich sofort in die Geschichte hineinversetzt fühlt, weil sie tatsächlich genauso im Büro um die Ecke passieren könnte.

_Herzerfrischend_

Wie schon in ihrem gelungenen Debütroman überzeugen die beiden Autorinnen durch ihren (herz-)erfrischenden Schreibstil. Ihre Geschichte kommt aus dem Herzen, die beiden sind mit all ihrem Herzblut dabei und das merkt man ihrem Buch auch an. Sigrid Konopatzki und Sylvie Filz haben einen lebendigen Schreibstil, der einen von der ersten Seite an mitreißt und einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Die beiden Autorinnen unterhalten einen nicht nur von der ersten bis zur (viel zu schnell kommenden) letzten Seite, sondern sie erwärmen einem auch das Herz dabei. Natürlich sind Frauen die eindeutige Zielgruppe für dieses Buch, aber das ist auch gut so, denn so können die beiden Autorinnen sich ganz darauf konzentrieren, diese Zielgruppe bestens zu bedienen.

Selten fühle ich mich beim Lesen in einer Geschichte so wohl, selten fühle ich so mit den Charakteren mit und habe das Gefühl, am Ende gute Freundinnen verlassen zu müssen, wie in diesem Buch. Es ist eine herzerwärmende Geschichte, die natürlich auch das eine oder andere Happy End bereit hält, aber das ist auch gut so, denn eine Katastrophe am Ende würde man den Autorinnen nach der schönen, amüsanten, aber auch durch die menschlichen Schicksale realistischen Geschichte wohl übel nehmen. Was die beiden auszeichnet, ist, dass sie genau die richtige Mischung finden aus realistischen Schicksalen, die einem ans Herz gehen, und Geschichten, die gut ausgehen. Denn es ist beileibe nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen in „Bürozicken“, eine Kollegin hat zuhause ein schweres familiäres Schicksal zu tragen, das sie sich – im Gegensatz zu Hella – auch nicht selbst eingebrockt hat, aber das ihr schwer zusetzt.

_Zickig, aber genial_

Sigrid Konopatzki und Sylvia Filz haben mich auch mit ihrem zweiten gemeinsamen Roman schlichtweg begeistert. Im Nu hatte ich das Buch durchgelesen, weil ich völlig die Zeit dabei vergessen hatte. Ich war völlig in der Erzählung versunken und habe beim Lesen ganz tolle und spannende Charaktere kennen gelernt, von denen ich mich nur schwer verabschieden konnte. Von diesen beiden Autorinnen möchte man auf jeden Fall noch mehr lesen!

|Taschenbuch: 247 Seiten
ISBN-13: 978-3862543694|

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